Mein Weg hinaus aus Rio führt mich am Yachthafen vorbei.
Nach Verlassen der Fähre stellt google map wegen fehlender Netzverbindung mal wieder die Arbeit ein – Mist! Auch mein Garmingerät hat unglaubliche Vorschläge! Deshalb muss ich mich ständig durchfragen, und das kostet Zeit und Nerven.
Das sind die Tage, die einem selbst verdeutlichen, warum man eine solche Tour macht: man fährt -zig Kilometer auf Schotter- und Sandwegen, ohne jemanden anzutreffen und erlebt Natur pur – richtig gut, dass google map diese Straßen kennt!
Ankommen, Quartier suchen, Fahrrad und Gepäck sicher abstellen, Badehose an und dann, noch vor dem Ankommerbier, ein Sprung in den Atlantik – das ist immer wieder gut!
Nach einer Fahrt im Sonnenschein über google map typische „Abkürzungen“ auf Sandwegen und durch Dörfer und kaum schnelle Straßen nutzend komme ich nach Rio das Ostras.
Die angenehmen Fahrtage setzen sich fort: kaum Steigungen, wenig Verkehr, viel Platz auf der Straße, nicht zu heiß, sodass ich meine Weste überziehe, und den Wind im Rücken.
Die einfache Pousada in Quissamã, geleitet von einem superfreundlichen, hilfsbereiten jungen Mann und seiner Mutter, liegt etwas außerhalb. Ein Restaurant ist nicht in der Nähe, sodass ich telefonisch ein Sandwich mit Hühnchen bestellen lasse, das ich auf meinem Zimmer verspeise.
Die 94 Kilometer nach Campos dos Goytacazes lassen sich gut fahren; ich habe keine Probleme mit Beinen und Kondition. Allerdings nervt der Nieselregen mit An- und Ausziehen der Regenklamotten ein wenig. Und dann springt mir auch noch wieder Kette ab!
Dieses Land ist einfach riesig, und ich muss sehen, dass ich mal ein bisschen vorankomme. Deshalb möchte ich den Überlandbus nach Itabuna nehmen. Also kontaktiere ich nach dem Frühstück die Leute an der Rezeption, aber es spricht mal wieder niemand Englisch!
Da schaltet sich der Hotelmanager ein und erklärt mir mit Händen und Füßen, wo sich der Busterminal befindet. Er versteht meine Rückfragen nicht, und so ruft er seinen Englisch sprechenden Sohn an, der bei hin- und hergereichtem Telefon übersetzt. Schließlich fährt mich der Vater zum Terminal und organisiert in weiteren Dreiergesprächen mit seinem Sohn und mir an zwei Schaltern mein Ticket – welch großartige Unterstützung!
Nach 980 Kilometern über die BR-101 komme ich in Itabuna an.
In einer ländlich geprägten Gegend liegt Itabuna im Südosten des Bundesstaates Bahia. Hier wird vorzugsweise Kakao und Baumwolle angebaut.
Die Stadt mit ihren 200.000 Einwohnern ist erst gut einhundert Jahre alt.
Motorradfahrer bieten Taxidienste an; sie haben einen Zweithelm dabei und warten an einem festen Taxistand auf Abruf.
Jorge Amado, geboren 1912 als Sohn eines Kakaoplantagenbesitzers, gilt als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Nach einer abwechslungsreichen und nicht schwierigen kurzen Fahrt erreiche ich Ilhéus.
Früher lebte Ilhéus vom Zuckerrohr. Anfang des 20. Jahrhunderts kam der große Aufschwung mit dem Kakao, der im Hinterland um Itabuna angebaut und über den Hafen von Ilhéus exportiert wurde.
Zwischen 1989 und 1998 wurden die Kakaobäume durch eine verheerende Baumpilzerkrankung in Südbahia fast völlig ausgerottet. Seit einigen Jahren züchtet man resistene Sorten, aber die einst größten Kakaoprodukte-Exporte findet man hier nicht mehr, jedenfalls aktuell nicht.
Die Bedingungen fürs Radfahren sind okay, die Gegend leicht hügelig mit sehr langen schnurgeraden Straßen.
Hallo Frank,
schön das wir in letzter Zeit wieder viele Berichte von dir bekommen. So kann ich wieder mit verfolgen wohin dich deine Reise führt. Argentinien, Uruguay und jetzt Brasilien sogar in einem Stundenhotel hast du schon übernachtet. Mit einem Katamaran übers Meer gerast. Riesenstädte und kleine Dörfer besucht, im Meer gebadet und fremde Speisen gegessen. Beneidenswert! Und überall triffst du freundliche Menschen die dir helfen. „Manchmal beneide ich dich.“ Aber nur manchmal. Ich war mal wieder ein paar Tage in Nürnberg, meine Enkelkinder besuchen. Sie sind jetzt 5 Monate alt und eine wahre Freude für mich. Hier in Deutschland ist es jetzt richtig Herbst geworden. Die Blätter fallen jetzt in Mengen von den Bäumen. Überall liegt Laub herum und die Wälder sehen wieder bunt aus. Es wird wieder kalt in Deutschland, während es bei dir in Brasilien warscheinlich ziemlich warm sein wird. Ich wünsche dir weiterhin eine schöne, erlebnisreiche und entspannte Weiterreise.
Liebe Grüße aus Kleinenbremen.
Hallo, Frank, danke für deinen Beitrag aus Bahia vom 1.11. 2015. Dieser Abschnitt ist ja überwiegend angenehm verlaufen. Mit 71 Sachen bist du über die Brücke gefegt!? BooÄhh.Manoman, langer Bremsweg.
Wir haben hier in Celle wunderbare, sonnige und freundliche Herbsttage. Nachts ist es aber kalt.
Gartenarbeit mit Laubfall und Gestrüpp abschneiden war angesagt – mit Schere, Bolzenschneider und Jumboharke. Schließlich zweimalige Abfuhr mit geliehenem Anhänger, vollgestopft bis an die Kunststoffdecke. Nun ist der Garten fit für den Winter.
Eigentlich könnte ich mit warmen spätsommerlichen Tagen auch gut über den Winter kommen. mit Liegestuhl, Paddeln, Radfhahren und Bummeln im T-schirt. Fachleute kündigen jedoch einen kaltern und langen Winter an – wegen der vielen Eicheln und Kastanien. Na, ja dann erfreut man sich am Fernseher, Glühwein, Dominosteinen und anderem Vorweihnachtsgebäck, das seit Ende September schon in fast jedem Geschäft erhätlich ist.
Heute wollen wir einen 93jährigen Verwandten in Hannover besuchen. Der hat als junger Mann auch viel von der Welt gesehen, Russland, Italien und mehrere Jahre unter heißer Sonne in einem Zeltlager in Ägypten, wo er von Engländern „betreut“ wurde. Und er brauchte „keinen Pfennig dazubezahlen“.
Unsere Generation gestaltet sich dagegen die Reisekultur anders.
So, lieber Frank, weiter eine Reise mit ohne Kettenbruch wünschen dir die
Wietzenbrucher Distelcamper Leni und Adolf
Aloha Frank,
ich hätte echt nicht gedacht dass Brasilien so schön ist. Leider liest man von den Menschen sehr wenig, wirst Du häufiger angesprochen oder wirst Du eher ignoriert?
Ich freue mich auf die nächsten Geschichten 🙂
Viele Grüße aus dem warmen München
Christian