Inzwischen ist uns das Überlandbus-Fahren sehr vertraut, und wir ergattern in dem doppelstöckigen Bus oben wieder einen vorderen Platz mit guter Sicht.
Da ich zurzeit nicht mit dem Fahrrad unterwegs bin, komme ich mit der „Horizont-Straße“ nach Puerto Iguazú gut zurecht.
1901 wurde der Grundstein dieser Kleinstadt am Dreiländerdreieck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay gelegt.
Haupteinnahmequelle ist das Tourismusgeschäft. Da wir jedoch argentinischen Winter haben, merken wir nichts davon.
Die Cataratas del Iguazú gelten als die schönsten Wasserfälle der Welt. Mit Superlativen sollte man bekanntlich vorsichtig sein, aber Iguazú ist wirklich einmalig!
„Igua zu“ heißt „große Wasser“, und diese Beschreibung trifft mehr als zu: Auf einer Fläche von 67.000 Hektar stürzen 275 Wasserfälle des Río Iguazú zwischen Palmen, Riesenfarnen und Urwaldbäumen 70 Meter in die Tiefe.
Wir wollen uns die Fälle zuerst von der argentinischen Seite aus anschauen. An Insektenmittel haben wir natürlich nicht gedacht. Schnell wird noch eine Lotion gekauft, denn die Mosquitos sind hier äußerst aktiv, und Stiche führen zu dicken, juckenden Quaddeln.
Schon von weitem hören wir das Rauschen der Wasserfälle, das uns den ganzen Tag über begleiten wird. Bunte Schmetterlinge flattern durch den Wald und lassen sich auf Pflanzen und auf uns nieder, und Tropenvögel sitzen in den Bäumen.
Die Kappenblauraben sind Allesfresser und werden bis 36 Zentimeter groß. Auf dem Kopf tragen sie eine Haube aus kurzen aufrecht stehenden Federn, daher der Name.
Der weit verbreitete Südamerikanische Nasenbär mit seinem auffallend geringelten Schwanz gehört zu den Kleinbären. Das tagaktive Tier wird vier bis sechs Kilogramm schwer und sucht seine Nahrung vorwiegend am Boden; bei der Fortbewegung wird der Schwanz senkrecht in die Höhe gestreckt. Zum Schlafen klettert der Nasenbär auf Bäume, und er schwimmt sehr gut.
Greifvögel, Schlangen und Großkatzen sind seine Feinde, und da er Hühnerställe plündert und Vorratskammern verwüstet, schätzt der Mensch ihn nicht sonderlich.
Die Iguazú-Wasserfälle / Cataratas del Iguazú des Río Iguazú an der Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones bestehen aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Einige Fälle sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist 64 Meter hoch.
Orchideen, Kakteen, Farne, Philodendron und Bromelien, die an den Bäumen wachsen, sind Epiphyten. Sie nehmen nichts von ihren Wirtspflanzen, nutzen aber deren Höhe für mehr Licht und feuchte Brisen.
(Video 0864 folgt)
Voller Eindrücke verlassen wir am Abend den argentinischen Nationalpark und fahren mit dem öffentlichen Bus 18 Kilometer zurück nach Puerto Iguazú.
In einem kleinen Lokal empfiehlt man uns einen Teller für zwei. Das köstliche gekühlte Bier aus einer Tischzapfanlage genießen wir am Ende dieses wunderbaren Tages. Die Riesenportion, die man uns bringt, ist nicht zu bewältigen, aber lecker. Da verwundert es nicht, dass die Argentinier einen Pro-Kopf-Verbrauch an Rindfleisch von 58 Kilogramm/Jahr haben.
Da die meisten Wasserfälle in Argentinien liegen, soll der größere Panoramablick von der brasilianischen Seite aus möglich sein. Sollte unser heutige Ausflug noch zu toppen sein?
Eine Fahrt nach Brasilien in einem öffentlichen Bus ist kompliziert. An der argentinischen Grenze muss jeder aussteigen und nach den Formalitäten für die Ein- und Ausreise steigt man wieder in denselben Bus ein. An der brasilianischen Grenze wartet der Bus nicht, bis die offiziellen Formalitäten erledigt sind, sondern man muss auf den nächsten Bus warten, was zwei Stunden dauert. Und ohne die Stempel gelangen wir möglicherweise nicht wieder zurück ins Land.
In der Puerto Iguazú Information lernen wir Waldemar kennen, der hier ab und zu arbeitet. Urgroßväterlicherseits hat er deutsche Wurzeln, spricht aber kein Wort Deutsch oder Englisch. Dennoch verabreden wir erfolgreich, dass wir am nächsten Tag mit seinem Auto nach Foz do Iguaçu in Brasilien fahren. Und das erweist sich als wirklich gute Entscheidung: Für den Ausreisestempel müssen wir nicht einmal aussteigen, und auf brasilianischer Seite begleitet er uns zur Einreisebehörde, wo wir dank seiner Portugiesischkenntnisse nach nicht einmal fünf Minuten wieder draußen sind.
