Von Guiyang nach Rongjiang 榕江县

Nach wie vor in den Bergen erreiche ich zwei Tage später Fengshan. Abends möchte ich in dem kleinen Restaurant meiner Unterkunft essen. Dort treffe ich auf fünf Frauen und einen Mann, die nach dem Besuch des Grabes der verstorbenen Großmutter gemeinsam essen.
Sie laden mich ein, an ihrem runden Tisch zu sitzen und mit ihnen zu essen. Mit dem Getränk, das ich spendiere, prosten sie mir vor jedem Schluck fröhlich zu. Neben dem Reis werden vier weitere Schüsseln aufgetischt, aus denen wir uns in unsere kleinen Schalen umfüllen. Das Essen ist wirklich lecker.
Beim Bezahlen lehnen die sechs meinen Beitrag strikt ab, und auch das Bier, zu dem ich eingeladen hatte, darf ich nicht bezahlen!
Nach der üblichen Fotosession verabschieden wir uns, und sie fahren die etwa 130 Kilometer lange Strecke zurück nach Guiyang, wo sie wohnen.

Einladung zu gemeinsamem Essen

Einladung zu gemeinsamem Essen

Blick aus meinem Zimmer in Fengshan

Blick aus meinem Zimmer in Fengshan

Am nächsten Morgen geht es auf staubiger Straße weiter. Wenn ich überholt werde, kann ich kaum mehr etwas sehen.

Ein Lkw überholt

Ein Lkw überholt

Wasserbüffel vorm Pflug

Wasserbüffel vorm Pflug

Wasserbüffel sind in erster Linie Zugtiere. Aufgrund ihrer Kraft und ihrer Vorliebe für Wasser sind sie besonders für die Arbeit in überschwemmten Reisfeldern geeignet. Der Reisanbau Südostasiens wäre ohne die Haustiervariante des Wasserbüffels  kaum denkbar. Büffelmilch hat einen etwa doppelt so hohen Fettgehalt wie unsere Kuhmilch, wenngleich der Milchertrag der Hausbüffel meist gering ist.

In Lushanzhen sehe ich erstmals ein für mich lesbares Hinweisschild auf Kaili, das mich nach rechts weist. Eigentlich muss ich geradeaus über eine anstrengende serpentinenreiche Straße weiterfahren. Sicherheitshalber frage ich einen Ortskundigen, der das Abbiegen nach rechts bestätigt. Und tatsächlich, nach wenigen Kilometern fahre ich – statt im Wechsel bergauf und bergab – entspannt und leicht bergrunter durch einen etwa drei Kilometer langen Tunnel, um dann auf die Straße zu treffen, die aus den Serpentinen kommt, welche ich mir somit erspart habe – wie wunderbar! Ich bin bereits kurz vor Kaili.
In dieser Gegend gibt es überwiegend Holzhäuser.

Erste Holzhäuser

Erste Holzhäuser

Kaili liegt 200 Kilometer östlich von Guiyang und ist eine kompakte und sehr freundliche Stadt, aber wirklich nicht viel mehr als ein Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Minderheitendörfern. Aus diesem Grund bleibe ich zwei Tage hier.
In der Nacht regnet es, und ich kriege meine gewaschenen Klamotten kaum trocken.

Mehrzweckfahrrad

Mehrzweckfahrrad

Auf dem Weg nach Xijiang

Auf dem Weg nach Xijiang

Vom Busbahnhof aus fahre ich am Morgen mit einem kleinen Bus eine knappe Stunde bis Xijiang. Der Bus ist voll.  CITS  – China International Travel Service – soll laut Lonely Planet geführte Touren in verschiedenen Sprachen anbieten, aber das trifft hier nicht zu.
Direkt vor mir sitzt ein junges Pärchen. Er spricht mich an, will wissen, aus welchem Land ich komme und nennt daraufhin gleich einige deutsche Städte wie Hamburg, Berlin, München – er scheint informiert zu sein. Das habe ich in China noch nicht erlebt. Die meisten Chinesen wissen nicht einmal, wo Deutschland liegt, und normalerweise zeige ich es ihnen dann auf einer kleinen Weltkarte.
“Sir, you are hungry”, sagt der junge Mann und reicht  mir eine kleine luftdichte Verpackung mit diesen knallharten Erdnüssen. Ich nehme sie gern und bedanke mich.

Miao-Dorf Xijiang

Miao-Dorf Xijiang

Straße in Xijiang

Straße in Xijiang

Die Miao sind eine indigenes Volk, was soviel bedeutet wie „in ein Land geboren“ und den besonderen Bezug zu ihrer natürlichen Umwelt ausdrücken soll. Sie leben hauptsächlich in den bewaldeten Berggebieten Südchinas.

