Patagonien: Coyhaique – Puyuhuapi – Coyhaique

Über die Cuesta del Diablo geht es bergauf Richtung Coyhaique.

Cuesta del Diablo

Cuesta del Diablo

Die Serpentinen führen den Berg hinauf zum Aussichtspunkt der „Teufelsabfahrt“. Die Cuesta del Diablo erhielt ihren Namen, da hier zu Zeiten, in denen die Straße noch nicht asphaltiert war, in den engen Kurven und bei der extremen Steigung zahlreiche Unfälle geschahen.

Ibañez-Pass auf 1120 Metern

Ibañez-Pass auf 1120 Metern

Aufforstung

Aufforstung

In den vergangenen 100 Jahren wurden in Patagonien etwa 900 000 Hektar Wald durch Brände vernichtet. Inzwischen forstet man auf, wenn auch vielenorts mit Nadelbäumen.

Dreifaches Selfie

Dreifaches Selfie

In Coyhaique treffe ich Heidi wieder; sie habe ich im Hostel in Puerto Rio Tranquilo kennengelernt. Heidi ist eine Studentin aus Österreich und arbeitet aktuell an einer Schule in Coyhaique. Als wir gerade unser Essen bestellen, kommt jemand die Treppe runter und begrüßt mich. Ich stutze einen Augenblick und erkenne dann David, der Bart und Haare gründlich gekürzt hat. Wir verbringen zu dritt einen fröhlichen Abend und trennen uns erst, als jeder seiner Wege zur Unterkunft geht.

Als ich morgens losfahre, treffe ich auf David, der an einem Kiosk auf mich wartet – wie klasse! Wir beschließen, die nächsten Tage gemeinsam zu fahren.

Von einer Nebenstrecke zurück zur Carretera Austral

Von einer Nebenstrecke zurück zur Carretera Austral

Hostel in Mañihuales

Hostel in Mañihuales

Hier im Hostel in Mañihuales gibt es gutes Essen zu einem kühlen Bier, und auch das Frühstück morgens ist reichhaltig und lecker.

Der Lago las Torres liegt im gleichnamigen Nationalpark

Der Lago las Torres liegt im gleichnamigen Nationalpark

Bei schönem Wetter fahren wir fast gemütlich nach Villa Amengual. Hier teilen wir uns ein Zimmer in einem Hostel und frischen unsere Vorräte in einem kleinen Laden auf, um uns am folgenden Morgen Richtung Queulat Nationalpark aufzumachen.

Kirche in Villa Amengual

Kirche in Villa Amengual

Erholungspause

Erholungspause

Pausieren vor anstrengender Wegstrecke

Pausieren vor anstrengender Wegstrecke

Gesperrte Carretera Austral

Gesperrte Carretera Austral

Die Carretera Austral ist hier eine große Baustelle, sodass die Durchfahrt für Pkw voll gesperrt ist. Mit den Fahrrädern kommen wir jedoch durch.

Hinter der Sperrung

Hinter der Sperrung

Vor dem Abzweig zum Queulat Nationalpark ist die Straße wegen Felssprengarbeiten noch eine Stunde gesperrt, sodass wir warten müssen.

Carretera Austral

Carretera Austral

Wir zelten auf einem schön gelegenen Campsite im Queulat Nationalpark.

Spagettikoch vom Dienst

Spagettikoch vom Dienst

Vorbereiten eines Männerabendessens mit Rotwein aus wiederverschließbarem Tetrapak

Vorbereiten eines Männerabendessens mit Rotwein aus wiederverschließbarem Tetrapak

Porridge wird ja in Großbritannien als warme Frühstücksmahlzeit verzehrt, und mit David komme ich nicht umhin, mich darauf einzulassen. Aber meine Apfelspende verfeinert das Ganze, und ich bin erstaunt, wie gut es schmeckt. Energielieferant ist der Haferbrei allemal, und das können wir gut brauchen.