Foz do Iguaçu ist viel größer als das argentinische Puerto Iguazú und liegt weiter entfernt von den Cataratas. Man sieht von hier aus die paraguayische Nachbarstadt Ciudad del Este, in der Argentinier offenbar günstig einkaufen. Wir wollen jedoch in den brasilianischen Park.
Erstmal machen wir jedoch einen Abstecher zu Itaipú Binacional, dem leistungsstärksten Stauwerk der Welt am Paraná an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien.
Der Drei-Schluchten-Damm in der Volksrepublik China, den ich im letzten Jahr gesehen habe, ist zwar größer, nutzt aber keine so hohe Auslastung der Turbinen. Itaipú deckte 2013 den Elektrizitätsbedarf Paraguays zu 75 %, von Brasilien zu knapp 17 %.
1974 begann der Bau des Gemeinschaftsprojekts Paraguays und Brasiliens, das acht Jahre später in Betrieb genommen wurde. Bei den Bauarbeiten kamen 145 Menschen ums Leben.
Die Errichtung des Damms hat die Umwelt irreparabel verändert: Insgesamt verloren etwa 40.000 Menschen – vor allem Guarani-Indianer, die umgesiedelt wurden – ihre Heimat.
Große Flächen subtropischen Regenwaldes wurden abgeholzt, und noch größere Flächen verschwanden ebenso in den Fluten wie auch die Wasserfälle Sete Quedas, die denen des Iguaçu nahezu ebenbürtig gewesen waren.
Bei normaler Stauhöhe staut man den Paraná auf einer Fläche von 1.350 km² und auf etwa 170 Kilometern Länge. Der See ist zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee; die Itaipú-Staumauer ist 7.760 Meter lang und 196 Meter hoch.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die Iguaçu-Fälle auf brasilianischer Seite.
Die Nationalparks beiderseits der Wasserfälle wurden 1984 (Nationalpark Iguazú, Argentinien) und 1986 (Nationalpark Iguaçu, Brasilien) in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.
Die Nationalparks sind ein wichtiger Rückzugsraum für die Artenvielfalt auf dem Gebiet des Iguazú. Allein etwa 800 verschiedene Schmetterlingsarten leben hier. Durch die Wachsamkeit der Parkranger werden einige Arten in ihrem Bestand vor Wilderei gesichert; besonders begehrt ist die Haut der Kaimane, die daher entsprechend geschützt werden.
Mehrere größere und kleinere Inseln trennen die Fälle voneinander. Von den 2700 Metern Ausdehnung fließt über ungefähr 900 Meter kein Wasser.
(Videos 0958 und 0959 folgen)
(Video 974 folgt)
Im gesamten Nationalpark streifen große Populationen Nasenbären umher, plündern auf Nahrungssuche Mülleimer und werden teilweise auch gegenüber Touristen aggressiv und bissig. Hinweisschilder warnen davor sie zu füttern.
Der Garganta del Diabolo – „Teufelsrachen“ ist eine U-förmige, 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht.
Die letzten 100 Meter zum Garganta del Diabolo gehen wir über Gitterstege zur Hauptabsturzstelle.
Ohrenbetäubend donnern die Wasserfälle hinunter, und durch den Wind legt sich die Gischt wie ein weißer Schleier über uns; anschließend sind wir pitschnass! Warme 25 Grad und Sonnenschein trocknen uns jedoch schnell wieder.
Das bisherige Fazit dieses Tages: Der Ausflug hat sich mehr als gelohnt, denn der Ausblick von der brasilianischen Seite auf die argentinischen Fälle ist sensationell!
Hallo, Frank! Danke für deine Berichte und Fotos vom 24., 29. und 30. August 2015, die uns wieder sehr beeindruckt haben. Die vielen Anblicke, Erlebnisse und Genüsse sind wirklich bemerkenswert. Gut, dass die „Taubenkotaktion“ euch nicht noch stärker geschädigt hat. Leider kommt meine Antwort spät. Wir haben auch eine abenteuerliche Reise in die Welt der Berge, der Kunst und Kultur absolviert. Wir waren nämlich mehrere Tag im Harz. Obwohl uns dort viele schon bekannt ist, zieht es uns immer wieder in diese Berge, obwohl es nicht so aufregende Moment gibt wie auf eurer Reise. Mittwoch treffen wir „Heese-Süd-Oldies“ wier bei Kiess und Krause. Dann kann ich ja mal wieder von euch berichten.
Viele Grüße und schöne Erlebnisse wünschen die Distelcamper aus der Wietzenbronx Adolf und Leni