Neuseelands Südinsel (4) – Von Westport zur Cook Strait

Als einer der längsten Flüsse Neuseelands fließt der Buller River 170 Kilometer weit vom Lake Rotoiti durch die Schlucht Buller Gorge und mündet dann bei Westport in die Tasmanische See. Der State Highway 6, auf dem wir fahren, folgt dem Fluss weit oberhalb des Flussbettes über einen großen Teil seines Laufes.

Die Māori gaben dem Buller River den Namen „Kawatiri“, was so viel wie „schnell und tief“ meint; eine treffende Bezeichnung, denn der Fluss musste sich seinen Weg zwischen Gebirgszügen hindurch bahnen, wobei schöne Schluchten entstanden sind.

Buller Gorge

Buller Gorge

Der Buller River nahe Murchison ist ein beliebtes Revier für Wildwasserkayakfahren und Angeln

Der Buller River nahe Murchison ist ein beliebtes Revier für Wildwasserkayakfahren und Angeln

Zwischen breiteren und ruhigeren Abschnitten wird der Fluss immer wieder zum reißenden Wildbach. An diesen Stellen, wenn das Tal sehr eng wird, ist die Straße den Felsen in harter Arbeit abgerungen und verläuft teilweise einspurig unter Felsüberhängen hindurch, was für WoMo-Fahrer eine Herausforderung darstellt.

State Highway 6 einspurig unter dem Felsen entlang

State Highway 6 einspurig unter dem Felsen entlang

Murchison, eine Kleinstadt mit weniger als 500 Einwohnern am State Highway 6 auf halbem Wege zwischen Westport und Nelson, ist das Dienstleistungszentrum für die umliegenden Farmen.

Laden für Farmer in Murchison

Laden für Farmer in Murchison

Es ist Silvester und schon nach sieben Uhr abends, als wir in diesem beschaulichen Ort ankommen. Schnell finden wir den einzigen Campingplatz seit Stunden, wo wir nur rasch nach einem freien Platz fragen, um uns dann im einzigen Supermarkt vor Ort mit gut gekühltem Sekt, panierten Rinderschnitzeln und Salat einzudecken, denn es gibt in dieser Kleinstadt kein Restaurant, das geöffnet hat.
Und so verbringen wir eine ruhige Nacht nach dem Genuss des süffigen Sekts und eines leckeren Essens ohne jegliche Knallerei und verschlafen die Jahreswende …

Murchison Church

Murchison Church

Blick übers Land

Blick übers Land

Der Weg zu der Fähranlegerstadt Picton führt uns über Nelson. Die Stadt an der Cookstraße hat etwa 50.000 Einwohner. Angeblich ist sie der geographische Mittelpunkt Neuseelands.

Blick vom Botanical Hill auf Nelson

Blick vom Botanical Hill auf Nelson

Nelson, eine populäre Stadt mit mediterraner Atmosphäre, brilliert mit einer jährlichen Sonnenscheindauer von durchschnittlich 2400 Stunden, der längsten im gesamten Land.
Wir erklimmen den 147 Meter hohen Botanical Hill, auf dem eine Skulptur das Centre of New Zealand markiert, und werden mit einem atemberaubenden Blick über Nelson bis hin zur Küste belohnt.

Skulptur "Centre of New Zealand"

Skulptur „Centre of New Zealand“

Auf halber Strecke zwischen Nelson und Picton befindet sich die Pelorus Bridge, die den vom Pelorus River tief eingegrabenen Canyon überspannt. Hier findet man ebenfalls ein wenig Mittelerde-Magie, denn Peter Jackson wählte die Pelorus Bridge als Ort für eine Szene aus The Hobbit: The Desolation of Smaug.

Pelorus Bridge

Pelorus Bridge

Das Springen von der Brücke in den Fluss ist verboten

Das Springen von der Brücke in den Fluss ist verboten

Das Wasser des Pelorus River ist tief genug, um von der Brücke hinunter ins kühle Nass springen zu können. Trotz der Warnschilder machen immer wieder Wagemutige von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Wir bevorzugen den Weg zum Fluss hinunter zu Fuß und gelangen zu den Rock Pools, zahlreichen Mulden und Wannen, die der Fluss über die Zeit im harten Gestein herausgebildet hat.

