Ich verlasse die Straße, um mir den Aussichtspunkt anzusehen. Mein Fahrrad schließe ich in dieser einsamen Gegend vertrauensvoll an, nehme nur die Wertsachen mit und marschiere die anderthalb Kilometer zu Fuß weiter.
In Cooinda werde ich übernachten, um Zeit für eine Bootsfahrt auf dem Yellow Water zu haben. Denn hier kann man die Tiere und Pflanzen des großen Billabong, wie Wasserlöcher von den Ureinwohnern Australiens genannt werden, mal ganz aus der Nähe sehen.
Die Fahrt führt vorbei an üppigem Grün, in dem sich nur allzu gerne einige der großen Salties verstecken.
Der King Fisher (Azurfischer) ist eine australische Eisvogelart. Er ist knapp 20 Zentimeter lang und wiegt 35 Gramm.
Ich beobachte, wie er von seinem Sitzplatz im Baum ins Wasser taucht, um Fische und Krebse zu fangen. Er tötet die Beute, indem er sie gegen einen Ast schlägt und dann mit dem Kopf voran hinunterschluckt. Wasserinsekten fängt er im Flug. Manchmal ergänzen Frösche seine Nahrung.
In der Krone eines abgestorbenen Baumes am Ufer haben Weißbauchseeadler ihren Horst errichtet. Die Aborigines verehren den Seeadler; verstirb ein Angehöriger, so soll der Adler kommen und seine Seele holen.
Zwischen Cooinda und Pine Creek ist Niemandsland. Es gibt keine Unterkünfte, sodass für zwei Nächte zelten angesagt ist. Daher muss ich Essen und jede Menge Wasser besorgen.
Ich rechne mit fünf Litern Trinkwasser am Tag, verbrauche aber am ersten allein schon sieben Liter, und es gibt offenbar keine Möglichkeit, unterwegs Wasser zu bekommen.
Der Aufenthalt am Ufer des Flusses und das Verweilen auf der Brücke sind nicht erlaubt; zu gefährlich sind die pfeilschnellen Salties.
Campground ist vielleicht übertrieben für diesen Platz, denn es gibt kein Wasser, wohl aber ein Klo – anders kann man das Häuschen im Hintergrund nicht bezeichnen. Zwei weitere Männer haben ihr Zelt in einiger Entfernung neben ihrem Auto aufgeschlagen; man winkt sich zu, kommt aber nicht ins Gespräch.
Zu Fuß erkunde ich die Umgebung.
Hier wird sogar auf Deutsch vor den extrem gefährlichen Krokodilen gewarnt! Da aktuell kein Wasser im Flussbett ist, werden auch keine Salties zugegen sein.
Ein Becher mit dem Nudelgericht Prawn oder Curry Chicken wird mit Wasser, das ich auf meinem Kocher erhitze, übergossen. Es schmeckt gar nicht mal so übel. Dazu gibt es Thunfisch mit Keksen und ein Schlückchen Rotwein. Das Frühstück morgen wird genauso aussehen, allerdings ohne den Wein.
Zu schlafen fällt mir wirklich schwer, denn es ist extrem warm im Zelt. Nachts verlasse ich das Zelt, um mich wenigstens ein bisschen abkühlen zu können, laufe herum und setze mich eine Weile auf die kühle steinerne Bank, auf der ich aber wegen der Moskitos nicht schlafen mag. Anschließend kriege ich doch noch ein paar Stunden Schlaf im Zelt. Morgens mache ich mich früh auf den Weg.
Mittels eines solchen Wasserstandsmessers kann der Fahrer prüfen, ob er bei Überschwemmung mit seinem Fahrzeug die vor ihm liegende Senke/Floodway durchqueren kann. Viele Allradfahrzeuge haben die Luftzufuhr für den Vergaser in Höhe der oberen Kante der Windschutzscheibe liegen, sodass sie durch die geflutete Senke fahren können, selbst wenn das Wasser über die Motorhaube schwappt. Mit dem Fahrrad würde ich das allein der Salties wegen ungern tun.
An der Rangerstation in Moline Rockholes ist keine Menschenseele. Es ist erst mittags, und da es Trinkwasser gibt, fülle ich mir reichlich davon in meine leeren Flaschen und fahre weiter Richtung Mary River Roadhouse, das – wie man mir sagte – geschlossen ist.
Auf dem Gelände stoße ich auf drei Leute, die den Swimmingpool reinigen; einer von ihnen ist ein Ranger. Sie erklären mir, dass die Anlage seit vier Monaten geschlossen ist, man aber einen neuen Pächter sucht und deshalb das Grundstück pflegt. Ich darf bleiben und schlage mein Zelt hinter dem Toilettenhäuschen auf, sodass man es von der Straße nicht sehen kann.
