Der Südwesten Kambodschas

Unser Fahrer Sarath wird täglich von seinem „Chef“ angerufen, der uns vorschreiben will, welche Route wir nehmen, angeblich wegen der Straßenverhältnisse. Allerdings scheint er diese gar nicht zu kennen, denn gegen eine Fahrt zur laotischen Grenze hatte er keine Einwände, und die konnten wir ja wirklich nicht mit unserem Leihwagen zurücklegen. Eine vermeintlich notwendige Reparatur am Auto würde nun zwei Tage warten in Siem Reap bedeuten; alternativ schlägt uns der Autovermieter vor, im klimatisierten öffentlichen Minivan auf seine Kosten die sechsstündige Fahrt nach Phnom Pénh zu machen, wo wir dann nach zwei oder drei Tagen einen anderen Wagen bekommen sollen.

Wir entscheiden uns für die Fahrt mit dem Minivan und ergattern noch die letzten beiden Plätze auf der hinteren Sitzbank, auf der die Stoßdämpferfunktion durch die eigene Wirbelsäule übernommen werden muss!

Ein aufgebrachter Schriftwechsel erfolgt per SMS mit dem Autovermieter; wir fordern das Geld für die letzten fünf Tage zurück und werden mit einem Taxi weiterfahren. Unsere Organisation der Weiterfahrt in Phnom Pénh klappt umgehend, aber die Erstattung der Leihgebühren wird bis zu unserer Abreise sieben Tage später vereitelt. Huy, der uns vom Flughafen abgeholt und uns den Autoverleih vermittelt hat, versucht uns zu unterstützen, telefoniert mit dem Autovermieter und äußert die Vermutung, dass offenbar nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Das Büro in Phnom Pénh finden wir verschlossen vor, der Autovermieter und seine Angestellte sind angeblich in Siem Reap, und schließlich antwortet man uns nicht einmal mehr auf unsere SMS. Das sind richtiggehend betrügerische Machenschaften!

Unser Lehrgeld ist bezahlt! Über einen Anbieter vor Ort, der nicht zu einer Kette wie Hertz oder Avis gehört, werden wir künftig kein Fahrzeug mehr ausleihen.

Unsere weitere Reise mit dem Taxi und einem ein wenig Englisch sprechenden hilfsbereiten Fahrer ist angenehm.

Hunderte Fabrikarbeiterinnen/T-Shirt-Näherinnen nach Feierabend in Kampong Speu, wo im Mai 2013  ein Teil eines Fabrikdachs einstürzte

Hunderte Fabrikarbeiterinnen/T-Shirt-Näherinnen nach Feierabend in Kampong Speu, wo im Mai 2013 ein Teil eines Fabrikdachs einstürzte

Nach knapp drei Stunden Fahrt erreichen wir den Kirirom Nationalpark, der 1993 eröffnet wurde;  er ist insgesamt 35.000 Hektar groß und liegt auf dem Kirirom Plateau, etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel. Das Besondere sind seine großflächigen Kiefernwälder. Da das Klima hier deutlich kühler ist als beispielsweise in Phnom Pénh, fliehen viele der hitzegeplagten Hauptstadtbewohner in ihrer Freizeit und vor allem an den Wochenenden gerne in den Kirirom Nationalpark. Daher ist es an den Wochenenden sehr voll, in der Woche kann es aber sehr einsam werden, denn außer einigen Natur- und Ruheliebhabern findet sich hier kein Mensch. Und so sind wir offenbar die einzigen Gäste, die in dem riesigen Resort übernachten.

Wir belegen als einzige ein Zimmer in dem Resort

Wir belegen als einzige ein Zimmer in dem Resort

Kiefernwälder im Nationalpark

Kiefernwälder im Nationalpark

Am nächsten Tag erreichen wir den Golf von Thailand. Wir sind in Sihanoukville/Kompong Som und nehmen uns eine Hütte mit Blick auf das Meer – einfach mal einen Moment ausspannen.

Blick aus unserer am Hang gelegenen Hütte

Blick aus unserer am Hang gelegenen Hütte

Baden im ca. 28°C warmen Golf von Thailand

Baden im ca. 28°C warmen Golf von Thailand

Hängematten-Relaxing

Hängematten-Relaxing

Abendlicher Blick aufs Meer

Abendlicher Blick aufs Meer

Tobende Hunde allein unterwegs - der mittlere geht irgendwann eine Runde Schwimmen ...

Tobende Hunde allein unterwegs – der mittlere geht irgendwann eine Runde Schwimmen …

Abkühlung nach dem Toben

Abkühlung nach dem Toben

Buddhistische Mönche

Buddhistische Mönche

Nach einem morgendlichen Bad und einem Frühstück mit Toast und Rührei fahren wir an der Küste entlang Richtung Osten nach Kep.

