Salvador

In Bom Despacho habe ich eine nur kurze Anfahrt zur Fähre, die mich nach Salvador bringt, und so komme ich früh am Morgen dort an.

Abfahrt vom Fähranleger in Bom Despacho

Abfahrt vom Fähranleger in Bom Despacho

Die Metropole liegt an einer der schönsten Buchten der brasilianischen Atlantikküste, der Bahia de Todos os Santos.

Blick auf Salvador

Blick auf Salvador

Renovierungsbedürftiges Haus in der Unterstadt

Renovierungsbedürftiges Haus in der Unterstadt

Häuserreihe in Unter- und Oberstadt

Häuserreihe in Unter- und Oberstadt

An jeder Ecke sehe ich Polizisten mit Schlagstock, Waffe und Sicherheitsweste! Ich erfahre, dass der letzte zwei Tage dauernde Streik der Militärpolizei im April 2014 zahlreiche Plünderungen, 70 gestohlene Autos und 48 Morde zur Folge hatte! Es wurden Militärtruppen zur Sicherung der Einheimischen und der Touristen eingeflogen, bis die Streikenden endlich das Lohnangebot der Regierung akzeptierten.
Das Aufgebot hat also seine Berechtigung!

 

Denkmal in der Unterstadt

Denkmal in der Unterstadt

Brasiliens drittgrößte Stadt – nach São Paulo und Rio de Janeiro – ist mit ihren gut zweieinhalb Millionen Einwohnern und einem fast vier Millionen Menschen umfassenden Ballungsraum Hauptstadt des Bundesstaates Bahia. Errichtet auf verschiedenen Ebenen einer Bergkette besitzt Salvador eine Ober- und eine Unterstadt, die rund 70 Meter tiefer liegt. Steile Straßen führen ebenso in das historische Zentrum der Oberstadt wie der bequemere Aufzug Lacerda, den ich für 0,30 Real (weniger als 10 Eurocent) verständlicherweise bevorzuge.

Der Schnellaufzug Lacerda

Der Schnellaufzug Lacerda

Der ursprüngliche Aufzug wurde 1869 gebaut und immer weiter entwickelt. Heute gibt es in zwei Türmen vier Aufzüge, in die jeweils 27 Personen passen. Die 72 Meter Höhenunterschied bewältigt der Aufzug in nur 30 Sekunden!

Blick auf Hafen und Unterstadt mit dem Mercado Modelo, in dem sich mehr als 260 kleine Geschäfte befinden sollen

Blick auf Hafen und Unterstadt mit dem Mercado Modelo, in dem sich mehr als 260 kleine Geschäfte befinden sollen

Der Fahrstuhl hält direkt an der Info, und ich erkundige mich gleich nach einer preiswerten Unterkunft.
Es ist schon erstaunlich, wie selten man in diesem riesigen Land jemandem begegnet, der Englisch spricht! Doch irgendwie gelingt es meistens, die gewünschte Auskunft zu bekommen. Und so gerate ich zum Laranjeiras Hostel im Zentrum der historischen Oberstadt – es ist wirklich schön hier, und man kann sich sicher und wohl fühlen.

Blick aus meinem Fenster im Laranjeiras Hostel

Blick aus meinem Fenster im Laranjeiras Hostel

Meine Altstadterkundung beginnt umgehend.

Reich verziertes Kirchenportal

Reich verziertes Kirchenportal

Largo Cruzeiro do São Francisco - Hauptplatz in der Oberstadt

Largo Cruzeiro do São Francisco – Hauptplatz in der Oberstadt

Ingreja e Convento de São Francisco am einen Ende des Platzes

Ingreja e Convento de São Francisco am einen Ende des Platzes

Brunnen vor der Catedral Basílica de São Salvador in der Largo Terreiro de Jesus

Brunnen vor der Catedral Basílica de São Salvador in der Largo Terreiro de Jesus

Largo de Pelourinho

Largo de Pelourinho

Das Altstadtviertel Pelourinho war einst ziemlich heruntergekommen; Drogen und Prostitution machten das Hauptgeschäft aus. Dann wandelte sich das Viertel: Die Renaissancegebäude wurden restauriert, viele Fassaden in Pastelltönen angestrichen, Restaurants und Cafés hielten Einzug. Heute gehört Pelourinho zum UNESCO-Weltkulturerbe; die Probleme von einst verlagerten sich woanders hin.

Im Künstlerviertel

Im Künstlerviertel

Percussionband

Percussionband

In der Largo de Pelourinho gibt es seit einigen Jahren ein Straßenkinderprojekt, in dem 1500 Kinder vom Kindergarten bis zur Berufsausbildung neben Schule eine warme Mahlzeit erhalten. Auch Angebote für Percussionbands oder Capoeira – ein kämpferischer Tanzsport  – können wahrgenommen werden.