Wow! Es gibt sogar warmes und kaltes Wasser in der Dusche, wenngleich auch hier schon lange nicht mehr gereinigt wurde.
Die drei im Pool, ein Paar und ein älterer fast zahnloser Mann mit sehr freundlicher Ausstrahlung, kühlen sich mittlerweile im Poolwasser sitzend mit einem kalten Bier ab und laden mich dazu ein – wie klasse! Die nächste Runde geht auf mich!
Nach dem Essen – dem mit heißem Wasser aufgefüllten Nudelbecher – mache ich einen Rundgang, und schließlich sitzen wir zu viert mit einem Bier in der Hand vor dem Caravan dieser netten Leute, hören Dire Straits‘ Sultan of Swing, singen mit, und der Alte spielt begeistert Luftgitarre.
Als ich mich von den Dreien verabschiede, um schlafen zu gehen, meint der Ranger, ich solle mich nicht erschrecken, wenn ich Wildpferde und Büffel auf dem Gelände sehe; bis ans Zelt würden sie wohl nicht herankommen …
Nach dem Frühstück mache ich mich auf nach Pine Creek.
Das Zentrum des kleinen ehemaligen Goldgräberortes Pine Creek liegt etwas abseits des Stuart Highways. An den Ufern des Flusses müssen wohl einst Kiefern gestanden haben, wie der Name vermuten lässt, aber die gibt es nicht mehr. Vor dem herrlichen Water garden mit Teichen voller tropischer Pflanzen steht ein schönes altes Windrad.
Dieser Mann hat an dem Road House in Pine Creek eine Voliere mit Schlangen. Ab und zu holt er eine heraus und zeigt sie den Leuten. Sehenswert ist auch der untere Teil seines Bartes.
Der Bullbar ist vorne an Pkw, Lkw und Bussen angebracht, um die Insassen bei Unfällen mit größeren Tieren zu schützen. Hier in Australien sind das Kängurus und Büffel.
Mein Fahrrad wird im Anhänger dieses Greyhounds verstaut, der von Darwin nach Alice Springs 1500 Kilometer zurücklegen wird. Im Hänger sehe ich Waren auf Paletten, Postsäcke, Pakete, die vom Fahrer ausgeliefert werden; zum Teil besitzt er Schlüssel für die Gebäude, in die er liefert, denn seine Stopps sind häufig mitten in der Nacht.
Um ein Uhr nachts erreichen wir nach fast 800 Kilometern Tennant Creek. Ein Minivan bringt uns, den jungen Aborigine Culsie und mich, zu einem Youth Hostel, wo wir uns ein Zimmer teilen.
Am nächsten Morgen stößt Paul zu uns. Er ist Deutscher und hat eine zeitlang in Tennant Creek gearbeitet, denn er benötigt noch einige Arbeitstage für die Verlängerung seines Visums.
Zu dritt fahren wir um 22 Uhr mit einem anderen Greyhound weiter nach Mount Isa; das sind 670 Kilometer. Der Fahrer meckert anfangs, dass mein Fahrrad nicht zerlegt ist, wird dann aber freundlicher.
Eine gute Stunde nach Mount Isa verabschiede ich mich von Paul und Culsie, die in Cloncutty aussteigen, und fahre die verbleibenden 800 Kilometer nach Townsville ohne die beiden.
Nach fast zweieinhalbtausend Buskilometern werde ich zwei Tage in dieser Stadt bleiben.
Townsville liegt, geschützt hinter dem Great Barrier Reef, an der Mündung des Ross River in den Pazifik und hat etwa 160.000 Einwohner.
Nach einer bequemen Übernachtung in einem Bett fahre ich mit meinem Rad auf die Fähre nach Magnetic Island.
Von November bis Mai gilt in der Alma Bucht wegen der Quallen mit bis zu drei Meter langen Tentakeln Badeverbot. Das Berühren ist sehr schmerzhaft und kann zu Krämpfen führen. Sollte man dennoch in Kontakt mit diesen Viechern kommen, ist sofort Essig über die Körperstelle zu gießen und anschließend ein Arzt aufzusuchen.
Die Koalas in Queensland sind mit sechs bis acht Kilogramm kleiner als ihre Artgenossen in niederschlagsreicheren Gegenden. Ihre mit spitzen, scharfen Krallen versehenen Greifhände mit zwei Daumen und drei entgegengesetzten Fingern eignen sich gut zum Klettern und Ergreifen von Zweigen.