Xijiang

Xijiang

Das Qian Hu Miao Dorf (Xijiang) liegt am Fuß des Leigong-Berges. Es besteht aus einem Dutzend von natürlichen Weilern und ist das weltweit größte Miao-Dorf. Xijiang ist bekannt für seine Stickereien und Silberschmiedereien; die Miao glauben, dass Silber böse Geister vertreibt.
Es ist einer dieser Schätze: Reisfelder, Nebel, Holzhäuser, Wasserbüffel und so.

Xijiang

Xijiang

Straße in Xijiang

Straße in Xijiang

Dieses Dorf hat über 1.000 Haushalte, so heißt es “Miao-Zhai aus Tausenden Haushalten”.

Reisfeld und Neubau

Reisfeld und Neubau

Friseur in Miao-Dorf

Friseur in Miao-Dorf

Im Museum gefunden: Miao-Tracht

Im Museum gefunden: Miao-Tracht

Junge Hunde zum Verkauf auf dem Markt, im 2. Korb mit Federvieh

Junge Hunde zum Verkauf auf dem Markt, im 2. Korb mit Federvieh

Markt in Xijiang

Markt in Xijiang

Das ist ein typischer chinesischer Markt: das Gemüse liegt häufig auf einer Unterlage auf dem Boden.

In den folgenden Tagen radele ich an mehreren Miao-Dörfern vorbei, die zwar nicht touristisch sind, aber ebenso schön aussehen.

Ein anderes Miao-Dorf

Ein anderes Miao-Dorf

Blick auf das Dorf

Blick auf das Dorf

Wasserfälle

Wasserfälle

Noch ein Miao-Dorf

Noch ein Miao-Dorf

Ich komme nach Leishan und werde hier übernachten.

Prunkvolles Gebäude in Leishan

Prunkvolles Gebäude in Leishan

Stadtzentrum Leishan

Stadtzentrum Leishan

Stadtansicht mit Wasserrädern

Stadtansicht mit Wasserrädern

Ein Hang voller Terrassen

Ein Hang voller Terrassen

Ein Auto hält, und drei Frauen schenken mir eine Frucht. Das ist ja nett gemeint, aber ich  kann nichts damit anfangen. Folglich schält man sie mir.

Ich bekomme eine mir unbekannte Frucht geschenkt

Ich bekomme eine mir unbekannte Frucht geschenkt

Geöffnete Frucht

Geöffnete Frucht

Ich zerteile die Frucht mit dem Messer, und gemeinsam essen wir sie.

Hm, schmeckt lecker!

Hm, schmeckt lecker!

Später kriege ich doch noch raus, dass es eine Drachenfrucht ist, die zu etwa 90 Prozent aus Wasser besteht und daher relativ kalorienarm ist. Die Drachenfrucht ist reif, wenn sie pink leuchtet und auf leichten Druck nachgibt. China gehört zu den Hauptanbauländern dieser Kakteengewächse.

 

Terrassen oben in den Bergen

Terrassen oben in den Bergen

Hoch in den Bergen

Hoch in den Bergen

Nach 66 Kilometern in dieser Bergregion erreiche ich erschöpft aber glücklich ob all der Ausblicke und Begegnungen Rongjiang.

6 Gedanken zu „Von Guiyang nach Rongjiang 榕江县

  1. Elke aus Gambia

    Hi Frank,
    jetzt bist du ja schneller als der Schall mit deinen Berichten 😉 . Hab gestern mal auf die Karte geschaut und noch keine neuen Streckenmarkierungen gesehen, und heute wieder ein neuer Bericht !!! Einfach toll, was du alles erlebst und auch durchmachst….ist bestimmt oft anstrengend aber auch schoen. Jetzt hast du nach 5 Tagen Luxusreise auf dem Grossen Fluss mal wieder ein paar Tage Muehsal und ShitWetter gehabt, Berg- und Talfahrt, Stress mit Visaverlaengerung, Polizei usw.. Ich wuensche dir, dass dir die Sonne endlich mal beim Fahren ins Gesicht lacht, staubfreie Strecken und immer gute Unterkuenfte, in denen du deine mueden Knochen ausruhen kannst…..alles weitere klappt jetzt ja scheinbar….grins 😀
    Vielen Dank fuer die schoenen, lehrreichen Berichte und die wundervollen Fotos. Bin schon jetzt gespannt, wie es weitergeht…..hab versucht, deinen letzten Weg auf der Sat-Karte nachzuverfolgen, war’n ganz schoenes Zickzack, aber ich glaub, du bist auf dem Weg zum Meer……
    Halt die Ohren steif und bis demnaechst.

