Trinidad war im 17. Jahrhundert lebhafter Umschlagplatz für Waren und Sklaven, die auf den immer wichtiger werdenden Zuckerrohrplantagen gebraucht wurden. Durch den Zuckerboom und unterstützt durch den Sklavenhandel und Viehzucht erlebte Trinidad ein geradezu goldenes Zeitalter. Mit dem Ende der Sklaverei kam die Zuckerproduktion zum Erliegen, und die Stadt konnte wirtschaftlich nicht mit Cienfuegos mithalten, da auch der Anschluss an das kubanische Eisenbahnnetz fehlte. Dafür ist das bildschöne Städtchen hinter den Escambray-Bergen ein koloniales Kleinod und seit 1988 Weltkulturerbe.
Wie üblich werden wir wieder einmal von einem Kubaner angesprochen, der uns ein Privatzimmer und einen preiswerten Hinterhofparkplatz in derselben Straße vermitteln kann. Offenbar wird er von der Hausbesitzerin entlohnt, denn wir reden nicht über Pesos.
Das Haus, in dem wir absteigen, gehört einer Ärztin, die für den Spätdienst ins Krankenhaus geht. Auch sie spricht kein Englisch, aber wir verständigen uns.
Jeder, der ein Zimmer und ein Bad erübrigen kann oder auch nicht, vermietet an Touristen, um an den begehrten Peso Convertible zu gelangen, der neben dem Kubanischen Peso eine von zwei Währungen des Landes ist.
Am Nachmittag ist es in den holprigen Gassen ruhig, und hinter den schmiedeeisernen Fenstergittern plaudern Hausfrauen mit ihren Nachbarinnen.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt mit ihren Straßen aus Kopfsteinpflaster, den darüber hinwegklappernden Pferdekutschen sowie den bunten einstöckigen Häusern mit Fenstergittern und Veranden fühlt man sich in die frühe Kolonialzeit zurückversetzt.
Ein wunderschöner Platz ist die Plaza Mayor, deren Flair noch heute an diese Zeit erinnert. Hier ist der Mittelpunkt der Stadt, um den sich die Kirche und einige in Museen verwandelte Bürgerhäuser gruppieren. Mit seinen Palmen, weißen Zäunen und keramischen Formen verbreitet er einen eigenen Charme.
Das Museo Romántico repräsentiert mit Patio und Säulengang selbst ein gelungenes Stück Kolonialarchitektur. Es gehörte einst einem der reichsten Männer Trinidads, dem Zuckerbaron Sánchez Iznaga.
Nach einem Stadtrundgang durch die Altstadt verlassen wir Trinidad am nächsten Morgen und fahren zu den Zuckerrohrplantagen ins Valle de los Ingenios. Es leitet seinen Namen von den fast fünfzig Zuckermühlen ab, die hier Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt waren.
In diesem Tal lag der Ursprung für den Reichtum Trinidads, der ohne die Arbeit der Sklaven, die ein bitteres Leben führen mussten, niemals hätte erwirtschaftet werden können.
Entlaufene und Freigelassene brannten während des ersten Befreiungskrieges sämtliche Plantagen und Zuckermühlen nieder, sodass nur noch wenige Reste dieser Zeit vorhanden sind.
Das Tal Valle de los Ingenios steht ebenfalls unter dem Schutz der UNESCO.
Inmitten des Tales liegt das Dorf Manacas Iznaga, das im 19. Jahrhundert von der größten Zuckerplantage Kubas – Eigentum der Familie Iznaga – umgeben war. Fünfzig Meter ragt der Torre de Iznaga, eines der kubanischen Nationaldenkmäler, empor. Ein ziemlich wackliges Unterfangen, den Turm zu besteigen, aber ich tu es trotzdem, und von oben bietet sich ein überwältigender Blick auf das Tal.
Ursprünglich dienten Türme wie dieser zur Beaufsichtigung der Sklaven, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiteten. Die Glocken riefen sie zur Arbeit, ein Wächter konnte von oben das ganze Tal überblicken und Brände oder Aufstände melden.
Entstanden ist der Torre anlässlich einer Wette zwischen den Söhnen der Familie Iznaga, denn es war in den Kreisen der Zuckeraristokratie üblich, sich nach der Ernte zu treffen und seine Gewinne auf möglichst extravagante Art auszugeben. So setzte sich einer der Iznagas zum Ziel, den tiefsten Brunnen graben zu lassen. Daraufhin ließ sein Bruder direkt daneben den Turm errichten, dessen Höhe die Tiefe des Brunnens noch übertreffen sollte. Von dem Brunnen ist nichts mehr erhalten.
Wir besichtigen die Hacienda Iznaga neben dem Turm, in der Gemälde eindrucksvoll die damalige Zeit wiedergeben.
Dieser Abstecher in die Geschichte der Zuckerrohrzeit ist äußerst interessant.