Olá – man spricht Deutsch! Wie wunderbar, endlich wieder einmal Informationen durch verbale Kommunikaton bekommen zu können, denn Englisch und Deutsch sind hierzulande nicht gerade angesagte Fremdsprachen!
São Lourenço do Sul, ein Badeort mit etwa 45.000 Einwohnern, liegt am Westufer der Lagune Lagoa dos Patos. Die Kleinstadt wurde von deutschen Einwanderern gegründet, und noch heute wohnen zahlreiche Deutschbrasilianer hier.
Leider gibt es kein Frühstückbufett, und so muss ich – wie so oft – mit dem mir Zugeteilten vorlieb nehmen, das aber erfreulicherweise ganz üppig ausfällt.
Der Weg nach Guaíba ist meine erste Fahrt im Kurzarmshirt bei warmen, guten Bedingungen. Ich bin immer noch unterwegs auf der Fernstraße BR116, und es herrscht ziemlich viel Verkehr. Oftmals muss ich bei heute nur mäßigem Seitenwind auf den Seitenstreifen ausweichen – eine anstrengende Angelegenheit auf diesen endlosen geraden, langweiligen Straßen.
Nach 90 Kilometern Fahrt organisiere ich mir erstmal ein Fährticket für die Fahrt Richtung Porto Alegre am folgenden Tag. Die anschließende Hotelsuche erweist sich wieder einmal als schwierig, aber schließlich bekomme ich von einer Männergruppe einen Tipp: „Casa verde branca„. Damit kann ich erst etwas anfangen, als ich diese grün-weißen Häuser sehe – eine Pousada! Immerhin gibt es hier ein kühles Bier, und ich kann mir Essen bestellen.
Der Zusammenfluss von fünf Flüssen macht den etwa fünfzig Kilometer langen Rio Guaíba oder auch Lago Guaíba aus, der wie eine Lagune wirkt.
Am Morgen nehme ich die Fähre über den Rio Guaíba in der Hoffnung, den kurzen Weg nach Viamão zu finden, was aber leider nicht klappt. Also fahre ich doch erst bei dichtem Verkehr Richtung Porto Alegre.
Porto Alegre, Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul, ist mit 81 Bairros (Stadtvierteln) eine der größten Städte Brasiliens. Das muss ich mir nicht geben, und so bin ich froh, nur die Peripherie dieser Metropole zu streifen.
Allerdings stammen aus Porto Alegre zwei brasilianische Erstliga-Fußballclubs von Weltbedeutung.
Der Sport Club Internacional trägt seine Spiele im Estádio Beira-Rio aus und gewann die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2006; der Grêmio FB errang 1983 den Weltpokal und besiegte damals meinen Hamburger SV im Finale!
Für die Fußball Weltmeisterschaft 2014 wurde das Beira Rio extra umgebaut.
In Santo Antônio da Patrulha suche ich nach 73 Fahrradkilometern bei schönem Wetter mit leichtem Gegenwind wieder einmal krampfhaft nach einer Unterkunft, denn mein Navi gibt mir hierzu keine Auskunft. Da entdecken mich einige Männer, die am Eingang eines Hauses arbeiten und auf die gegenüberliegende Straßenseite weisen – ein Motel, klasse!
An einer Art Rezeption, hinter dessen Scheibe niemand zu erkennen ist, lege ich das geforderte Geld für das Zimmer in eine beidseitig herauszuziehende Schublade und erhalte im Gegenzug meinen Zimmerschlüssel. Merkwürdig, der Weg zu dem Zimmer führt durch eine Garage, die von außen nicht einzusehen ist. Na ja, Hauptsache ich kann mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen! Und hier erschließt sich mir nun, wo ich gelandet bin: Auf dem kreisrunden Bett liegen Kondome, und der Spiegel über dem Bett weist dieselbe runde Form auf.
Egal! Ich werde hier übernachten und gut ist! Das Essen – ich entscheide mich für eine runde Pizza – lasse ich mir liefern.