Reis liegt zum Trocknen auf der Straße, und niemand würde darüber fahren

Reis liegt zum Trocknen auf der Straße, und niemand würde darüber fahren

Reiskörner

Reiskörner

Kinder "spielen" mit Wasserbüffel

Kinder „spielen“ mit Wasserbüffel

Asiatische Katze mit typisch kurzem Schwanz

Asiatische Katze mit typisch kurzem Schwanz

Der in den 1920er Jahren ausgebaute Bergkurort Bokor mit Casino und Kirche wurde von den Roten Khmer zerstört. Eine Serpentinenstraße führt auf das 1080 Meter hohe Plateau im waldreichen Elefanten-Gebirge. Auf dem Weg nach oben machen wir Halt an einer großen Buddhafigur und genießen den Ausblick, der bereits hier sehr schön ist.

Buddhafigur im Elefantengebirge

Buddhafigur im Elefantengebirge

Blick auf die Küste

Blick auf die Küste

Hoch oben bietet sich normalerweise ein großartiger Panoramablick über die Küste nach Vietnam, aber nach starkem Regen zieht nun Nebel auf, sodass wir, oben angelangt, nicht mehr viel sehen.

Nebel

Nebel

Dieser Mönch will unbedingt ein Foto mit mir

Dieser Mönch will unbedingt ein Foto mit mir

Alte Pagode am Gipfel

Alte Pagode am Gipfel

Östlich des Plateaus, im Urwald, gibt es einen schönen Wasserfall.

Wasserfall

Wasserfall

Am Wasserfall

Am Wasserfall

Traurige Berühmtheit erlangte der einst mondäne Badeort Kep: Dieser in der 1960er Jahren beliebte Ferienort mit Uferpromenade und netter 300-Meter-Sandstrandbucht wurde in den 1970er Jahren von den Roten Khmer heimgesucht – übrig blieb eine Geisterstadt. Doch neuerdings gibt es hier wieder schöne Zweitwohnsitze, Gästehäuser und Restaurants, und an den Wochenenden füllt sich der feinsandige Strand wieder mit Touristen aus Phnom Pénh.

Sonnenuntergang in Kep

Sonnenuntergang in Kep

Rund 20 Kilometer von Kep entfernt befindet sich der Wat Kirisehla mit einem liegenden Buddha in einer großen Höhle. Der liegende Buddha hat erst in jüngerer Vergangenheit eine frühere Statue ersetzt, die von den Roten Khmer, die hier jahrelang Unterschlupf hatten, zerstört worden war.

Auf dem Weg zum Tempel wird man von lächelnden Kindern angesprochen, die einem eine Führung anbieten. Sie wissen nicht wirklich etwas über die Anlage, haben aber Taschenlampen dabei, die sinnvoll sind, da es im 100 Meter langen Tunnel zur Mitte des Berges ziemlich dunkel ist.

Liegender Buddha

Liegender Buddha

Eine der Höhlen am Wat Kirisehla

Eine der Höhlen am Wat Kirisehla

Ein recht gut informierter 19-Jähriger führt uns durch die Höhlen, in denen es vor Fledermäusen wimmelt

Ein recht gut informierter 19-Jähriger führt uns durch die Höhlen, in denen es vor Fledermäusen wimmelt

Das Klopfen ergibt ein trommelähnliches Geräusch

Das Klopfen ergibt ein trommelähnliches Geräusch

Die fast runde Aushöhlung im Berg misst etwa 50 Meter im Durchmesser und ist von hohen Felsen umringt, hinter denen sich die Höhlen verbergen.  Ein Teil des Fantasieabenteuers „Der Hobbit“ soll hier gedreht worden sein.

Ein kaum zu entdeckendes Versteck

Ein kaum zu entdeckendes Versteck

Auf dem Weg nach Kampot halten wir an einer Pfefferplantage. Der Besitzer spricht gerade mit einigen Franzosen; also warten wir auf die nächste kleine Führung in Englisch. Dann stellt sich heraus, dass er Deutscher ist – ein Computerfachmann, der in den 1990er  Jahren über die Landwirtschaftskammer nach Kambodscha kam und eine Software entwickelte, die die Eingabe der Khmer Schriftzeichen in den PC ermöglichte.
Vor zwei Jahren kauften seine Frau und er die Plantage, die sie mit sechs ständigen Mitarbeitern betreiben, und vermarkten nun Öko-Pfeffer.

Visitenkarte

Visitenkarte

Obwohl der Kampot Pfeffer als einer der besten der Welt gilt, ist er heute weitläufig unbekannt und außerhalb Kambodschas schwer zu bekommen.
Von einer einstigen Jahresernte von 8000 Tonnen beläuft sich die Gesamtproduktion von Pfeffer in Kambodscha heute nur mehr auf etwa 1140 Tonnen, nachdem die Roten Khmer in den 1970er Jahren sämtliche Plantagen beschlagnahmten und großenteils auf Reisanbau umwidmeten.
Die Wiederbelebung der Pfeffertradition läuft seit den 90er Jahren, wenn auch schleppend. Denn der Pfefferanbau ist arbeitsintensiv und weniger lukrativ als Reis- oder Gemüseanbau und setzt Erfahrung und Idealismus voraus.

