Etwa zwei Stunden von Saigon (Hồ Chí Minh Stadt) entfernt liegt Cái Bè, eine kleine Stadt mit vielen bunten Obst- und Gemüsegärten, traditionellen Handwerksbetrieben und einer französischen Kirche von 1935.
Der hier stattfindende schwimmende Markt wird leider jedes Jahr immer kleiner, da der Handel mehr und mehr in moderne Großmärkte verlagert wird. Die Ladung eines Schiffes erkennt man auch an der Frucht, die am Bugmast hängt.
In der Umgebung von Cái Bè gibt es zahlreiche kleine Kanäle, die auch mich zu einer Erkundungstour mit dem Sampan – einem flachen, breiten Boot – einladen.
Wir steigen um in ein kleineres Boot, um über einen Nebenarm des Mekong in ein kleines Dorf zu gelangen.
Auf schmalen Wegen entlang dieser Kanäle lässt sich die Umgebung auch sehr gut mit dem Fahrrad erforschen. Viele der kleinen schattigen Wasserwege, die von größeren Flussläufen abzweigen, sind von dort schwer auszumachen, da sie von üppigem Grün überwachsen sind. Auf einer Entdeckungstour ist es oftmals schwer zu glauben, dass man nicht in einer Sackgasse gelandet ist, sondern dass es nach der verwachsenen Biegung doch noch weiter geht.
Mit dem Sampan geht es zurück nach Cái Bè zum Bus, der uns nach Hồ Chí Minh Stadt zurückbringt. Ich verabschiede mich von Mandee und wünsche ihr alles Gute.
Am Folgetag mache ich mich auf zu den Tunneln von Củ Chi. Als ich den Bus besteige, treffe ich auf eine Bekannte – Mandee! Lachend setze ich mich zu ihr, und gemeinsam überwinden wir die 70 Kilometer lange Busfahrt in den Nordwesten.
In Củ Chi befindet sich ein Tunnelsystem, in welchem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten.
Um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen, entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich die ersten Tunnel von Củ Chi. Nachdem die Vietnamesen über die Franzosen gesiegt hatten, entsandten die USA Truppen nach Vietnam. Als sie unweit von Củ Chi ein Hauptquartier errichteten, ahnten sie noch nicht, dass der Feind unter der Erde lauerte. Erst nach Monaten fand die 25. US-Division heraus, warum sie ständig bei Nacht in ihren Zelten beschossen werden konnte.
Vietnamesische Partisanen, die Vietcong, erweiterten das Tunnelsystem in Ausdehnung und Tiefe massiv, bis es schließlich auf eine Gesamtlänge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Unter der Erde waren ganze Städte entstanden mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Gebäude waren durch Tunnel von ca. 80 cm Höhe und 60 cm Breite verbunden. Von Flüssen aus wurden versteckte Eingänge unter Wasser gebaut. Als Eingänge dienten außerdem mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren.
Die Eingänge waren zudem durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen wie Bambusspieße gesichert.
Nach mehr als 100 Meter langem Kriechen durch die Tunnelanlage genehmigen wir uns ein kühles Bier, bevor wir die Rückfahrt mit dem Bus antreten.
Mandee steigt auf dem Rückweg am Flughafen aus, um zurück nach Australien zu fliegen.
Am Folgetag bringt mich ein Taxi mit meinem eingepackten Fahrrad zum Terminal, denn ich fliege anlässlich des 90sten Geburtstags meiner Mutter nach Hause.
Hallo, Frank,
vielen Dank für deine interessanten Vietnam-Berichte und Fotos vom 31.7. und 1.8. 2014 über Kunst, Kultur, Natur, Geschichte, Wirtschaft, Abenteuer und …. Einen lebendigen Eindruck von dem Leben in Vietnam vermitteln die beiden Filme über Schifffahrt und Verkehr. Ein besonderes Abenteuer war sicherlich dein Tauchgang. Bedrückend ist wohl auch die 1000 Meter lange „Wanderung“ im Kriechgang durch die Tunnelanlage der Vietcongs.
Auf deiner Tour erlebst du ja jede Menge an Abwechslung in kurzen Abständen. Körper und Seele müssen sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. In Celle ist das anders. Man erwacht immer wieder im selben Bett, setzt sich zum Frühstück immer wieder an den selben Tisch, geht immer wieder in den selben Garten und schlendert immer wieder duch die selbe Stadt (mit weniger Motorrollern) und sieht den selben Fluss (mit anderen Schiffen oder gar keinen). Wenn du eines Tages mal wieder sesshaft wirst, erfordert das eine richtige Umstellung – von hundert auf null Veränderungen.
Dennoch wirst du auch Abwechslung in Celle finden: Nachdem du den Rasen gemäht hast, sieht der Garten anders aus. Die Stadt ist in der Dunkelheit anders als bei Sonnenschein und die Aller ist manchmal grau und manchmal blau. Manchmal sind viele Autos auf der Straße und manchmal wenige.
So, lieber Frank, nun genug der Tiefsinnigkeit. Wir wünschen dir wieder eine frohe, unbeschwerte, glückliche und abenteuerliche Weiterfahrt und freuen uns schon auf den nächsten Bericht.
Alles gute wünschen dir die Distelcamper aus der Wietzenbronx Adolf, Leni, Kathrin und Felix
Aloha Frank,
ist ja lustig, erst beim 2. schauen habe ich festgestellt dass Mandee eine Dalek Tätowierung hat. Die Aussies sind schon verrückt 😉
Ich wusste gar nicht dass die Tunnel schon so viel älter als der Vietnam Krieg sind.
Viele Grüße
Chris