საქართველო – Georgien (2)

In Kutaissi lerne ich ein Paar aus den Niederlanden kennen, das im selben Hotel wohnt. Die beiden 54 Jahre alten Radfahrer sind von Kreta gestartet und werden insgesamt zehn Wochen unterwegs sein nach Tiflis. Wir sprechen Englisch, und wann immer ihm eine Vokabel fehlt und er seine Frau auf Holländisch danach fragt, verstehe ich ihn aufgrund der Ähnlichkeit unserer Muttersprachen. Sympatische Menschen!

Am nächsten Tag starte ich eine Sightseeing-Tour per Rad. Die Klosteranlage Gelati (გელათი Geburt) gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier sind die bedeutendsten Könige Georgien begraben.

Gelati

Klosteranlage Gelati

Die Bagrati-Kathedrale (ბაგრატი; ბაგრატის ტაძარი) aus dem 11. Jahrhundert wurde 1692 von den Osmanen, die das Königreich Imeretien überfallen hatten, verwüstet und in die Luft gesprengt, wobei die Kuppel und die Decken einstürzten. Die schwer beschädigte Kirche wurde zunächst nicht wiederaufgebaut. Im Jahr 1952 begannen die Restaurierungsarbeiten. 1994 wurde die Kathedrale in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Sie wurde in ihrer ursprünglichen Form rekonstruiert und 2012 fertiggestellt.

Bagrati-Kathedrale

Bagrati Kathedrale

Motsameta-Monastery

Vor dem Motsameta-Monastery, einem der historisch berühmtesten christlichen Wallfahrtsorte

Reifenflicken

Reifenflicken, zum Dritten

Heute muss ich über einen Pass, und ich überwinde 1131 Höhenmeter! Mittags repariere ich meine dritte Reifenpanne vorne. Danach geht’s in einem Tunnel  so richtig steil hoch, sodass ich klitschnass am Ende herauskomme und mich erst mal umziehe, weil ich die Abfahrt mit 50 km/h besser nicht im nassen T-Shirt mache. Ich fahre unverrichteterdinge durch zwei weit auseinander liegende Orte, die eigentlich jeweils Ankunftsorte sein sollten, aber es gibt hier keine Unterkünfte. Es wird spät und später – inzwischen ist es dunkel und beginnt zu regnen, und ich suche verzweifelt nach einer Unterkunft. Ich bin jetzt 12 Stunden unterwegs, trete seit 8:24 Stunden in die Pedale und lege 136 km zurück. Um 22 Uhr finde ich nach einer Auskunft durch die Polizei ein Hotel in Agara, gehe schmutzig und verschwitzt wie ich bin einen Happen essen, dusche und verschwinde ins Bett. Nichts geht mehr außer schlafen!

In Gori treffe ich im Hotel die beiden Holländer wieder, und wir freuen uns über die erneute Begegnung, zumal ich in Kutaissi vergessen hatte, ihnen meine Visitenkarte zu geben. Ich möchte zwei Tage hier bleiben, mir ein bisschen Ruhe gönnen. Um 21 Uhr klopft es an meine Zimmertür und man informiert mich, dass ich das Zimmer am nächsten Tag räumen muss, weil es eine Reservierung gibt. So ein Mist! Durch die vorzeitige Abreise am folgenden Morgen komme ich erneut nicht dazu, mit den beiden Holländern Daten auszutauschen – schade! Als ich aber mein Fahrrad packe, nutze ich die Gelegenheit, das Kärtchen an ihren Rädern zu befestigen, die noch neben meinem stehen; offensichtlich sind sie zu Fuß in die Stadt gegangen.

Ehepaar-aus-Niederlande

Die dritte zufällige Begegnung mit dem niederländischen Ehepaar

Auf dem Weg nach Tbilisi mache ich einen 13-Kilometer-Umweg nach Uplistsikhe und treffe dort auf bekannte Gesichter!