Als nachtaktive Tiere haben Koalas ein gutes Hörvermögen, das Sehvermögen ist aber eher mäßig. Die große Nase ist sehr empfindlich und informiert den Koala über alles für ihn Wichtige; dazu gehört die Wahl geeigneter Eukalyptusblätter mit nicht zu viel Toxinen, das rechtzeitige Bemerken von Feinden und das Riechen der Mutter.
Koalas waren einst in Australien weit verbreitet, wurden aber wegen ihres Fells gejagt und dadurch in vielen Gebieten ausgerottet. Sie konnten teilweise wieder angesiedelt werden, und auch der Koala, den ich im Baum entdecke, ist registriert, was ich an seiner Ohrmarke erkenne.
Nach einem letzten Blick auf die fantastische Horseshoe Bay nehme ich die Fähre zurück zum Festland.
Innerhalb des durch dichte Netze geschützten Badebereichs kann man schwimmen; außerhalb sollte man das tunlichst lassen.
Hallo, Frank, du (beinahe) Aborigini, danke für deinen wieder ausführlichen Bericht mit farbfrohen Fotos aus exotischem Lande. Die eigenartigen Tiere zu Lande, Wasser und in der Luft, von denen du berichtest, die nur hungrig sind, schlingen, zerreißen, würgen, saugen, schlucken und ertränken, erzeugen doch einen gewissen Respekt. Da sind mir die kuschelilgen, gemütlichen Koalas doch lieber, aber als du von den messerscharfen Krallen erzähltest, betrachte ich auch diese seitdem etwas kritischer.
Da sind mir die Bienen und Heidschnucken in der Südheide doch lieber. Aber seitdem es bei uns auch Wölfe in wachsender Zahl gibt, wird einem gelegentlich doch mulmig. Natürlich ist jegliches Misstrauen gegenüber den Wölfen unbegründet, denn es sind sehr scheue und zrückhaltende Tiere, klug und menschenfreundliche. Das wird immer wieder gesagt. Dennoch verspeisen sie immer wieder gerne eines (gerne auch mehrere) der Schafe, die hier gehalten werden. Aber keine Menschen. Nur wenn sie im Rudel sind, wenn es kalt ist und wenn sie hungrig sind, dann kreisen sie die Beute ein und könnten vielleicht auch mal …. Aber nein, das sind nur Märchen aus alter Zeit. Der Wolf ist ein Freund des Menschen.
Erstaunlich auch dein Wasserbedarf. Sieben Liter am Tag. Da schmeckt zur Abwechslung ein kleines Bierchen mit dem Ranger oder an Gläschen Rotwein auch wohl mal ganz gut.
Von der starken Hitze, die du zurzeit erlebst, ist hier nichts zu spüren. Wir erleben jetzt die ersten Nachtfröste und erfreuen uns am Fall der letzten bunten Blätter. Nur die Eichbäume, die können sich nur zögerlich von ihrer Blätterpracht trennen. Es wird jetzt auch schon recht früh dunkel. Die Zeit der Dominosteinde, der Stollen, des Glülhweines nacht. Der Tage des „Matten Heern“ ist auch schon vorüber. Die kleine Erpresserband (… sonst komm ich mit dem Besenstiel) ihat auch wieder ihren „Beutzug“ durch die Gemeinde gemacht. Nun geht es zügig auf Weihnachten zu. „De Tied geiht henn in Schwiengalopp“ wie schon die weisen Alten des Nordens zu sagen pflegten.
So, lieber Frank, wir wünschen wir dir weiterhin viel Freude mit Aborigiinis, Langbärtigen. Salties und Sweeties.
Viele Grüße von den Wietzenbronxern Adolf, Leni, Kathrin und Felix
Hi Frank,
habe jetzt grad deinen letzten Bericht gelesen und gleich versucht, dich ueber Skype zu erreichen, aber wieder nix !!! Jetzt haben wir ne Zeitdifferenz von 10 Std. und da wird es echt schwierig, dich mal an die „Strippe“ zu bekommen. Macht nichts, deine Berichte bis jetzt waren absolut super. Jakarta war Anfang der 90ger schon ein fuerchterliches Drecksloch mit Slums, die man sich gar nicht vorstellen kann und dann im Gegensatz die Neubauten und die City …. muss jetzt wohl noch viel schlimmer sein.
Bali hab ich mir ganz anders vorgestellt, schon mit den „Historical Sights“, aber jeder Tourist schwaermt von Bali als Trauminsel mit super weissen Straenden usw., die es wohl doch nur eher selten gibt !!
Na ja, jetzt bist du also in meinem absoluten „Dreamland“ <3 !!!!!!
