Cook Strait ist der Name der Meeresenge zwischen den beiden Hauptinseln Neuseelands, die an der schmalsten Stelle 22 Kilometer misst und die Tasmansee mit dem Pazifischen Ozean verbindet. Sie ist benannt nach Captain Cook und zählt zu den stürmischsten Meeresstraßen der Welt, zeigt sich jedoch am Tag unserer Überfahrt sehr ruhig. Der nördliche Teil der Cook Strait ist nur 200 Meter tief, aber im südlichen Teil befindet sich im Meeresboden ein riesiger anderthalb Kilometer tiefer Canyon.
Nach einer gut dreistündigen Überfahrt durch faszinierende Küstenlandschaften durchqueren wir die auf der Südinsel gelegene Region Marlborough, das Zentrum des neeseeländischen Weinanbaus. Sowohl hiesige Weiß- als auch Rotweine sind hervorragender Qualität, und so haben wir stets einen guten Tropfen für ein abendliches Schlückchen dabei.
Die Vegetation auf den Bergen ist weit weniger üppig als im Tal.
30 Kilometer südlich von Blenheim erreichen wir den Lake Grassmere, eine flache Lagune, die von der Clifford Bay nur durch einen schmalen, von Sanddünen bedeckten Steg getrennt ist. Der See hat keinen natürlichen Zufluss, und das Wasser hat wegen der Nähe zum Meer einen hohen Salzgehalt. Durch eine geringe Jahresniederschlagsmenge und die starken, warmen Nordwestwinde wird eine starke Verdunstung begünstigt, wodurch der See ideal für die Anlage von Salzgärten geeignet ist, die einen Großteil des heimischen Bedarfs an Salz decken. Der See ist in Verdunstungsteiche unterteilt, und seine leuchtend weißen Salzberge bilden einen starken Kontrast zum Braun der Marlborough Hills.
Am Ohau Point befindet sich eine recht große Seehund-Kolonie, die es sich auf den Felsen bequem macht.
Unser nächstes Ziel ist Kaikoura direkt am Pazifischen Ozean. Vor der Küste fällt der Festlandsockel schon nach gut anderthalb Kilometern steil ab und erreicht in dem Kaikoura-Canyon eine Tiefe von bis zu 1600 Metern.
Seit dem Marine Mammals Protection Act 1978 ist der Walfang in Neuseeland verboten, und die Tiere sind gesetzlich geschützt. Heute kann man Wale, Delfine und Seehunde und zahlreiche Seevögel an der Küste und auf dem Meer beobachten, und wir planen eine Whale Watching Tour zu machen.
Es zeigt sich, dass die prophylaktische Einnahme einer Reisetablette eine gute Entscheidung war, denn anders als so manch einer an Bord können wir diesen schaukligen Ausflug in vollen Zügen genießen.
Und dann taucht der erste Pottwal auf, eine meterhohe Wasserfontäne in die Luft prustend – was für ein Anblick!
Der Große Pottwal ist der größte der Zahnwale. Männliche Tiere wachsen bis zu einer Länge von 15 bis 20 Metern heran und können zwischen 40 und 60 Tonnen schwer werden. Der Pottwal hat 20 bis 30 Paar konische Zähne im Unterkiefer, die im Oberkiefer in Aushöhlungen fassen. Ein solcher Zahn wiegt bis zu einem Kilo! Er verwendet seine Zähne nicht zum Kauen, sondern die Kiefer schnappen zu, um die Beute zu fangen, die im Ganzen geschluckt wird. Zu den Beutetieren gehören Lippfische, Thunfisch, Schwarzer Hai und Königsfisch; besonders bevorzugt wird jedoch der Tintenfisch.
Pottwale können mehr als 70 Jahre alt werden. Der Kaikoura Canyon ist Nahrungsquelle für männliche Pottwale, denn weibliche Tiere bewohnen normalerweise die wärmeren Gewässer in der Nähe der Tropen.
Die Pottwale an der Kaikouraküste tauchen 40 bis 60 Minuten lang in Tiefen von bis über 1000 Metern. Pottwale können aber mehr als zwei Stunden lang und über 3000 Meter tief tauchen.
Nach dieser beeindruckenden Tour auf dem Pazifik fahren wir mit dem WoMo weiter nach Christchurch.
Am 22. Februar 2011, nur fünf Monate nach einem Erdbeben der Stärke 7,1, erschütterte erneut ein schweres Erdbeben die Stadt. Das Epizentrum lag nur zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in gerade einmal fünf Kilometern Tiefe. Etliche Gebäude stürzten ein, und das Stadtzentrum war am stärksten betroffen. 185 Menschen kamen ums Leben.
Unter den erheblich beschädigten Gebäuden befanden sich auch viele denkmalgeschützte historische Bauten wie die Christ Church Cathedral. Bis zu 10.000 Gebäude waren bzw. sind noch abzureißen, und etwa 100.000 sind reparaturbedürftig. Teile von Christchurch wollte man wohl aufgeben, und innerhalb einer Woche nach dem Beben verließen rund 70.000 Menschen die Stadt.
Bei dem Erdbeben im Februar 2011 wurde der Kirchturm der neugotischen Kathedrale zur Hälfte zerstört. Herunterstürzende Trümmerteile beschädigten angrenzende Teile des Gebäudes. Ein Nachbeben vier Monate später zerstörte das berühmte „Rose Window“. Nachdem ein weiteres starkes Nachbeben im Dezember den Zustand der Kathedrale weiter verschlechtert hatte, war das Schicksal des Wahrzeichens von Christchurch lange Zeit umstritten.
Im März 2012 wurde schließlich bekanntgegeben, dass die Christ Church Cathedral, die auch bei den Erdbeben 1881, 1888, 1901 und 1922 beschädigt worden war, abgerissen werden solle, und die Abrissarbeiten begannen umgehend, beschränkten sich aber bisher nur auf den Turm, denn mehrere Klagen gegen den Abriss sind erhoben worden.
Die abendlichen Tagebuchnotizen sind unabdingbar, um bei all diesen Eindrücken den Überblick zu bewahren.