Von Puerto Iguazú nach Buenos Aires sind es fast 1300 Kilometer. Um Zeit und Nachtbusse zu sparen, fliegen wir mit Aerolineas Argentina in knapp zwei Stunden zurück in die Hauptstadt. Am Flughafen nehmen wir ein Taxi zum Fährhafen, denn wir planen mit einer Fähre über den Río de la Plata nach Uruguay überzusetzen.
Die Anschnallgurte im Taxi sind offenbar unter der Sitzbank verborgen, sodass wir uns nicht anschnallen können, und dieser irre Taxifahrer rast mit zum Teil 100 Stundenkilometern über die breiten Avenidas in Buenos Aires, um vor einer roten Ampel oder einer Abbiegung dann scharf zu bremsen. Seine Fahrweise wird nicht unbedingt besser, als er bemerkt, dass er uns zum falschen Hafenterminal gebracht hat, und wir sind schließlich froh aussteigen zu können.
Es wird schließlich doch Abend, bis eine Überfahrt nach Uruguay möglich ist. Nach einer guten Stunde auf einem Katamaran über den Río de la Plata erreichen wir Colonia del Sacramento im Dunkeln. Über das kleine Land zwischen Brasilien und Argentinien, so sagt man, gibt es eigentlich nur wenig zu berichten.
Die Natur hat das Land denkbar einfach ausgestattet – leicht welliges Hügelland, wohin man blickt, die einzigen Erhebungen sind ein paar uralte, längst erodierte Vulkankegel.
Uruguay ist ein angenehmes Reiseland, und die Menschen erleben wir als sehr freundlich und herzlich. Einst war das Land sehr wohlhabend, aber durch den Verfall des Rindfleischpreises in den 60er und 70er Jahren sammelten sich Schulden an, von denen man sich bis heute nicht erholt hat.
Haupteinnahmequelle wird zunehmend der Tourismus in den mondänen Seebädern an der Ostküste. Uruguayos führen zwei oder drei Jobs aus, um halbwegs über die Runden zu kommen. Möglicherweise ist dies auch der Grund, warum man im ganzen Land noch sehr viele Oldtimer sieht, bis zurück aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, die immer wieder einmal zusammengeflickt und frisch gestrichen werden.
Uruguay gilt als eines der sichersten Länder Lateinamerikas, abgesehen von einigen Vierteln in Montevideo.
Colonia del Sacramento ist die älteste Stadt Uruguays, und die UNESCO hat ihre Altstadt zum Weltkulturerbe erklärt.
1680 durch den Gouverneur von Rio de Janeiro im Auftrage von Portugal gegründet wurde in Colonia als erstes eine Kirche und ein Fort errichtet. Bald schon griff die spanische Regierung in Buenos Aires das Fort an und besetzte es, aber ein Jahr später wurde es den Portugiesen zurückgegeben, um weitere 32 Jahre danach wieder unter spanischer Führung zu sein. Dieser Wechsel setzte sich munter fort, und im 18. Jahrhundert erwarb der inzwischen ausgebaute Hafen eine Schlüsselstellung im Handel mit den umliegenden Staaten in Südamerika. Teilweise lagen hier bis zu 50 Schiffe unter verschiedenen Flaggen, die Schmuggelware in das Vizekönigreich Peru transportierten.
In den 1969er Jahren legte man eine Erhaltung und weitgehende Restaurierung des kolonialen Altstadtkerns fest. Im Dezember 1995 schließlich wurde die Altstadt von Colonia del Sacramento durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.
Dieses verschlafen-gemütliche Hafenstädtchen am Rió de la Plata gegenüber von Buenos Aires ist ein koloniales Juwel. Platanenalleen, kopfsteingepflasterte Gassen, die vielen Oldtimer und niedrige Kolonialhäuser machen den Flair dieser Stadt aus.
Der Polizeihund trägt auf seiner „Uniform“ denselben Schriftzug wie sein Hundeführer.
Über diesem wirklich sehr, sehr alten Gefährt hängt eine Laterne im Baum; ich höre förmlich die Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ …
Einige Gebäude im historischen Teil der Stadt sind stark renovierungsbedürftig, sodass Fenster und Türen im Erdgeschoss teilweise zugemauert worden sind; Investoren sind unbedingt notwendig!
Die sehr breiten Schienen werden schon lange nicht mehr genutzt; der gesamte Personenverkehr läuft über Fern-/Busse.
Als wir ins moderne Colonia zurückkehren, zieht an uns diese Truppe vorbei; mehr und mehr Leute gehen bzw. tanzen einfach mit, und wir bekommen eine Ahnung davon, wie hier der Karneval gefeiert wird – den Lateinamerikanern liegt der Rhythmus einfach im Blut.
Wir bleiben insgesamt drei Tage in Colonia del Sacramento, und jeder von ihnen lohnt sich!
Hallo Ihr zwei,
schön wieder was lesen zu können. Der Unfall scheint ja gut verheilt zu sein, was mich besonders freut. EIne ehemalige Kollegin hatte übrigens den Stopp zwischen Argentinien und Brasilien verpennt und wurde dann kurzerhand nach Argentienien ausgewiesen 😉
Dass es in Uruguay so schlimm steht war mir echt nicht bewusst, da hofft man dass es irgendwann wieder bergauf geht.
@Katrin: Vielen lieben Dank dass Du uns die Abenteuer von Frank an die heimischen PCs bringst, ohne Dich wäre das bestimmt nicht so interessant.
Es gilt also „Immer genug Luft um Reifen und ein wenig Rückenwind“ für die weitere Fahrt zu wünschen.
Liebe Grüße
Chris
Hallow, Frank, danke für deinen Bericht vom 4.9. 2015 mit den schönen Fotos von alten Gebäuden und von den tollen Oldtimern, die hier bestimmt viel Aufsehen erregen würden. Schön, dass du wieder fit bist und den Anforderungen deiner Reise gerecht werden kannst. An unserem Stammtisch habe ich wieder von deinen Abenteuer erzählt, wobei die Geschichte mit dem „Taubenerguss“ besonderes Interesse fand.
Hier in Celle geht es dem Spätsommer entgegen. In den Kaufhäusern werden schon wieder Dominosteine verkauft und ähnlich Weihnachtsleckereien. Die schmecken ja alle gut, aber eigentlich ist das ja noch ein bisschen sehr früh dafür. Celle bekommt jetzt mehr als 1000 Flüchtlinge, die in den alten Kasernen in Scheuen und Wietzenbruch zum großen Teil erst einmal untergebracht werden. Besser als im Zelt, denn nachts wird es doch schon recht kalt.
Weiterhin viele schöne Erlebnisse und gute Fahrt wünschen die Distelcamper Leni, Kathrin und Adolf