Anfang Mai geht es wieder los; das Fahrrad ist verpackt und meine Packtaschen zu einem großen Paket zusammengeschnürt. Ziel ist der Aeropuerto de Tenerife Sur.
Nach El Médano fahre ich in einem Taxi, um mein Gepäck in Ruhe im Hotel auspacken und das Fahrrad zusammenbauen zu können.
Der Playa del Médano ist mit mehr als drei Kilometern der längste natürliche Sandstrand der Insel.
Er reicht vom Hafenbecken des Windsurfer- und Kiterparadieses bis hin zum Montaña Roja.
Meine Nichte Nicole lebt auf Teneriffa, und abends bin ich bei ihr und ihrem Lebensgefährten David zum Essen eingeladen – es gibt leckere selbstgemachte Paella. Ich lerne ihre kleine Tochter Paula kennen, und wir verabreden uns für den übernächsten Tag, um mit Nicoles Auto zum Teide zu fahren.
Mit 3718 Metern Höhe ist der Teide der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Er liegt im Nationalpark und wurde 2007 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.
Diese mehrjährige Pflanze heißt „Wildprets Natternkopf“; sie erreicht Wuchshöhen von bis zu drei Metern.
Aus einer bis zu einem Meter Durchmesser großen Grundrosette wächst ein einziger schmal-kegelförmiger Blütenstand, der mit unzähligen Blüten besetzt ist.
Diese auf Teneriffa (und La Palma) endemische Art kommt nur in der subalpinen Stufe vor – auf Teneriffa also in den Cañadas del Teide.
Ebenfalls unterhalb des Vulkans befinden sich die Felsformationen Roques de García. Der bekannteste der bizarr geformten Türme aus vulkanischem Gestein ist der Roque Cinchado, der auch Steinerner Baum oder Finger Gottes genannt wird und als Wahrzeichen der Insel gilt.
Hinter dem Roque Cinchado liegt der Teide-Kegel eingetaucht in dichten Nebel, und die Zufahrt zur Seilbahn ist gesperrt.
Am nächsten Tag steige ich dann erstmals wieder in den Sattel und lege 60 schöne, aber anstrengende Kilometer mit Blick auf den Atlantik nach Güimar zurück.
Die Pyramiden von Güímar sind sechs langgestreckte, pyramidenförmige Terrassenbauten aus aufgeschichtetem Lavagestein. Archäologen datieren sie auf das 19. Jahrhundert; ihre einstige Funktion ist bis heute nicht geklärt.
Pyramiden dieser Art gab es offenbar an vielen Orten der Insel. In Güímar selbst waren es ursprünglich neun Pyramiden; drei sind im Laufe der Zeit abgerissen und als kostenloses Baumaterial verwendet worden.
In Santa Cruz habe ich nur eine Übernachtung, und dann geht’s am Folgetag um Mitternacht auf die Fähre Richtung Cádiz, die fast drei Tage unterwegs sein wird.
Santa Cruz de Tenerife im Nordosten der Insel hat gut 200.000 Einwohner. Geprägt wird die Stadt durch ihren Hafen, der zu den größten spanischen Seehäfen des Atlantiks zählt.
Im 15. Jahrhundert wurde an der Stelle, an der sich heute die Mitte des fünfschiffigen Kirchenraumes befindet, eine dem Heiligen Kreuz geweihte Kapelle gebaut. Nachdem die Kirche Mitte des 17. Jahrhunderts abbrannte, baute man sie neu auf und erweiterte sie nach und nach. Der Turm von 1788 ist heute eines der Wahrzeichen der Stadt.
Die 1700 Kilometer nach Cádiz ziehen sich unglaublich hin. Frühmorgens vorm Aufstehen legen wir in Las Palmas de Gran Canaria an.
Las Palmas hat ca. 380.000 Einwohner und ist damit die größte Stadt der Kanaren und die südlichste Großstadt der EU – es lebe der Superlativ!
Neben Santa Cruz de Tenerife ist Las Palmas eine der beiden Hauptstädte der Kanarischen Inseln.
Meine Annahme, dass es zeitnah weitergeht, bestätigt sich leider in keiner Weise. Von Bord kann man auch nicht gehen, da es keinerlei Informationen gibt, wann die Überfahrt fortgesetzt wird. Erst um 14 Uhr legen wir schließlich ab, ohne dass besondere Aktivitäten wie Be- oder Entladen zu verzeichnen gewesen sind.
Dasselbe Spielchen mit Anlegen und stundenlangem, nicht nachvollziehbarem Verweilen ohne Angaben zur Weiterfahrt setzt sich mit den Inseln Fuerteventura und Lanzarote fort, bevor es dann endlich ohne Unterbrechungen an der marokkanischen Küste entlang nach Cádiz geht.
Cádiz liegt auf einer Landzunge, die in die Bucht von Cádiz hineinreicht. Zahlreiche Einheimische aus Madrid, Barcelona und anderen spanischen Städten sind hier im Sommer anzutreffen. Aber auch der Tagestourismus durch viele Kreuzfahrtschiffe sowie die Fähren von den Kanarischen Inseln machen einen wesentlichen Bestandteil des Tourismus‘ aus.
Die nächsten Radfahrtage führen mich über Schotter- bzw. wenig befahrene Straßen, zum Teil auch breite Straßen mit extra Fahrradspur. Allerdings brechen mir nach und nach die Speichen im Hinterrad weg, sodass ich neue einsetzen muss.