 

 

 

 

 

 

 

Der in Felsen gemeißelte Siedlungsort ist der älteste bewohnte Ort in Georgien. Er entstand vermutlich im 16. – 15. Jahrhundert v. Chr.. Die Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen: was nicht von Feinden zerstört wurde, fiel Erdbeben zum Opfer. Im Jahr 1920 wurde Georgien von einem schweren Beben erschüttert, das die Stadt Gori und seine Umgebung völlig zerstörte. Und obwohl eine Restaurierung der ursprünglichen Höhlenstadt unmöglich ist, sind noch heute Überreste antiker Säle, Weinkeller, Weinpresse, Kanalisationssysteme, Gruben für die Aufbewahrung von Getreide, eine Apotheke mit Regalen, Theater, Marktplatz sowie die Hauptstraße erkennbar. Unterirdische Quellen in fünf Kilometern Entfernung sicherten die Versorgung der Stadt mit Wasser.

Uplistsikhe-vor-Tbilisi

Uplistsikhe

Ich verabschiede mich von den beiden Niederländern. Auf der Weiterfahrt kommt mir Adrian, ein Belgier, auf seinem Liegerad entgegen. Es ist normal anzuhalten und sich auszutauschen. Wir fachsimpeln länger als eine Dreiviertelstunde. Adrian ist 26 und schon einige Jahre unterwegs. Er fährt entgegengesetzt meiner Tour und startete in Lateinamerika, dann Neuseeland, Australien, Asien und schließlich steht Europa an.

Adrian-aus-Belgien

Adrian aus Belgien

Begeistert fotografiert er all die technischen Details meines Fahrrads, macht Fotos an jeder Ecke, will wissen, wie ich mit der Rohloff-Schaltung zufrieden bin, wie die Elektronik funktioniert usw. Bei einer nächsten Tour würde er nicht wieder mit dem Liegerad fahren, da durch die niedrige Position die Sicht deutlich nachteilig ist. Nach dem Austausch unserer Blogs trennen sich unsere Wege wieder.

In meiner Mittagspause gegen 17 Uhr gibt es Thunfisch aus Konserve, ein Geschenk von einem der armenischen Trucker vom Frachter. Dazu esse ich Brot, das von heute Morgen übrig geblieben ist. Um 20 Uhr erreiche ich nach 100 km Tagespensum das VIP Hotel im Zentrum Tbilisis. Meine Reise macht einfach Spaß, und es geht mir wirklich gut.

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Bambis rigi and chardin st.

Die 2010 eröffnete Friedensbrücke, die 150 m über den Fluss Kura führt, verbindet das alte Tbilisi mit dem neuen.

Peace-Bridge-1

Peace Bridge in Tiblis

Auf der Peace Bridge

Auf der Peace Bridge

 

 

 

 

 

 

 

Da ich noch anderthalb Wochen Zeit habe, bevor ich mit einer guten Bekannten in Tbilisi verabredet bin, beschließe ich, einen Abstecher nach Armenien zu machen. Zwei Tage später breche ich auf nach Sadakhlo an der georgisch-armenischen Grenze.

Büffel-nach-Tbilissi

Büffel auf dem Weg nach Armenien

2 Gedanken zu „საქართველო – Georgien (2)

  1. Sonja

    Lieber Herr Danielsen, wir sind schwer beeindruckt und haben uns sehr über Ihre Email gefreut!
    Der Blog wird unter den Favoriten gespeichert und wir werden jeden Ihrer Schritte verfolgen 🙂

    Viele liebe Grüße und weiterhin eine tolle und gesunde Reise wünscht das Team der antares-apotheke aus Celle!!

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  2. Christa Schmedthans

    Hallo Frank, mit Begeisterung verfolgen wir deine Radtour und bewundern dich sehr. Einfach toll! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute,viele nette ,interessante Begegnungen und immer viel Freude.
    Liebe Grüße aus Bödd. von Heinz und Christa

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