    Antworten
  2. Christian aus Muenchen

    Hey Frank, es erstaunt mich ein wenig dass du noch nie Pitahaya gegessen hast 😉 ich wuensche Dir weiterhin ne gute Fahrt. Leider werde ich Borneo verlassen bevor sich unsere Wege hier in der Gegend kreuzen können.

    Antworten
  3. Doris Danielsen

    Hallo Frank bin ja gerade in Löhne zur Kur und fahre heute zun Deiner Mutter ist ja Muttertag. Hoffe es geht Dir weiterhin gut. Habe heute morgen mit Katrin telefoniert. Wie schön, dass ich hier Deine Seite
    empfangen kann, so bin ich auch ein etwas bei Dir . Ich werde Dich jetzt verfolgen und ab u. zu schreiben.
    Alles Liebe Doris

    Antworten
  4. Klaus aus Kleinenbremen

    Hallo Frank, ich habe lange nichts mehr geschrieben. Aber ich verfolge deine Reise in China ständig. Beinahe täglich schaue ich nach, ob es etwas neues von deiner Weltreise gibt. Du hast ja in China schon eine gewaltige Strecke bewältigt, obwohl du immer wieder Pausen für Besichtigungstouren eingelegt hast.
    Ich bewundere dich, wie du auch oft bei vielen Schwierigkeiten nicht aufgibst. Das du auch trotz der langen fahrten immer noch Zeit findest, die Erlebnisse die du hast, zu notieren und mit den Bildern versehen, uns zur Freude und zur Teilhabe an deiner langen Reise ins Internet zu bringen. Ich freue mich immer wenn ich die Bilder sehe und weiß, das es dir gut geht.
    Lass uns auch weiterhin an deinen Erlebnissen deiner Weltreise teilnehmen.
    Liebe Grüße aus Kleinenbremen.
    Klaus

    Antworten
  5. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank!
    Vielen Dank für deinen Bericht vom 9. Mai mit dem schönen Bild vom Wasserbüffel und den vielen anderen gelungenen Fotos. Wir verfolgen ja gerne deine abenteuerliche Reise. Dennoch, die vielen Strapazen mit der Überwindung von Bergen, Auseinandersetzungen mit Staub, Regen, ungewöhnlichen Speisen, und … das muss doch ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, Aber du wirst ja immer wieder versöhnt mit den Begegnungen freundlicher Menschen und behältst dabei den Schwung. Wer hätte das gedacht, weit weg von Celle und auch dort gibt es nette Begegnungen? HIer in Celle ist es seit einigen Tagen kühl, windig und unbeständig. Regen und Sonnenschein wechseln. In dieser Hinsicht versäumst du also nicht viel.
    Bist du nicht in Versuchung geraten, einen kleinen Hund zu kaufen, von denen welche auf dem Markt angeboten wurden. Der hätte dir doch gut Gesellschaft geleistet.
    Um dein Fahrrad mit Fahrer und Gepäck über die Berge zu ziehen, dazu wäre der kleine Vierbeiner wohl zu schwach.. Für diesen Zweck wäre ein Wasserbüffel wohl ehrer geeignet.
    Nun wünschen wir dir weiterhin eine gute Fahrt, viel Freude und Schwung.
    Wir freuen uns auf deinen nächsten Report.
    Es grüßen die Wietzenbronxer Adolf, Leni, Kathrin und Felix

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  6. Bianca

    Uffff….
    da bin ich wieder. Stelle fest: du fährst schneller als ich lesen kann (-;
    Soll ich dir erzählen von meiner Woche, die ich auf Sylt geurlaubt habe?
    Nein! Laaaaaangweeeeiiiilig! Gäääähn! Da kann ich nicht mithalten, denn außer viel am Strand spazieren gehen, noch vieler essen und noch viel vieler f(v)aul sein, passiert da nicht viel (so viele viels).
    Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich heimlich beneide!
    Danke für die schönen Bilder und Erlebnisse, über die du uns allen Mitlesern berichtest, ich glaube, wir können es kaum erwarten, wieder Neues von dir zu lesen.
    Bleibe gesund und munter und…hält ein Polizist einen Vampir auf einem Fahrrad an und fragt: „Na, haben Sie Alkohol getrunken?“ „Nein“, antwortet der Vampir, „nur ein Radler.“

    Über Dritte werde ich Freitag von dir hören!

    Beste Grüße
    Bianca

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