Lissabon

Alle Ersatzspeichen sind inzwischen verbraucht, und ich fahre schon seit einem Tag mit einer gebrochenen Speiche, da es keine Fahrradshops gibt, die welche vorrätig haben.

Von Porto Brandão über den Río Tajo nach Belém

Von Porto Brandão über den Río Tajo nach Belém

Ponte 25 de Abril über den Río Tajo

Ponte 25 de Abril über den Río Tajo

Von Porto Brandão setze ich mit der Fähre nach Belém, dem westlichen Stadtteil Lissabons, über.

Fahrradshop in Lissabon

Fahrradshop in Lissabon

Nach dem Einchecken im Hotel bringe ich mein Fahrrad  zum Fahrradladen und erkläre dem Mechaniker die Situation. Es ist nicht zu fassen, auch er hat keine geeigneten Speichen! Aber die Speichen eines Kinderrades würden passen, und sein Chef erklärt sich einverstanden, dass er sie in mein Hinterrad einbaut.

Als ich am nächsten Morgen mein Fahrrad abholen möchte, erklärt mir der Mechaniker, dass die Qualität der Speichen nicht gut sei und er deshalb hochwertigere Speichen bestellt habe. Na, hoffentlich treffen die rechtzeitig vor meiner Weiterfahrt übermorgen ein.

Also beginne ich nun erstmal mit meiner Stadterkundung.

Herrlicher Altbau, von Straßen umgeben

Herrlicher Altbau, von Straßen umgeben

Zu Fuß geht es hinauf zum Castelo de São Jorge.

Blick von oben auf die Praça do Comércio mit Reiterdenkmal Dom Jose I

Blick von oben auf die Praça do Comércio mit Reiterdenkmal Dom Jose I

Castelo de São Jorge

Castelo de São Jorge

Auf dem Burghügel, der den Kern der maurischen Stadt bildete, steht das Castelo de São Jorge. Die ältesten Teile der Burg stammen aus dem 6. Jahrhundert, im 12. Jahrhundert wurde  sie zum Königspalast umgebaut und erweitert. Mir bietet sich eine faszinierende Aussicht auf die gesamte Stadt und den Tejo.

Aussicht vom Castelo auf das Panteão Nacional und den Río Tejo

Aussicht vom Castelo auf das Panteão Nacional und den Río Tejo

Außerhalb des Castelos

Außerhalb des Castelos

Lissabon ist seit mehr als 700 Jahren Portugals Hauptstadt. Die Stadt liegt auf sehr hügeligem Terrain etwa zwölf Kilometer vom Atlantik entfernt am Nordufer der Tejo-Bucht Mar da Palha, die an dieser Stelle sieben Kilometer breit ist.
Am 1. November 1755 legte ein verheerendes Erdbeben den größten Teil der Stadt in Trümmer, aber der Wiederaufbau begann umgehend.
Die Verlegung der Residenz nach Rio de Janeiro 1807 für die folgenden vierzehn Jahre sowie der Verlust Brasiliens als Kolonie brachten einen empfindlichen Rückschlag für die Stadt, von dem sie sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich erholte.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Lissabon zu einer modernen, offenen Großstadt. 1988 geriet sie in die Schlagzeilen, als bei einem Großbrand eine Fläche von ca. zwei Hektar den Flammen zum Opfer fiel. Die zerstörten Gebäude wurden unter Beibehaltung der historischen Fassaden – sofern sie denn stehengeblieben waren – wieder neu errichtet.

 Arco da Rua Augusta

Arco da Rua Augusta

Der Arco da Rua Augusta an der Praça do Comércio stellt den Eingang zur Baixa Pombalina, der nach 1755 neu gebauten Innenstadt, dar.

Elevador do Carmo

Elevador do Carmo

Auch wenn er nicht – wie so oft behauptet – von Gustave Eiffel, sondern von einem seiner Schüler konstruiert wurde, ist der Elevador do Carmo eines der herausragenden Bauwerke Lissabons. Der Aufzug verbindet die Unterstadt mit der Oberstadt und ist sicher der aufwändigste, zumindest aber auffälligste aller Aufzüge, die in der hügeligen Stadt geeignete Verkehrsmittel darstellen.

