Sarath, unser Fahrer, spricht Deutsch! Er hat Anfang der 1990er Jahre vier Jahre lang mit Deutschen für die UNO gearbeitet, war in der Zeit Fahrer und hat sich die Sprache angeeignet, um als Übersetzer fungieren zu können.
Da aufgrund fehlender Beleuchtung an Fahrzeugen und zahlreichen Tieren auf der Straße das Fahren im Dunkeln eine Gefahr darstellt, übernachten wir in Tbaeng Meau Chey, um am nächsten Morgen zur laotischen Grenze aufzubrechen.
In Stung Treng überqueren wir den Mekong mit einer Fähre.
Von Stung Treng zur Grenze nach Laos wird die Straße immer schlechter. Inzwischen fehlt die Asphaltdecke völlig, und Sarath erklärt uns, dass es an den vielfach überladenen Lkw liegt, um so Kosten zu sparen.
Vor uns in einem weiteren Schlammloch werden von einem Kleinlastwagen, der sich festgefahren hat, Güter abgeladen, damit der Fahrer den Laster freibekommt. Hier endet unsere Fahrt mit dem Leihwagen, denn man bräuchte ein allradangetriebenes Fahrzeug, um weiterfahren zu können. Wir drehen, und nach einer Weile hält Sarath, springt aus dem Auto und stoppt ein Minivan-Taxi, das zur Grenze fährt. Unser Gepäck wird hinten am Bus festgebunden, wir zahlen unseren Obulus und quetschen uns zwischen all die Einheimischen, die bei weit geöffneten Fenstern in dem vollgestopften Bus unterwegs sind. Ab und zu hält der Bus und Leute steigen aus, sodass die Fahrt erträglicher wird.
Das Laos-Visum kostet dreißig Dollar, und da Wochenende ist, erhebt man kurzerhand eine Gebühr für den Stempel! Von anderen Reisenden hören wir, dass manchmal auch gebührenpflichtig die Körpertemperatur gemessen oder das Körpergewicht festgestellt wird … – gegen einen Dollar, versteht sich!
An der Grenze begegnen wir einem italienischen Ehepaar und einem Kanadier, die ein Ticket für die Weiterfahrt mit einem Tuk-Tuk haben. Ein geschäftstüchtiger „Vermittler“ offeriert uns einen Platz im Tuk-Tuk für 35 Dollar! Weit und breit ist keine andere Fahrgelegenheit zu sehen, und Katrin bietet ihm 20 Dollar an, andernfalls würden wir ein anderes Tuk-Tuk nehmen (woher, bleibt aber unklar). Wir drücken ihm einen Schein in die Hand und steigen ein, und siehe da, es klappt!
Im Süden Laos‘ erweitert sich der Mekong auf 14 Kilometer Breite und umschließt hier unzählige Inseln, die teils in der Regenzeit, die wir gerade haben, überflutet sind: das Gebiet heißt Si Phan Don – 4000 Inseln.
Unser Ziel ist die 16 Kilometer lange und acht Kilometer breite Insel Don Khong, von deren Bootsanlegerstelle wir den Wat Kan Khong mit seiner großen goldenen Buddhastatue sehen.
Für den nächsten Tag haben wir gemeinsam mit Sonia und Danico, dem italienischen Paar und vier anderen Leuten, die wir noch nicht kennen, ein Boot für die Rundfahrt durch die zahllosen Inseln gebucht.
Das tropische Monsunklima teilt das Jahr in zwei deutlich abgegrenzte Jahreszeiten. Während der Sommermonate entsteht der Südwestmonsun über dem Indischen Ozean und bringt von Juni bis September/Oktober die Regenzeit, deren Wassermengen die Reisfelder bewässern und die Wasserspeicher füllen. In den Wintermonaten bildet sich über Sibirien der Nordostmonsun, weht über China und bringt Kambodscha und Laos die Trockenzeit. Die Felder müssen dann für eine zweite Ernte künstlich bewässert werden.
Unser Bootsmann fragt unser Interesse am Besuch der Mekong-Wasserfälle ab. Katrin und ich sind die einzigen, die sie sehen wollen. In seinem gebrochenen „Frenglisch“ erklärt er uns, dass wir trotz dieses recht großen Abstechers gemeinsam mit den anderen der Gruppe mit dem Boot nach Don Khong zurückfahren werden. Wir zweifeln daran und verabschieden uns von Sonia und Danico sowie von der korsischen Familie, die zurzeit in Dubai lebt, und nehmen ein Tuk-Tuk zu dem Wasserfall.
Der beeindruckende Khon Phapheng-Wasserfall – Getöse des Mekong – ist einer der größten Wasserfälle Asiens. Ein Arm des Mekong stürzt hier nahe dem Ostufer 18 Meter in die Tiefe, ein anderer tost im Westen.
Unser Tuk-Tuk-Fahrer bringt uns zu einem unbekannten Dorf, dessen Straßen wir eigentlich nicht ohne Not betreten hätten. Da unser Bootsmann aber mit uns geht, wird das schon seine Richtigkeit haben.
Nach einer Biegung treffen wir auf unsere Mitreisenden, die hier offenbar eine Stunde lang auf uns gewartet haben: Unser schlechtes Gewissen plagt uns, und wir beschließen, zurück auf „unserer“ Insel Don Khong einen auszugeben.
Wir verabschieden uns von unseren Mitreisenden, denn am nächsten Tag werden wir nach Kambodscha zurückfahren.