Von Huế fahre ich nach Lăng Cô ans Meer.
Vor der Halbinsel Son Tra blicke ich beim Abendessen sitzend auf die Lagune.
Ich habe seit langem einmal wieder Höhenmeter zu überwinden, den Hải Vân Pass, auch Seewolkenpass. Kurz vor dem Pass fängt es an zu tröpfeln, sodass ich in einem Guest house, vor dem ich Pause mache, übernachte und erst am folgenden Morgen den Pass angehe.
Dieser überquert den ins Meer hineinragenden Ausläufer des Truong-Son-Gebirges und bildet die natürliche Grenze und Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam. Mit einer Länge von etwa 20 Kilometern erreicht er eine Höhe von 496 Metern. Die Bahnstrecke zwischen Hà Nội und Hồ Chí Minh Stadt mit vielen Tunneln folgt der schönen, einsamen Küste.
Im 15. Jahrhundert war dieser Pass die Grenze zwischen Vietnam und dem Königreich Champa. Bis zum Vietnamkrieg war die Gegend dicht mit Wald bewachsen. Auf dem Gipfel steht ein mit Einschusslöchern übersätes französisches Fort, das südvietnamesische und US-Truppen als Bunker nutzten.
Am Gipfel lässt es sich eine Weile aushalten, denn die Aussicht lohnt sich wirklich. Leider muss man sich laut Lonely Planet ganzer Horden hartnäckiger Verkäufer und zwielichtiger Geldwechsler erwehren, und tatsächlich werde ich mehrfach angesprochen.
Vor neun Jahren wurde der mehr als sechs Kilometer lange Hải Vân Tunnel eröffnet. Motorräder und Fahrräder sind jedoch im Tunnel verboten, und außerdem hätte ich diese atemberaubende Aussicht verpasst.
Die Abfahrt mit einem 10 %-igen Gefälle ist super!
Ich komme nach Đà Nẵng, eine Großstadt mit einer Million Einwohner und einem Naturhafen, der die Stadt einst zu einem wichtigen Handelspunkt am Pazifischen Ozean machte.
In Hội An treffe ich einen freundlichen Sechzigjährigen, der ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs ist. Er bringt mich zu dem Hotel, über das ich im Lonely Planet gelesen habe. Als ich ihm erzähle, dass ich auf dem Weg nach Hồ Chí Minh Stadt bin, schaut er ganz sehnsüchtig und will am liebsten mitfahren.
Einst war der Hafen in Hội An der größte in Südostasien, und er gilt als ein Hafen der Seidenstraße.
Hội An verlor besonders im 18. Jahrhundert mehr und mehr an Bedeutung, und mit der zunehmenden Versandung des Hafens mussten die immer größeren Handelsschiffe in den Hafen von Đà Nẵng ausweichen. 1930 wurde die Eisenbahn an Hội An vorbei gebaut.
Allerdings hat die Stadt diesem Niedergang den Erhalt des historischen Stadtbildes zu verdanken, und die Altstadt ist die einzige, die im Vietnamkrieg unzerstört blieb.
1999 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, da sie als gut erhaltenes Beispiel eines südostasiatischen Handelshafens aus dem Zeitraum vom 15. bis zum 19. Jahrhundert gilt, deren Gebäude eine Verschmelzung einheimischer und fremder Einflüsse, vor allem dem Stil südchinesischer Kleinstädte, zeigen.
Der Bau der Chùa Cầu über einen Nebenfluss des Thu Bon vereinigte zwei historische Stadtviertel, das chinesische und das japanische. Von 1593 bis 1595 wurde die später mehrfach zerstörten Brücke von Kaufleuten einer wohlhabenden japanischen Handelsgilde erstmals gebaut.
Im Jahr des Affen 猴 begonnen wurde der Brückenbau im Jahr des Hundes 戌 fertiggestellt. Darauf weisen steinerne Portalfiguren an den beiden Zugängen hin. Die heutige Form der Brücke geht auf das Jahr 1763 zurück; dabei entstand vermutlich auch die kleine Brückenpagode. Die Holzbrücke überstand die Zeiten trotz mehrfacher Zerstörungen weitgehend unverändert und gilt als das Wahrzeichen der Stadt Hội An.
Erbaut 1653 ist der Quan Công Miếu Tempel einem verehrten chinesischen General gewidmet; im Innenhof ein Zierfischbecken, Bonsais, Schildkröten, Goldfische, und Drachen finden sich auf den Dachfirsten. Ein weißes Pferd, einst das Reittier vom General, flankiert den Altar, auf dem eine große Statue von General Quan Công steht. Der Altar weist schöne vergoldete Holzschnitzereien auf.
Im Tran-Duong-Haus lebt Herr Duong, ein pensionierter Mathematiklehrer, der Englisch spricht und gern die Geschichte des 62 Meter langen Hauses erzählt, das seine Familie bereits seit sechs Generationen besitzt. Der große Holztisch im vorderen Raum dient als Familienbett.
Nach zwei Tagen verlasse ich die schöne alte Stadt Hội An und fahre weiter gen Süden auf der Küstenstraße.
Mit frischem Lack weiter um die Welt