Blumenau gilt als deutscheste Region des ganzen Landes. Ihren Namen erhielt sie von ihrem Gründer, dem Apotheker Hermann Blumenau. 1850 führte er die Kolonisation der deutschen Auswanderer im Bundesstaat Santa Catarina an. Die meisten Familien hier haben deutsche Vorfahren.
Vor allem das Zentrum ist heute noch von der Kolonisierung geprägt, nachempfundene Fachwerkhäuser, Geschäfte, Plätze und Straßen mit deutschen Namen erinnern daran, dass hier früher nur Deutsch gesprochen wurde. Und auch heute finden sich in der knapp 300.000 Einwohner umfassenden Stadt noch viele Menschen, welche die Sprache ihrer Vorfahren noch nicht vergessen haben, obwohl unter dem mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteten brasilianischen Präsidenten Getúlio Vargas während des zweiten Weltkriegs das Deutschsprechen verboten war. Auch viele Straßen wurden im Rahmen der Nationalisierungskampagne umbenannt.
In und um Blumenau im Tal des Flusses Itajaí bestimmen Tannen, Hügel und Fachwerkhäuser das Bild.
Das „Hotel Hermann“ scheint mir eine geeignete Unterkunft zu sein, und ich entscheide mich zwei Nächte hierzubleiben. Wenig später ist klar – der Name spricht nicht für sich selbst, denn Deutsch spricht hier keiner!
1876 ordnete der Stadtgründer an, diese Allee mit Schösslingen der Jerivápalme zu bepflanzen, wonach diese als „Rua das Palmeiras“ – Palmenallee benannt wurde.
Jährlich strömen über eine halbe Million Menschen aus allen Teilen Brasiliens und zahlreichen anderen Ländern weltweit nach Blumenau, um auf dem extra dafür errichteten Veranstaltungsgelände „Parque Vila Germânica“ drei Wochen lang zu deutscher Volksmusik, Volkstanz, Brezeln und Fassbier kräftig abzufeiern. Damit avanciert die Veranstaltung nach dem Karneval in Rio zum zweitgrößten Volksfest Brasiliens.
Das Denkmal in Form einer Weltkugel mit offenen Händen steht am Friedensplatz. In seinem Inneren befindet sich Erde von fünf Kontinenten, versinnbildlich in den fünf Säulen. Das Werk soll die Einheit zwischen den Völkern symbolisieren.
Die erste Kirche an dieser Stelle wurde 1864 errichtet; diese moderne Kathedrale stammt aus dem Jahr 1958. Eine 484 Kilogramm schwere Uhr wurde vor 85 Jahren aus Deutschland eingeführt.
Ausgelassene Samba findet man in Blumenau nicht. Die Chance, Mitglieder deutscher Volkstanzgruppen zu finden, ist deutlich größer. Die gängigsten Nachnamen in der Stadt und Umgebung sind übrigens Schmidt, Schneider und Fischer.
Im 32 Kilometer entfernten Pomerode finden sich noch Fachwerkreste, dann lasse ich diese bayrisch anmutende Gegend hinter mir.
Von Guaratuba bringt mich eine Fähre ins 120 Kilometer entfernte Matinhos, denn zahlreiche Flüsse münden hier in ein breites Delta, sodass ich andernfalls einen riesigen Umweg machen müsste.
Zwei Tage darauf setze ich über zur Ilha do Mel, eine Insel in der Bucht von Paranaguá mit 35 Kilometern Strand. Etwa 1.000 Menschen leben auf dieser Insel.
Das feste Stromnetz auf der Ilha do Mel existiert erst seit einigen Jahren. Zwei Kranken- und eine Polizeistation sowie eine Schule bis zur 8. Klasse und verschiedene Einzelhandelsläden machen die gesamte Infrastruktur der Insel aus, die autofrei ist und deren Wege oftmals unbefestigt sind.
Man legt sie entweder zu Fuß oder mit dem Boot zurück. Es gibt viele Wanderwege, von denen die nach Encantadas allerdings teilweise direkt am Wasser über Felsen führen und deswegen bei Flut nur schwer oder gar nicht passierbar sind.
Die Wegstrecke fordert wirklich heraus. Ich gelange an große, sich aneinander reihende Felssteine am Ufer und will schon kapitulieren, als mir ein Brasilianer seine Hilfe anbietet. Da er und seine Freundin selbst als Besucher unterwegs sind, fragt er Passanten, ob es möglich sei, das Rad über die Felsen zum Strand zu tragen. Offenbar wird das bejaht, denn nun schnappt sich dieser extrem sportive Mensch mein Fahrrad, schultert es und springt damit barfuß von Felsen zu Felsen, wo andere Menschen vorsichtig drüberkraxeln – das ist unglaublich!
Da Lucas das Bier, das ich eigentlich ausgeben wollte, bezahlt, revanchiere ich mich mit einem Caipirinha, ein Cocktail aus Cachaça, Limettensaft, Zucker und Eis – lecker.
Anschließend verabschieden wir uns, und die beiden fahren mit einem Boot zurück – nette Leute!
Mit dem Serra Verde Express geht es tags darauf hinauf nach Curitiba – der Zug fährt schön laaaaangsam, aber sensationell, wie in meinem Radführer angekündigt, ist diese Fahrt nicht.
Hallo, Frank, danke für deine Berichte vom 19., 22. und 23. Oktober, die wieder von vielen schönen Eindrücken zeugen aber ja auch von Anstrengungen und Entbehrungen. Immer wieder eindrucksvoll die farbigen Fotos von der Landschaft und von der Architektur der Gebäude und von den vielen freundlichen Menschen, mit denen du zu tun hast. Wir freuen uns, dass du jetzt auch mit sommerlicher Kleidung auskommen kannst, HIer in Celle ist es nun herbstlich geworden. Blätter fallen, der Himmel ist bedeckt, es regnet und wird kalt. Dennoch gibt es zwischendurch mal schöne Tag.
Der „Seniorentag“ am großen Plan war auch wieder nett. Natürlich wollten die Anwesenden wieder wissen, wie es unserem Frank, dem Weltenbummler, so geht. Alle bewundern deine Leistung, aber für ein solches Unternehmen wären nicht alle bereit. obwohl es auf jeden einen gewissen Reiz ausübt.
Lieber Frank, wir wünschen dir weiterhin viel Freude am Fahren und keinen Rad- oder Speichenbruch.
Es grüßen die Distelcamper Leni, Adolf und Familie und der Seniorentisch