Als Fahrradreisender hast du es da allerdings wirklich sehr schwer wenn man bedenkt, dass im Outback die Entfernungen zwischen irgendwelchen Roadhouses oder Ansiedlungen schon immer gut zwischen 300 – 400 km betragen …. uff, nix fuer Fahrrad !!! Vom Kakadu-Nationalpark vermiss ich einige Fotos, aber es ist klar, dass du auch dort mit dem Fahrrad nicht alles abgrasen konntest, was ich damals mit dem Auto innerhalb von 5 Tagen angesteuert habe. Aber den Blick ins Arnhem Land kurz hinter Jabiru haettest du dir nicht entgehen lassen sollen !!! Einfach ein Traum … es macht deutlich, wie sehr die Aborigines ihr Land lieben …. ich glaub, das ist eine der schoensten Ecken in ganz Australien !!!
Das mit dem Greyhound war ne gute Idee, die ganze Strecke ist auch nicht sooo interessant, obwohl ich dir noch die Fahrrad-Weiterfahrt bis Katherine empfohlen haette. Dort gibt es einen kleinen Nationalpark, wunderschoen mit einigen Wasserfaellen und Badespots zum Geniessen und einer ueppigen Flora, einfach einmalig !!! Und nur "Freshies" und Schildkroeten in den Seen, also keine Gefahr … obwohl ich mich dort auch fuerchterlich erschrocken habe, als beim Schwimmen einige Meter von mir entfernt ploetzlich ein "Ast" aus dem Wasser aufgetaucht ist !!!
Na ja, jetzt bist du wohl in Townsville oder schon etwas weiter ??? Townsville kenn ich noch als ganz ganz nettes "kleines" Staedtchen mit viel Tourismus und einem besonderen Flair 🙂 . Sehr schoene kleine Strassenmarkets und gemuetliche Pubs, Restaurants und ein wenig "High Live". Aber die Zeit bringt es nun mal mit sich, dass aus diesen kleinen Orten schnell grosse Staedte werden mit haesslichen Betonbauten und nicht mehr ganz so viel "Flair".
Bin schon jetzt gespannt, wohin dich dein naechster Weg fuehrt …. evtl. doch noch nach Cairns ???
Egal, das Outback liegt erst mal hinter dir und an der Kueste gibt es jede Menge zu erkunden und auch mal wieder ein paar kraeftezehrende Bergstrecken … und natuerlich das Barrier Reef mit seiner fantastischen Unterwasserwelt und den zig kleinen paradiesischen Inseln !!!! Und wenn du dort hinkommst, es lohnt sich wirklich, einen Abstecher in die Atherton Tablelands zu machen, ein Gefuehl wie Schwarzwald oder Oberallgaeu 😉 .
Ok, du unermuedlicher Weltreisender, hoffe es geht dir gut und dieser Kontinent schafft dich nicht zu arg (Preise sind schon echt deftig !!! Aber nach ein paar Tagen Instantnudelsuppe goenn dir mal wieder ein richtig gutes, ueppiges Truckerbreakfast mit Steak, Bohnen, Chips und Ei und ganz viel Zwiebeln … das reicht oft fuer den ganzen Tag 🙂 🙂 🙂 ).
Ich warte hier derweil auf deinen naechsten Bericht mit hoffentlich gaaanz vielen Fotos, lass es dir gutgehen und immer "Thumbs up" fuer dich und deine tolle Leistung !!!
Ganz liebe Gruesse Elke
Hallo Frank, zurück von Mauritius stelle ich mit erstaunen fest, wie weit du du schon gekommen bist. Australien „Wow“. Außerdem habe ich das Gefühl das deine Berichte immer umfangreicher werden. Thailand, Singapur, Indonesien, Bali und jetzt Australien. Ich bin begeistert von deinen Berichten. Weiter so, ich freue mich immer wieder darauf neue Berichte von dir zu lesen. Hier bei uns ist ja jetzt die dunkle Jahreszeit. ( Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen) Morgens ist es lange und Abends ist es früh dunkel. Damit hast du da unten ja jetzt keine Probleme. Aber wie du weist, interressiert mich Australien ja besonders, deshalb verfolge ich deine Berichte jetzt mit besonderem Interresse. Also ich freue mich über jeden Bericht von dir.
Liebe Grüße von mir,
Klaus
Hallo Frank,
Viele Grüße von Deinem Fahrrad Brand Team Celle!! Wir sind bei jedem neuen Bericht begeistert was Du leistest – Hut ab !
Wir haben eine aufregende Saison in den Neuen Räumen hinter uns und freuen uns auf die Adventszeit. Es wird für Dich sicher spannend die Weihnachtszeit bei tollen Temperaturen zu verbringen, genieße es:=)
Wir wünschen Dir immer genug Luft im Reifen und angenehme Weiterfahrt.
Mach´s gut Sascha