Rossio

Rossio

Der Rossio gilt als das eigentliche Zentrum der Stadt. In der Platzmitte steht eine 1870 aufgestellte, 23 Meter hohe Marmorsäule, die von einem Bronzestandbild Pedros IV. gekrönt wird. Zwei schöne Brunnen zieren den von Jacaranda-Bäumen umstandenen Platz.

Säule mit Bronzefigur Pedros IV. am Rossio

Säule mit Bronzefigur Pedros IV. am Rossio

Estação do Rossio - Bahnhof Lissabon am Rossio

Estação do Rossio – Bahnhof Lissabon am Rossio

Die Estação do Rossio lässt weniger an einen Bahnhof als an ein Theater oder sonstigen Prachtbau denken. Der Bahnhof wurde 1890 als Kopfbahnhof mitten in der Innenstadt eröffnet. Die Züge verlassen die Stadt durch einen 2600 Meter langen Tunnel.

Links das Hotel Éden, rechts das Monumento dos Restauradores de Portugal

Links das Hotel Éden, rechts das Monumento dos Restauradores de Portugal

Das Teatro Éden an der Praça dos Restauradores war 1931 und folgende Jahre ein prächtiges Großkino, das 1989 geschlossen wurde. Zwölf Jahre später wurde das Eden zu einem riesigen Hotel mit 134 Zimmern umgebaut; nur die denkmalgeschützte Fassade blieb erhalten.
Der 1886 eingeweihte fast 30 Meter hohe Obelisk in der Mitte des Platzes erinnert an den Aufstand von 1640: Durch den Sturm auf den Königspalast wurde damals die 60 Jahre dauernde spanische Herrschaft beendet.

Blick vom Nordende des Parque Eduardo VII Richtung Praça Marquês de Pombal

Blick vom Nordende des Parque Eduardo VII Richtung Praça Marquês de Pombal

Der größte innerstädtische Park ist der Parque Eduardo VII. 1903 besuchte der englische König Portugal, und um die guten Beziehungen zum Vereinigten Königreich zu betonen, benannte man den Park nach dem königlichen Besucher.

Arena für Stierkämpfe

Arena für Stierkämpfe

Unverständlicherweise sind auch in Portugal Stierkämpfe immer noch nicht verboten.

Belém - beeindruckendes Portal

Belém – beeindruckendes Portal

Ponte 25 de Abril

Ponte 25 de Abril

Die Tejo-Brücke Ponte 25 de Abril, eine Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr, wurde 1966 eingeweiht. Die Brücke ist 2277 Meter lang, die Fahrbahnhöhe über dem Wasser beträgt 70 Meter, die Höhe der beiden Pfeiler je 190,5 Meter und die Spannweite 1013 Meter.
Hinter der Brücke sieht man das 1959 errichtete Monumento Cristo Rei. Den 82 Meter hohen Sockel krönt eine 28 Meter hohe Christusstatue aus Stahlbeton.

Padrão dos Descobrimentos

Padrão dos Descobrimentos

Am Ufer des Téjos im Stadtteil Belém ragt das Denkmal der Entdeckungen – Padrão dos Descobrimentos – auf. Es wurde anlässlich des 500. Todestages von Heinrich dem Seefahrer 1960 gebaut. Das 54 Meter hohe Monument mit der Form eines Schiffbugs erinnert an die portugiesischen Entdecker des 15. Jahrhunderts.

Torre de Belém

Torre de Belém

Die Torre de Belém wurde 1515 bis 1521 zum Schutz des Hafens in manuelinischem Stil erbaut und 1983 als Weltkulturerbe klassifiziert.

Mosteiro dos Jerónimos

Mosteiro dos Jerónimos

Das Mosteiro dos Jerónimos de Belém gilt als bedeutendes Beispiel manuelinischer Baukunst und eindrucksvolles Symbol für Portugals Macht und Reichtum zur Zeit der kolonialen Eroberungen.
Die Klostergründung geht auf Heinrich den Seefahrer zurück, der nahe dem Hafen, von dem die großen Entdeckungsfahrten ausgingen, eine Gebetsstätte für Seeleute errichten lassen wollte. Der Überlieferung nach soll Vasco da Gama 1497 in dieser Kapelle die Nächte vor seiner Abreise nach Indien betend verbracht haben; hier empfing ihn der König auch bei seiner Rückkehr mit allen Ehren.