Interessantes über den Pfefferanbau

Interessantes über den Pfefferanbau

Die Pfefferpflanze ist eine tropische Kletterpflanze, wird an Holzpfählen aus totem Holz hochgezogen und bis zu fünf Meter hoch.

Pfefferpflanzen

Pfefferpflanzen

Alle Pfeffersorten werden von derselben Pflanze, je nach Reifestadium und Produktionsverfahren, gewonnen. Da an einer Pfefferspindel die einzelnen Früchte unterschiedlich schnell reifen können, müssen diese zum gewünschten Reifezeitpunkt von Hand selektiert und geerntet werden.

Unterschiedliche Reifegrade an derselben Pflanze

Unterschiedliche Reifegrade an derselben Pflanze

In Kampot wächst die Pflanze auf einem schweren, lehmigen Boden und profitiert von dem feucht-warmen Küstenklima. Der Anbau erfolgt nach traditionellen Methoden in reiner Handarbeit und ohne Einsatz von künstlichen Düngern und Schädlingsbekämpfung. Eine Pfefferpflanze benötigt in der Trockenzeit bis zu fünf Liter Wasser pro Tag, das auf dieser Plantage durch ein Bewässerungssystem zugeführt wird.

Die Pfefferkörner trocknen in der Sonne

Die Pfefferkörner trocknen in der Sonne

Verpackter Pfeffer -  http://mykampotpepper.asia/

Verpackter Pfeffer – http://mykampotpepper.asia/

Der Plantageninhaber nimmt sich viel Zeit; er berichtet nicht ohne Stolz von seiner Solaranlage, die einen Anschluss an die zentrale – nicht immer zuverlässige – Stromversorgung überflüssig macht und von den Plänen, weitere Gebäude für Übernachtungsgäste zu errichten.
Vor dem Haus steht eine Wassertonne mit Lotuspflanzen und Kaulquappen. Wir erfahren, dass Lotusblätter gänzlich wasserundurchlässig sind. Die Kaulquappen müssen weg, berichtet er, denn Frösche ziehen Schlangen an, die auf der Plantage nicht erwünscht sind.

Wasserundurchlässiges Lotusblatt

Wasserundurchlässiges Lotusblatt

Wir verabschieden uns nach diesem interessanten Gespräch und fahren weiter nach Kampot.

Häuser im Kolonialstil

Häuser im Kolonialstil

Schönes Guesthouse in Kampot

Schönes Guesthouse in Kampot

... mit Zimmerblick auf den Fluss

… mit Zimmerblick auf den Fluss

Bei einem kühlen Bier vom Fass

Bei einem kühlen Bier vom Fass

Am nächsten Tag fahren wir zurück nach Phnom Pénh. Dann heißt es Fahrrad auspacken und vorbereiten auf die bevorstehende Weiterreise …

Fahrrad zusammenbauen

Fahrrad zusammenbauen

Abschied von den netten Leuten in Phnom Pénh

Abschied von den netten Leuten in Phnom Pénh

Vor der Abfahrt

Vor der Abfahrt

Das Tuk-Tuk bringt Katrin zum Flughafen, und von jetzt an bin ich wieder auf mich allein gestellt …

 

Ein Gedanke zu „Der Südwesten Kambodschas

  1. Adolf Timmerman

    Hallo, Frank!
    Danke für deine interessanten Berichte vom 29., 27. und 20 August 2014 mit den gelungenen Fotos.
    Deine Aufzeichnungen würden sich auch sehr gut für dein Einsatz im Unterricht eignen. Alles ist so anschauliich erzählt und auf Bildern dargestellt. Doe Schüler würden sich auf jede Erdkundestunde freuen. Der anschließende Wunschberuf: „Weltenradfahrer“.
    Nun hat sie dich wieder:, die Welt der Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Geborgenheit.
    Gewiss, nicht alles mag gerade immer so perfekt sein. Aber auch die Welt der Abenteuer, der Kultur, der Kunst, der Natur und der Überraschungen in kurzen Abständen hat dich wieder. Es gibt immer wieder Neues und Erfahrenswertes.
    Hier in Celle aber gibt es auch Gewaltiges. In Meissendorf wird heute die 50igste neue Heidekönigin gewählt.
    Im Sankt-Georg-Garren ist eine Wohung ausgebrannt, Nach dem Genuss einer Zigarette ist der Bewohner um 10 Uhr morgens wieder einegeschlafen, nachdem er den Aschenbecher unter eine Gardine geschoben hat, die dann zuviel der Wärme erhielt. Vier Löschzüge kamen zum Einsatz.
    Diese Informationen nur, damit du nicht denkst, hier würde nichts passieren und du müsstest uns bedauern.
    Dsem ist nicht so!!!
    Nun wünschen wir dir weiterhin eine frohe Reise mit vielen angenehmen Überraschungen.
    Wir freuen uns schon wieder auf die nächsten Schilderungen.
    Viele Grüße senden die Distelcamper Adolf, Leni, Kathrin und Felix

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