An einem der Rock Pools

An einem der Rock Pools

Südlicher Pelorus Sound

Südlicher Pelorus Sound

Am Südende des Pelorus Sound wurde 1860 die 500 Einwohner Gemeinde Havelock gegründet. Der Ort diente früher als Versorgungsbasis für Holzfäller und Goldgräber. Heute besitzt Havelock einen schönen Jachthafen, der Besucher anzieht.

Havelock Jachthafen

Havelock Jachthafen

In den letzten Jahren hat sich die Gemeinde zum Zentrum der neuseeländischen Muschelzucht entwickelt, und die Greenlip-Muscheln gelten als Spezialität der Region.

Restaurant Mussels Pot

Restaurant Mussels Pot

Auf der Weiterfahrt nach Picton verlassen wir nach fünf Tagen den State Highway 6, auf dem wir seit Queenstown unterwegs sind. Vom Queen Charlotte Drive aus haben wir immer wieder prächtige Ausblicke hinunter auf den Sound, und die atemberaubende und kurvenreiche Straße entlang der Steilküste führt von einem Highlight zum anderen.

Queen Charlotte Sound am Cullen Point Lookout

Queen Charlotte Sound am Cullen Point Lookout

Für den nur 35 Kilometer langen Queen Charlotte Drive kann man leicht zwei bis drei Stunden brauchen, denn zum Fotografieren müssen immer wieder Stopps eingelegt werden.

Queen Charlotte Sound mit leuchtend blauem Wasser

Queen Charlotte Sound mit leuchtend blauem Wasser

Kurz vor Picton ergibt sich plötzlich eine Lücke in der grünen Wand zum Sound hin, und wir sehen den Hafen mit zwei Fähren.

Picton Hafen

Picton Hafen

Unsere Übernachtung in Picton wird eine kurze werden, denn die Interislander legt bereits um 5.45 Uhr ab. Es ist noch stockdunkel, als wir gegen halb fünf aufstehen, um wenigstens einen Kaffee zu trinken, bevor wir dann möglichst leise den Campground verlassen.
Die Straßen in Picton sind gähnend leer, und auch auf dem Hafengelände tut sich nichts. Wo sind die Hinweisschilder für die Einfahrt zur Fähre? Und wo die Schlangen wartender Fahrzeuge? Langsam stellt sich Unruhe ein, denn der Abfahrtszeitpunkt rückt immer näher, und weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, die wir fragen könnten.
Ein erneuter Blick auf unser Ticket gibt uns Aufschluss: Departure at 5:45 p.m. – Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Wir sind es nicht, denn dass die Fähre erst abends ablegt, haben wir komplett überlesen!
Also fahren wir an diesem angebrochenen Morgen zurück zum Campground, legen uns nochmal zwei Stunden schlafen und bummeln dann durch die Stadt Richtung Hafen. Einer Eingebung folgend erkundigen wir uns – just for fun – nach einer früheren Fähre und haben Glück. Jetzt heißt es einen Kilometer zum WoMo zurück zu sprinten, denn binnen der nächsten Viertelstunde müssen wir auf der Fähre sein! Wie klasse – es klappt.

Auf der Fähre im Queen Charlotte Sound

Auf der Fähre im Queen Charlotte Sound

Wunderschöner Queen Charlotte Sound

Wunderschöner Queen Charlotte Sound

Und so kommen wir bereits nachmittags im Hellen auf der Nordinsel an. Von Wellington fahren wir nördlich nach Plimmerton, wo wir am folgenden Tag unser WoMo abgeben.

Stellplatz mit wunderbarem Blick auf die Cook Strait

Stellplatz mit wunderbarem Blick auf die Cook Strait

Gas für Warmwasser, Herd und Heizung sowie Strom für Licht und Kühlschrank sind an Bord unseres WoMos, sodass wir unabhängig von einer externen Energieversorgung sind. Saubere öffentliche Toiletten gibt es in Neuseeland überall, selbst an abgelegenen Stränden und in kleinen Ortschaften. So auch in Plimmerton, wo wir einen schönen und kostenlosen Stellplatz abseits des Städtchens am Ufer der Cook Strait finden.