Die Nacht bringt leider nicht den Schlaf in gewünschtem Umfang, denn das Haus mit seinen dünnen Wänden ist ziemlich hellhörig. Und bei der Abreise sucht man das Gespräch über die Abrechnung, die für stundenweise Nutzung erfolgt …
Der fehlende Schlaf wird sicher auch der Grund dafür sein, dass ich am folgenden Tag nach der Mittagspause meine Brille auf einer Bank liegenlasse, was ich erst nach einigen Kilometern bemerke; den 16-Kilometer-Umweg nehme ich in Kauf und freue mich über meine Brille, die noch auf der Bank liegt, wo ich sie abgelegt habe.
Zwischen der RS-389 und kleineren Küstenstraßen wechselnd komme ich durch mehrere Kleinstädte nach Torres. Hier werde ich zwei Übernachtungen einlegen, um meine Sachen mal wieder waschen zu können.
Dieser Duschkopf mit integriertem Durchlauferhitzer hat freiliegende, nicht weiter isolierte Lüsterklemmen, sodass ich vorsichtig dusche und Spritzwasser nach oben vermeide. Inzwischen bin ich darin schon gut geübt, denn Vorrichtungen dieser Art finde ich häufig vor.
Unten am Strand tritt Quellwasser aus der Felswand. Menschen gehen dorthin, bekreuzigen sich und trinken von dem Wasser. Eine friedliche Ruhe herrscht hier.
Die BR-101 ist eine vierspurige Straße, die zwischen Torres und Garopaba wieder einmal einen breiten Randstreifen aufweist, sodass ich recht gefahrlos, wenn auch mit viel Lärm an einem wenig spannenden, regnerischen Tag unterwegs bin.
Was für ein Tag! Nach einem Superfrühstück mache ich mich – wegen starker Steigungen bei teilweise schlechtem Untergrund mit vielen Schiebekilometern – auf über die Dörfer. Eine Speiche bricht und muss ersetzt werden.
Steigt man auf die Düne, so schaut man direkt dahinter auf den Atlantik.
Schließlich muss ich zurück zur BR-101, auf der heute extrem viel Verkehr herrscht, und ausgerechnet an einer Steigung fehlt der Standstreifen, sodass ich von der Straße runter und das Fahrrad jenseits der Leitplanke schieben muss.
Schließlich hänge ich zuerst die vordere rechte Packtasche hoch, um an der Mauer vorbeizugelangen, anschließend auch die zweite, da der schmale Streifen neben der Straße inzwischen grabenförmig ist.
Kurz vor Florianópolis fädle ich mich wieder auf der BR-101 ein, obwohl ich nicht sicher bin, dass das für Radfahrer erlaubt ist, und fahre in einem Wahnsinnsverkehr in die Stadt.
Florianópolis , die pulsierende Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catarina, von den Bewohnern liebevoll nur „Floripa“ genannt, liegt an der Küste und hat insgesamt 42 Strände. Sie erstreckt sich größtenteils über die Insel Santa Catarina, die größte Insel eines Archipels von über 20 Inseln. In nord-südlicher Ausdehnung misst sie 54 Kilometer, und sie ist 18 Kilometer breit.
Drei große Brücken verbinden die Insel mit dem Festland; sie überspannen die 500 Meter breite und 28 Meter tiefe Meerenge Estreito.
Eine von ihnen erinnert ein bisschen an die Golden Gate Bridge in San Francisco – kein Wunder also, dass die Ponte Hercílio Luz mit ihren beiden 75 Meter hohen Türmen ein beliebtes Fotomotiv ist, obwohl der Zahn der Zeit deutliche Spuren an dem monumentalen Bauwerk hinterlassen hat; Rost und Risse kennzeichnen die 821 Meter lange Eisenkonstruktion.
Die Ilha de Santa Catarina mit einem Bus zu erkunden, klappt leider nicht. Mit drei weiteren Leuten nehme ich mir also ein Taxi, dessen Fahrer leider permanent, laut und portugiesisch spricht, was auf die Dauer anstrengend ist! Die Insel aber ist wunderschön.
Bei schönstem Wetter verlasse ich Florianópolis gefahrlos auf Radwegen. Unterwegs begegne ich zwei Radfahrern, von denen einer heute mehr als 300 Kilometer zurücklegen will; zu meiner Ehrrettung sei gesagt, er fährt ohne Gepäck!
Hi Frank,
hahahaha, dein Foto im runden Bett und der Bericht ueber deine Nachtunterkunft ist echt herrlich, aber so kann es kommen, wenn man auf Reisen ist …. smile 😉