Ab und an verlassen mich die Google-map-Angaben zu den Unterkünften; dann sind diese entweder saisonbedingt geschlossen oder existieren schlichtweg nicht mehr. Das kann manchmal brenzlig werden, wenn es bereits abends ist und ich mich auf eine avisierte Schlafmöglichkeit verlasse. So auch in Taquari, wo das Hotel geschlossen ist, was mich zu weiteren dreizehn Fahrradkilometern herausfordert. Schließlich lande ich in einem zu teuren Resort, das aber immerhin über eine Sauna verfügt, in die ich meine müden Knochen bewege …
Da mir am nächsten Tag signalisiert wird, dass sich in den folgenden 120 Kilometern keine Übernachtungsmöglichkeit bietet, fahre ich nur bis zur Tankstelle und nehme den Bus nach Registro – das ist mal ganz angenehm.
Die Temperaturen klettern nun merklich nach oben; im Schatten zeigt das Thermometer 41° C, in der Sonne 50 Grad. Nach 52 Fahrradkilometern in praller Sonne suche ich mir daher bereits früh eine Unterkunft. Am folgenden Morgen starte ich zwar rechtzeitig, muss aber wegen Gewitter und Starkregen eine Zwangspause einlegen.
Radwege in der Straßenmitte sehe ich öfter in Städten.
Morgens springt mir bei der Fahrt zum Frühstück die Kette ab, sodass ich zwecks Reparatur zurück zum Hotel schiebe – meine erste Panne seit langem!
In größeren Küstenstädten gibt es parallel zur Strandstraße gut ausgebaute Radwege. Es scheint fast so, als wolle man damit eine gewisse Ordnung für die Strandbesucher schaffen. Diese Radwege sorgen für schöne Touren entlang dem Atlantik, die ich gut genießen kann.
Die Strände sind voll, und die Leute sitzen auf Stühlen statt im Sand zu liegen. Freie Flächen werden zum Volleyball- oder Fußballspielen genutzt. Oft werde ich von netten Leuten angesprochen, die sich neugierig nach meinem Tun erkundigen.
Die alte in meinem Plan erwähnte Brücke finde ich schließlich, und sie erspart mir einen Riesenumweg, wenn auch die Treppen hinauf mit vollem Gepäck nicht zu schaffen sind!
Als ich an einer Rollschuhbahn vorbeifahre, spricht mich die Mutter eines dort fahrenden Mädchens an. Sie erkundigt sich interessiert nach meiner Tour, denn sie ist selbst aktive Radsportlerin. Was für eine nette Begegnung!
Über die Ponte Esmeraldo Soares Tarquínio de Campos Filho fahre ich auf die Ilha de São Vicente, die ich überqueren werde, um die BR-101 zu meiden. Eine Fähre bringt mich am anderen Ende aufs Festland.
Es sind keine siebzig Kilometer bis São Paulo, und von dieser Millionenmetropole halte ich mich bewusst fern.
Das Verbotsschild für Radfahrer ignoriere ich und lege die letzten Kilometer nach Boracéia im Regen zurück.
Am Folgetag geht es nach Praia da Paúba, und eine abwechslungsreiche Strecke liegt vor mir.
Zum Schluss gibt es extreme Steigungen bis 16 Prozent, und wieder einmal suche ich wegen Erschöpfung vorzeitig ein Hotel auf.
Das wird am nächsten Tag nicht besser. Nach São Sebastião sind es keine dreißig Kilometer, und eigentlich wollte ich bereits einen Tag früher dort sein.
Ich hasse diese Schieberei! Von den 28 Kilometern schiebe ich mindestens die Hälfte, und der Schweiß läuft mir nur so über den Körper! Die Landschaft ist fantastisch, aber das Radwandern – die Betonung liegt auf „wandern“ – ist superanstrengend!
In den kommenden Tagen fahre ich zahlreiche Kilometer durch Städte auf Radwegen direkt am Ozean, und es gibt kaum Schiebekilometer. Ich treffe zwei brasilianische Radfahrer; einer der beiden, Ricardo, wird länger unterwegs sein, der andere begleitet ihn nur heute und kehrt dann nach Hause zurück.
Ricardo spricht gut Englisch, und so klönen wir eine Weile miteinander, bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Nach einer Nacht in Praia de Itamambuca folgen am Morgen einige schwere Steigungen hinauf zu Wasserfällen, und hier treffe ich Ricardo wieder.
Da unser beider Ziel Paraty ist, tauschen wir unsere Handynummern aus, um uns auf ein abendliches Bier zu verabreden.
Schließlich treffe ich Ricardo in Paraty zum Dinner, und es wird ein schöner Abend.
Paraty hat knapp 38.000 Einwohner. Das historische Zentrum der Stadt wurde schon 1958 unter Denkmalschutz gestellt und ist für den Verkehr weitestgehend gesperrt.
Aus dem 17. Jahrhundert stammt die fast vollständig erhaltene historische Architektur. Alle Häuser sind weiß gestrichen mit bunten Fenster- und Türumrandungen.
Die mit grobem Kopfsteinpflaster gepflasterten Straßen holen jeden Radfahrer aus dem Sattel und sind selbst für Fußgänger mit Vorsicht zu genießen, denn man muss jeden Schritt kontrollieren, und bei Hochwasser strömt die Flut in die Gassen.
Hallo Frank
Lieben Gruß aus Deutschland.
Genieße die Sonne hier geht´s stark auf den Winter zu.
Die Hammer´s
Aloha Frank,
ich hab ein bischen gebraucht alle Deine Posts zu lesen.
Es freut mich sehr dass Du wieder gut voran kommst. Es wirkt so als wären die Brasilianer sehr an Deinem Vorhaben interessiert 😉
Wie sind denn die Temperaturen auf Deiner Tour?
Viele Grüße aus dem saukalten München
Chris