Nach drei Tagen erreiche ich Sevilla mit knapp 700.000 Einwohnern. Die mit schönen Gebäuden ausgestattete Altstadt ist die größte Spaniens und eine der größten Altstädte Europas.
Und dann stehe ich plötzlich vor dieser atemberaubenden Kathedrale! Nach dem Petersdom/Vatikan und St. Paul’s Cathedral /London ist sie die drittgrößte Kathedrale der Welt.
An ihrem Standort befand sich im 12. Jahrhundert die Große Moschee, von der das Minarett, die Giralda, in weiten Teilen bewahrt wurde. Die Kathedrale wurde 1401 bis 1519 erbaut.
Die Kapelle Capilla Mayor hat das größte Altarretabel der Welt. Es entstand zwischen 1482 und 1564 und misst 23 Meter in der Höhe und 20 Meter in der Breite. Unten sieht man das in Silber getriebene Bild der Jungfrau Maria, darüber 45 prächtige, detailreiche geschnitzte Holzrelieffs mit Szenen aus dem Leben Jesu.
Die Giralda, das ehemalige Minarett der Hauptmoschee von Sevilla, die nach der christlichen Rückeroberung der Stadt im Jahr 1248 zunächst als Kirche genutzt wurde, bevor sie im 15. Jahrhundert abgerissen und als spätgotische Kathedrale neu erbaut wurde, besteht aus Backstein. Das gemauerte ehemalige Minarett blieb stehen, wurde zum Teil umgearbeitet und dient als Glockenturm der Kathedrale von Sevilla. Die Giralda ist das bedeutendste Wahrzeichen Sevillas, und ich beschließe hinaufzugehen.
Auf der Glockenebene hängen 24 harmonisch gestimmte Kirchenglocken, verteilt auf den inneren Gang und die Mauernischen.
Sechs der größten Glocken aus den Jahren 1438 bis 1792 hängen im inneren umläufigen Gang, vier davon in den Ecken. Das sind sog. Schlagglocken, denn sie schwingen nicht, sondern hängen fest, und nur der Klöppel wird bewegt um sie anzuschlagen.
Mein kleines Hotel liegt in einer so schmalen Gasse, dass es keinen Autoverkehr gibt und es schön ruhig dort ist.
Der Metropol Parasol, eine 150 Meter lange, 70 Meter breite und 26 Meter hohe Holzkonstruktion, wurde von 2005 bis 2011 nach Plänen eines Berliner Architekten auf der Plaza de la Encarnación errichtet. Hier gibt es Läden, einen Markt, Bars, Restaurants, ein Museum und regelmäßig öffentliche Veranstaltungen unter freiem Himmel.
Die Puente de Triana, deren Bau 1848 begann, war die erste feste Brücke über den Guadalquivir in Sevilla und ist die älteste noch erhaltene eiserne Brücke im Land.
Der Stierkampf ist eine grausame Tierquälerei, und obwohl mehr als 70 Prozent der Spanier kein Interesse daran haben, hält man an diesem furchtbaren Spektakel fest.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde der zwölfseitige Torre del Oro errichtet. Dieser einst militärisch genutzte Turm steht getrennt vom Rest der eigentlichen Stadtmauer.
Nach Fertigstellung führte eine schwere eiserne Kette unter Wasser auf die andere Seite des Flusses zu einem weiteren Turm, den es heute nicht mehr gibt. Auf diese Weise konnte der Hafen gegen Kriegsschiffe geschützt werden, was nur bedingt gelang.
Im Mittelalter diente der Turm als Gefängnis. Später fungierte er als Lagerstätte für Edelmetalle, die regelmäßig von der spanischen Flotte aus den Kolonien hergebracht wurden. Vielleicht stammt sein Name „Goldturm“ daher.
Der El Alcázar ist der mittelalterliche Königspalast von Sevilla; er wird bis heute von der spanischen Königsfamilie, wenn diese sich in der Stadt aufhält, als offizielle Residenz genutzt.
Der weitläufige, offene Platz mitten in Sevilla ist von Pappeln gesäumt und hat daher seinen Namen, denn alamo bedeutet Pappel.
An einer der Ecken des Platzes Alameda de Hercules von 1574 wurden zwei mächtige Säulen mit den Statuen von Julius Cäsar und Herkules, dem vermeintlichen Gründer der Stadt, errichtet.
Über Jahrhunderte meinten Forscher und Chronisten, dass der berühmte antike Held Herkules die Grenzen Sevillas festgelegt hat. Angeblich markierte er mit sechs Pfeilern die Stelle, wo Julius Caesar später die Stadt gründete. Auch Forschungen zur Stadtgründung konnten bis heute den weitverbreiteten Glauben in die mystischen Wurzeln Sevillas nicht korrigieren.
Wie dem auch sei – Sevilla ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
Hallo Frank,
Dein Fahrradladen erwartet schon gespannt die nächsten Berichte !!!
Allzeit gute Fahrt – und schön mit den Portugiesen feiern !!!!!
die Besten Wünsche Dein BRAND TEAM CELLE
Hallo Frank, wir vermissen deinen Bericht über Teneriffa. Du willst doch den kurzen Aufenthalt hier nicht einfach nur verdrängen? Wir fanden es schön, dass du uns besucht hast.
Liebe Grüße und gute Weiterfahrt
Nicole, Paula und David