Leckerer Porridge frisch zubereitet im Kochtopf

Leckerer Porridge frisch zubereitet im Kochtopf

Zu den bekannten Sehenswürdigkeiten des Queulat Nationalparks 20 Kilometer südlich von Puyuhuapi zählt der beeindruckende hängende Gletscher Ventisquero Colgante. Ein Fußweg führt über eine Hängebrücke durch einen wild wuchernden immergrünen Wald zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen schönen Blick auf den Gletscher und mehrere Wasserfälle hat.

Weg über Hängebrücke

Weg über Hängebrücke

David im Regenwald

David im Regenwald

Ursprünglichkeit des Waldes bleibt durch minimale Eingriffe erhalten

Ursprünglichkeit des Waldes bleibt durch minimale Eingriffe erhalten

Schöner Blick auf Gletscher und Wasserfälle

Schöner Blick auf Gletscher und Wasserfälle

We do love selfies ...

We do love selfies …

Bis nach Puyuhuapi sind es noch gut 20 Kilometer, und nach einer Stärkung mit wilden Beeren geht es auf Schotterstraße weiter.

Leckere wilde Brombeeren nach dem Abspülen im Bach

Leckere wilde Brombeeren nach dem Abspülen im Bach

Wie vereinbart fährt jeder in seinem Tempo, und David fährt voraus. In Puyuhuapi wollen wir uns dann wieder treffen.
Aber es kommt ganz anders. Unsere nächste Begegnung ist im Krankenhaus in Puyuhuapi, und ich habe keinerlei Erinnerung, wie ich dort hingekommen bin.
Meine Verletzungen weisen auf einen üblen Sturz hin, aber ich weiß nicht, wo und wie es dazu gekommen ist. War da Fremdeinwirkung im Spiel oder „nur“ die rutschige Schotterpiste Schuld?

Unfallstelle nahe Puyuhuapi

Unfallstelle nahe Puyuhuapi

In dem kleinen Hospital werde ich erstversorgt: Man reinigt meine zahlreichen Schürfwunden und näht die Platzwunde am Ellbogen. Da es kein Röntgengerät gibt, will man mich in das 200 Kilometer südliche Coyhaique verlegen.
David taucht auf; er hat bereits in mehreren Hostels vergeblich nach mir gefragt, als ihn Polizisten ansprechen und fragen, ob er mich kennt. Gut, dass er da ist, denn er reagiert prompt, stopft meine Wertsachen in eine kleine Tüte und drückt sie mir mitsamt meiner Lenkertasche in die Hand, sodass ich das Wichtigste bei mir habe. Ein Sanitäter fischt eine Ersatzhose und eine Jacke aus meinen Packtaschen heraus und zieht sie mir an, denn Fahrradhose und Trikot sind zerrissen und blutverschmiert.
Da ich allein reise, informiert ein freundlicher Arzt, der sich um mich kümmert, Katrin per E-Mail über meinen Unfall. Er sorgt dafür, dass Fahrrad und Gepäck sicher verwahrt sind, bis ich zurückkomme, um es abzuholen.
Man verfrachtet mich in einen Krankenwagen und David verabschiedet sich von mir. Nun geht es holpernd über die nächtliche Carretera Austral gen Süden, und nach halber Strecke werde ich zu einem nächsten Krankenwagen gebracht, der mich weitere 100 Kilometer ins Regionalkrankenhaus nach Coyhaique transportiert. Ein sofortiges Röntgen bestätigt den vermuteten Schlüsselbeinbruch, und am Folgetag holt man mir aus der Stadt einen Schulterverband zur Ruhigstellung meines linken Armes.

Nach drei Tagen sieht meine rechte Gesichtshälfte schon wieder richtig gut aus

Nach drei Tagen sieht meine rechte Gesichtshälfte schon wieder richtig gut aus

Da die Erinnerung an den Unfallhergang sich nicht einstellen will, steht eine Computertomografie des Kopfes an, die in einem anderen Hospital der Stadt vorgenommen wird.

Ohne meinen Helm sähe ich alt aus ...