Sonniger etwas windgeschützter Platz mit Blick auf die Cook Strait

Sonniger etwas windgeschützter Platz mit Blick auf die Cook Strait

Fish & Chips sind ab und zu ein Must have, und ein Take away in der Nähe sorgt für unser Abendessen, das wir wegen des angehenden Sturms gemütlich im WoMo zu uns nehmen.

Ein einheimisches Bier zu Fish & Chips

Ein einheimisches Bier zu Fish & Chips

Der Sturm legt sich irgendwann, und die Nacht ist ruhig. Nur ein Angler, der offenbar die ganze Nacht über sein Glück versucht, hält sich in unserer Nähe auf.

Morgens bringen wir das WoMo zur Mietstation zurück. Maryann erwartet uns bereits. Nun heißt es, das Gepäck gut zu verteilen und reisefertig zusammenzuschnüren, denn wir dürfen jeder 30 Kilo mitnehmen. Der Fahrradkarton wiegt allein schon 29 Kilogramm. Die schweren Bücher kommen ins Handgepäck, da je acht Kilo erlaubt sind, und mit Fahrradpacktaschen und Koffer erreichen wir die 60 Kilo schnell.
Eine pingelige Qantas-Mitarbeiterin wird später am Schalter das Gewicht beanstanden, sodass wir schmutzige Wäsche aus dem Koffer noch ins Handgepäck stopfen – jedes Kilogramm Mehrgewicht kostet 80 neuseeländische Dollar – und damit erfolgreich sind.

Maryann Liddell, Managing Director

Maryann Liddell, Managing Director

In Maryann hatten wir eine unkomplizierte WoMo-Vermieterin, der sehr daran gelegen ist, dass ihre Kunden zufrieden sind und eine gute Zeit verbringen. Ihre Firma Pacific Horizon kann man wirklich empfehlen (http://www.pacificmotorhomes.co.nz/).

Maryann bringt uns mit all unserem Gepäck zum Flughafen, und wir machen einen kleinen Umweg durch Wellingtons schöne Stadtviertel.

Exklusives Wohnviertel in Wellington

Exklusives Wohnviertel in Wellington

 

3 Gedanken zu „Neuseelands Südinsel (4) – Von Westport zur Cook Strait

  1. Chris

    Aloha Frank,

    wahnsinn es schaut wirklich so aus als müsste ich Neuseeland in diesem Leben nochmal besuchen. Vielen Dank für die schönen Bilder, die sorgen ein wenig für Urlaubsfeeling.
    Was die AM/PM Verwechslung angeht da muss ich sagen verstehe ich nicht das so große Teile der Welt noch nicht eingesehen haben das eine 24h Zeit irgendwie sinnvoller ist, da sie Verwechslungen vermeidet. Klingt irgendwie nach der Situation das man morgens hektisch aufwacht, sich anzieht und auf dem Weg zur Arbeit ist, bevor man feststellt das es eigentlich erst 2 Uhr nachts ist 😉
    Kamen die Quantas Leute sich nicht leicht veralbert vor als Ihr die Wäsche einfach ins Handgepäck überführt habt? Wo war da bitte der Gewin für Quantas? Sprit haben die so bestimmt nicht gespart.

    Ich wünsche Dir viel Glück auf der nächsten Etappe, möge Dir der Wind gesonnen sein und Du mehr Gefälle als Steigung erleben 😉

    Viele Grüße aus München
    Chris

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  2. Adolf Timmermann

    Hallo Frank, danke für deine Neuseeland-Berichte. Toll – wie immer.
    Leider sagt mir mein PC, dass ich die Zeit immer wieder überschreite, deshalb schickte ich dier auf auf e-mail-Wege meinen Kommentar.
    Viele Grüße von Adolf und Leni an der Aller, dem Fluss der sich durch die Schluchten der Südheide schlängelt.

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  3. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank,
    danke für den schönen Bericht „Feuerland“ Wir freuen uns, dass du den Anfang des nächsten Abschnittes wieder bewältigt hast und wünschen dir viel Freude. Schade, der viele Wind. Wir haben auch eine längere Fahrradtour unternommen, von Wietzenbruch nach Altencelle. Es gab ab und zu leichten Rückenwind.
    Wir hörten die Vögel singen, der Himmel war blau und es gab ein paar weiße Wölkchen, aber keine gefährlichen Hunde.
    Viele Grüße von Leni, Adolf und Familie

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