Restauriertes ehemaliges Hospital

Restauriertes ehemaliges Hospital

Franziskanerkirche aus der Kolonialzeit

Franziskanerkirche aus der Kolonialzeit

Die 1686 erbaute Franziskanerkirche beherbergt eine riesige Sammlung von Blaufliesen-Gemälden, die in Portugal hergestellt wurden. Neben Jagd-, Schiffs- und Kriegsleben werden Gemälde des flämischen Malers Otto van Veen wiedergegeben.

Fliesengemälde "Die Frucht der Mühe ist der Ruhm"

Fliesengemälde „Die Frucht der Mühe ist der Ruhm“

"Kapitelsaal" in der Franziskanerkirche

„Kapitelsaal“ in der Franziskanerkirche

Largo de Pelourinho am Abend

Largo de Pelourinho am Abend

Abends suche ich in der Largo de Pelourinho nach einem Lokal, um etwas zu essen, als mich eine Frau in gebrochenem Deutsch anspricht. Sie empfiehlt dieses winzige eigentlich nur von Einheimischen besuchte Lokal, auf dem Foto links zwischen den beiden Straßenlampen. Dort gibt es jeden Tag nur eine Speise, und heute ist das Suppe. Die Frau setzt sich mit mir an den letzten freien von insgesamt nur drei Tischen und bestellt Eintopf für mich, der richtig gut schmeckt.
Sie leistet mir beim Essen Gesellschaft und erzählt, dass sie nach ihrer Scheidung von einem Deutschen zurück nach Brasilien gegangen ist. Nach dem Essen verabschieden wir uns winkend voneinander – was für eine nette Begegnung!

Musik ist allgegenwärtig, hier vor einem Pub

Musik ist allgegenwärtig, hier vor einem Pub

Haare und Bart sind gewachsen, und so beschließe ich, am nächsten Morgen den Besuch eines brasilianischen Barbiers zu wagen …

... um nicht so zu enden ...

… um nicht so zu enden …

Vor meinem Hostel spricht mich ein Typ an, der mich zu meinem gewünschten Ziel bringen will. An einem Halsband hängt eine Karte mit seinem Foto, die eine gewisse Seriosität vortäuschen soll; diese Masche ist hier häufiger zu sehen. Ich werde ihn nicht los, obwohl ich ihm wiederholt sage, dass er kein Geld von mir bekommen wird! Also biete ich ihm an, ein Getränk mit mir zu nehmen, was er mehrfach ablehnt, denn er will Geld. Beim Friseur angekommen schicke ich ihn weg. Später ins Hostel zurückkehrend spendiere ich ihm eine Limonade, die er mitnimmt, als er geht.
In dieser Stadt sind zwingend einige Spielregeln einzuhalten wie keine Kamera oder Geldbörse  zeigen, damit der Aufenthalt ungetrübt bleibt!

Friseurbesuch

Friseurbesuch

Der Friseur stellt sich vor –  Oliver heißt er. Er scheint ein populärer Friseur zu sein, denn zwei Frauen, offenbar auch Friseurinnen,  kommen in den Laden, beobachten sein handwerkliches Vorgehen und machen ebenfalls an meinem Kopf herum.
Eigentlich stylt er Haare mit Perlenschmuck und so, und im Schaufenster befinden sich Dutzende Fotos davon. Wahrscheinlich bin ich da morgen auch zu sehen …

Obwohl ich ziemlich ungeübt in Friseurbesuchen bin, wird schnell klar: Oliver wird da richtig einen von machen!
Ich zeige ihm die gewünschte Länge der Haare und des Bartes, und dann legt er los. Sorgfältig schneidet er mir die Haare,  pinselt mich mit Rasierschaum ein, rasiert mich und kürzt den Bart. Überstehende Augenbrauen rasiert er ab.

Endlich fertig, dachte ich zumindest

Endlich fertig, dachte ich zumindest

Nach dem Schneiden will ich bezahlen, aber er besteht auf Haarewaschen!  Dann föhnt er ein bisschen rum, schmiert sich Gel in die Hände  und geht damit durch meine Haare – unglaublich!

Geschafft!

Geschafft!

Ich sitze hier fast anderthalb Stunden, das gab’s noch nie! Was hätte ich in dieser Zeit alles machen können!
Schließlich bezahle ich für die ganze Prozedur 45 Real, das entspricht 11 Euro und ist okay.

Frisch gestylt geht’s weiter auf Erkundungstour durch die Oberstadt.