In der Klosterkirche Santa Maria

In der Klosterkirche Santa Maria

An die Klosterkirche schließt sich der Kreuzgang an

An die Klosterkirche schließt sich der Kreuzgang an

Zweistöckiger Kreuzgang

Zweistöckiger Kreuzgang

Straße in der Unterstadt

Straße in der Unterstadt

Casa dos Bicos

Casa dos Bicos

Die im 16. Jahrhundert erbaute Casa dos Bicos – Haus der Spitzen – verdankt ihren Namen der auffälligen Fassadenverkleidung aus diamantförmig zugespitzten Steinen. Nur das Erdgeschoss überstand das Erdbeben unversehrt. Die oberen Stockwerke wurden nach alten Bauplänen, aber bewusst mit modernen Baumaterialien, wieder hergestellt.
In der Casa hat die José-Saramago-Stiftung ihren Sitz. Eine Urne mit der Asche des Schriftstellers wurde vor dem Gebäude beigesetzt.

Schmale Straße

Schmale Straße

Die Alfama mit ihren schmalen Sträßchen und Treppengassen ist ein wirklich malerisches Altstadtviertel.

Öffentliche Treppengasse

Öffentliche Treppengasse

Tram

Tram

Die Straßenbahnlinie 28 fährt hügelauf, hügelab durch Lissabons Innenstadt. Der schönste Streckenabschnitt führt durch die Straßen der Alfama, die teilweise nur so breit sind, dass die Waggons gerade mal durchpassen.

Straßenbahnlinie 28 in Alfama

Straßenbahnlinie 28 in Alfama

Die Alfama liegt zwischen dem Castelo de São Jorge und dem Ufer des Río Tejo.
Einst machte Alfama den Stadtkern Lissabons aus. Die reicheren Bevölkerungsgruppen siedelten sich zunehmend in westlicher Richtung bis nach Belém an; Fischer und ärmere Menschen blieben in Alfama. Der Stadtteil wurde beim großen Erdbeben von Lissabon 1755 kaum beschädigt, sodass das enge Labyrinth von Straßen und Gassen bis heute erhalten ist.

Treppengasse in der Alfama

Treppengasse in der Alfama

São Vicente de Fora

São Vicente de Fora

In der Kirche São Vicente de Fora

In der Kirche São Vicente de Fora

Der Bau der Kirche São Vicente de Fora wurde 1582 begonnen. Das ehemalige Augustinerkloster, in dessen Eingangshalle und Kreuzgängen Azulejo-Bilder des 18. Jahrhunderts zu sehen sind, schließt sich an.

Azulejos in den Kreuzgängen

Azulejos in den Kreuzgängen

Unterhalb von São Vicente de Fora steht die Igreja de Santa Engrácia, auch Panteão Nacional genannt. Der dritte sakrale Bau an diesem Platz wurde 1682 begonnen, doch es sollten fast drei Jahrhunderte vergehen, bis er fertiggestellt werden konnte. Erst 1966 wurde der Bau mit der Konstruktion der Kuppel abgeschlossen.

 Panteão Nacional

Panteão Nacional

Unter der Kuppel des Panteão Nacional

Unter der Kuppel des Panteão Nacional

Grabdenkmal von Vasco da Gama

Grabdenkmal von Vasco da Gama

Abschließend fahre ich zum Expogelände von 1998. Das Motto der letzten Expo des 20. Jahrhunderts lautete „Die Ozeane – Vermächtnis für die Zukunft“. In fünf Themenpavillons wurden die Weltmeere, ihre Geschichte, Gefährdung, Nutzungsmöglichkeiten und Zukunft beleuchtet.

Expo-Urbe

Expo-Urbe

Myriad Crystal Center - Tagungszentrum im Park der Nationen

Myriad Crystal Center – Tagungszentrum im Park der Nationen

Bis heute entstanden auf dem Gelände der Expo-Urbe Wohnungen für 25.000 Menschen mit Schulen, Kindergärten und Krankenhaus. 18.000 Arbeitsplätze befinden sich hier. Das klingt nach sinnvoller Nachnutzung.

Als ich mein Fahrrad aus dem Laden abholen will, ist der Mechaniker fast fertig: Neue Speichen zieren das Hinterrad, und ein Loch wird noch geflickt.

Der Mechaniker neben meinem Hinterrad

Der Mechaniker neben meinem Hinterrad

Er hat gute Arbeit geleistet, und ich kann mit einem runderneuerten Hinterrad meine Tour fortsetzen – wunderbar!

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