Ohne meinen Helm sähe ich alt aus …

Die Ärzte hier sprechen leider nur Spanisch, sodass ich heilfroh bin, als einer ins Zimmer kommt, der hervorragend Deutsch spricht. Er erweist sich nicht nur als Übersetzer, sondern als großartige Hilfe in der nächsten Zeit.

Nach fünf Tagen verlasse ich humpelnd das Hospital. Dr. Breitler bucht mir ein Hotelzimmer in seiner direkten Nachbarschaft,  organisiert den Fahrrad- und Gepäcktransport von Puyuhuapi zu meinem Hotel und bringt mich zu einem Fahrradshop,  in dem das Fahrrad flugfertig verpackt wird. Zusammen suchen wir ein LAN-Büro auf, um meinen Rückflug zu bestätigen. Er lädt mich zu seinem Grundstück am See an der argentinischen Grenze ein, wo wir gemeinsam mit seiner Frau essen.

Mit Dr. Breitler auf seinem 250 ha großen Grundstück am See

Mit Dr. Breitler auf seinem 250 ha großen Grundstück am See

Zu guter Letzt bittet er Verwandte, mich mit ihrem Pick-up zum Flughafen nach Balmaceda zu fahren und mein Gepäck einzuchecken, da ich absolut nichts tragen kann, und wir verabschieden uns voneinander mit einem guten Essen bei ihm zu Hause. Ohne seine Fürsorge hätte ich die Rückreise niemals so früh antreten können – was für ein großartiger Mensch!

Aus der geplanten 28-stündigen Rückreise von Balmaceda via Santiago und Madrid werden 40 Stunden, da aufgrund des französischen Fluglotsenstreiks die Anschlussmaschine in Frankfurt, für die ich dreieinhalb Stunden Zeit zum Wechseln habe, weg ist und ich hier übernachten muss – was für ein Mist!

Der Unfallchirurg zu Hause stellt fest, dass die Schmerzen in der Leiste von einem Schambeinbruch herrühren und außerdem vier Rippen gebrochen sind. Da kann man nichts machen außer abwarten.

Unschöne Fraktur meiner Clavicula links

Unschöne Fraktur meiner Clavicula links

Mein ruhig gestelltes Schlüsselbein findet er operierenswert.

Gut drei Wochen nach dem Sturz wird das Schlüsselbein durch Verschrauben einer Metallplatte gerichtet. Das Fahrradfahren wird für acht bis zehn Wochen gestrichen.
Somit bleibe ich einige Wochen im Lande, bevor es auf meiner Reise um unseren Erdball weitergeht.

2 Gedanken zu „Patagonien: Coyhaique – Puyuhuapi – Coyhaique

  1. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank! Danke für deinen Bericht, der so fröhlich anfängt und so ernst endet. Es tut uns sehr leid, dass du diesen Unfall hattest und die Reise unterbrechen musstest. Wir wünschen dir eine baldige Genesung und hoffen sehr, dass du nicht zu viele Schmerzen zu ertragen hast. Aus deinem Bericht geht auch hervor, dass du dort überall mit hifsbereiten und freundlichen Menschen zu tun hattest. Das tut doch gut. Es ist auch gut, dass du wieder nach Hause reisen kontest, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten Nun werde recht bald wieder gesund. Wir drücken dir die Daumen.
    Ich habe drei Tage lange im Paddelboot gesessen, zweit Tag auf der Werra und einen Tag auf der Weser.
    Das ist ja nicht der Amazonos. Dennoch gab es viele Wasser – aber ohne Salzwasserkrokodile.
    Viele Grüße von Adolf und Famlie vom Distelcamp

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  2. Chris

    Hallo Frank,

    erstmal wünsche ich Dir eine besonders schnelle Genesung.
    Ich freue mich sehr dass Du es halbwegs gut überstanden hast und man Dich auch gefunden hat.

    Das Ganze entsprecht einer interessanten Geschichte, alles beginnt interessant und schön dann gibt es eine unerwartete Wendung und am Ende sowas ähnliches wie ein Happy End.

    Viel Erfolg beim Genesen.

    Liebe Grüße
    Chris

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