Blick auf Dächer in der Unterstadt und Verwaltungsgebäude im Hintergrund

Blick auf Dächer in der Unterstadt und Verwaltungsgebäude im Hintergrund

Historisches Gebäude in der Oberstadt

Historisches Gebäude in der Oberstadt

Viele Altstadtgassen sind zu schmal für Autos

Viele Altstadtgassen sind zu schmal für Autos

Museo da Cidade und Casa Jorge Amado

Museo da Cidade und Casa Jorge Amado

Auch Salvador hat ein Jorge-Amado-Museum, das an den berühmten Schriftsteller erinnert.

Nossa Senhora do Rosário dos Pretos - Kirche für die Nachfahren der früheren Sklaven, also Brasilianer nicht europäischer Abstammung

Nossa Senhora do Rosário dos Pretos – Kirche für die Nachfahren der früheren Sklaven, also Brasilianer nicht europäischer Abstammung

Denkmal Pedro Fernandes Sardinha, erster Bischof Brasiliens

Denkmal Pedro Fernandes Sardinha, erster Bischof Brasiliens

Frauen in typischer Tracht

Frauen in typischer Tracht

Im alten Kopfsteinpflaster sieht man noch hier und da die Gleise der alten Tram

Im alten Kopfsteinpflaster sieht man noch hier und da die Gleise der alten Tram

Die  erste elektrische Tram stammt aus dem Jahr 1897. 36 Jahre später musste die alte Kathedrale einer Wendeschleife für die Tram weichen. Viele Einwohner waren gegen den Abriss, dem Stadtverwaltung und Diözese zugestimmt hatten, und später wurde der Begriff „Verbrechen an der Geschichte Salvadors“ geprägt.
1961 stellte man den Trambetrieb ein.

Das „Gefallene Kreuz“ von Mário Cravo vor dem Platz der alten Kathedrale

Das „Gefallene Kreuz“ von Mário Cravo vor dem Platz der alten Kathedrale

Das Mahnmal „Gefallenes Kreuz“ des Künstlers Mário Cravo soll dem Vergessen der eigenen Geschichte entgegensteuern; es wurde 1999 aufgestellt.

Blick auf Unterstadt und Hafen

Blick auf Unterstadt und Hafen

Gasse mit meinem Hostel

Gasse mit meinem Hostel

Es ist bereits dunkel, als ich wieder einmal nach einem Tag voller Eindrücke zu meiner Unterkunft zurückkehre.

2 Gedanken zu „Salvador

  1. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank,
    danke für deinen schönen Beitrag aus Salvador, vom 13.11. 2015. Farbig, bunt, interessant , lustig, wie immer – auch dein neuer Putz.
    Hier in Celle scheint die Sonne freundlich, aber es ist kalt geworden. Morgens ist die Autscheibe vom Eis zu befreien. Geschneit hat es auch shon, aber der Schnee ist schnell wieder verschwunden.
    Am 9.11. ist Senioren-Weihnachtsfeier in Scheuen. Vielleicht machst du ja Weihnachtspause in Südamerika und verweilst in Celle zum Aufladen deiner Akkus?
    Unser Garten ist wieder winterfest. Ganz schöne Arbeit. Laub, Gras, Büsche beschneiden was das Zeug hält. Abfahrt mit geliehenem Anhänger. Ich weiß gar nicht, wie ich früher alles geschafft habe, als ich noch im Dienst war. Wahrscheinlich habe ich im Garten gepfuscht iwe ein Weltmeister. Ich habe mich eigentlich noch immer nicht daran gewöhnt, Zeit zu haben. So, lieber Frank, weiterhin eine schöne und sichere Reise mit vielen angenehmen Einlagen wünschen dir die Wietzenbronxer Distelcamper aus der Herzogenstadt Celle, dem Tor zur Südheide,
    Leni und Adolf

    Antworten
  2. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank,
    danke für deine Berichte. Es hat wohl einen Stau bei der Übermittlung gegeben. Heute kamen gleich mehrere. Leider kann ich sie heute nicht mehr lesen, da ich gleich einen Termin habe (Renter haben immer Termine und wenig Zeit). Aber ich freue mich auf heute Nachmittag, wenn es ans Lesen geht. Die tollen Fotos habe ich schon angesehen. Morgen ist wieder Heese-Süd-Celle-Guten-Morgen-Frühstück. Dann kann ich wieder über deine Abenteuer berichten.
    Wir sind froh, wieder ein Lebenszeichen von dir erhalten zu haben. Wir glaubten schonn du seiest vom Bermuda-Dreieck verschlungen worden. Nun wünschen wir dir weiterhin eine frohe Reise.
    Viele Grüße von den Distelcampern Leni und Adolf

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