Porto

Am Rio Douro entlang fahre ich nach Porto hinein.

Am Douro, dem drittlängsten Fluss der iberischen Halbinsel

Am Douro, dem drittlängsten Fluss der iberischen Halbinsel

Porto ist nach Lissabon die zweitgrößte Stadt des Landes – eine interessante, lebendige Metropole mit einer knappen Viertel Millionen Einwohner, in deren Einzugsgebiet 1,3 Millionen Menschen leben.
Seit jeher besteht eine gewisse Konkurrenz zur Hauptstadt, und so heißt es in einem viel zitierten Sprichwort, dass in Porto das Geld verdient wird, das in Lissabon ausgegeben wird. Immer schon spielte im Wirtschaftsleben der Stadt der Hafen eine wesentliche Rolle, der heute nördlich der alten Stadt liegt.
Porto hat den Vorteil, dass annähernd alles Sehenswerte fußläufig erreichbar ist.

Sardinhas assadas

Sardinhas assadas

Hier werden sie gegrillt, und die Sardinen kommen zu fünft mit ein paar Kartoffeln und eingelegten grünen Paprika auf den Teller – ein leckeres Nationalgericht.

Geräusche produzierende Plastikhämmer

Geräusche produzierende Plastikhämmer

Mit dem 23.6. habe ich genau den richtigen Termin für meine Ankunft in Porto gewählt, denn am 23. und 24. Juni wird im Zentrum mit der Festa de São João do Porto der Stadtheilige gefeiert. Nach alter Tradition klopft man sich bei diesem riesigen Straßenfestival gegenseitig mit einem weichen Plastikhammer – ursprünglich waren es Lauchstangen – auf den Kopf, was Glück bringen soll. Natürlich bleibe auch ich nicht verschont, und bei jedem „Schlag“ ertönt ein lautes Quietschen, das überall zu hören ist.

Die Stadt füllt sich anlässlich des Festes

Die Stadt füllt sich anlässlich des Festes

Papierlaternen steigen in den nächtlichen Himmel

Papierlaternen steigen in den nächtlichen Himmel

Auf dem Fluss gibt es ein großes Feuerwerk

Auf dem Fluss gibt es ein großes Feuerwerk

Nächtliche verstopfte Straßen

Nächtliche verstopfte Straßen

Es ist nicht zu glauben: Für den Weg vom Fluss zu meinem Guesthouse brauche ich eigentlich nur fünfzehn Minuten, aber in dieser Nacht schiebe ich mich in anderthalb Stunden durch die verstopften Straßen dorthin.
Nach zwei Tagen ist der Spuk schließlich vorbei.

Straßenkünstler am Rio Duoro

Straßenkünstler am Rio Duoro

Capela das Almas da Santa Catarina

Capela das Almas da Santa Catarina

Die Capela das Almas da Santa Catarina aus dem 18. Jahrhundert besticht durch ihre sehr einfache Architektur. 1929 wurde die Außenfassade mit bemalten Wandfliesen, Azulejos, verkleidet, deren Bilder Szenen aus dem Leben von Fransisco Assis und der Heiligen Catarina beschreiben.

São João National Theatre am Praça da Batalha

São João National Theatre am Praça da Batalha

Palácio da Bolsa

Palácio da Bolsa

Der Palácio da Bolsa ist ein Gebäude, das ursprünglich als Börse und Handelsgericht diente. Es wurde 1850 von der Associação Comercial do Porto, der Handelskammer, in neoklassizistischem Stil erbaut. Heute wird der Palácio da Bolsa als Konferenzzentrum genutzt, und da er besichtigt werden kann, tue ich genau das.

Beeindruckender Konferenzsaal im Palácio da Bolsa

Beeindruckender Konferenzsaal im Palácio da Bolsa

Abends spielt Portugal gegen Kroatien, und ich gehe zum Public Viewing.

Gute Stimmung beim Portugal-Spiel

Gute Stimmung beim Portugal-Spiel

Portugal gewinnt, die Einheimischen sind in Feierlaune und ein lautes Hupkonzert begleitet mich in die Nacht.

Rua 31 de Janeiro

Rua 31 de Janeiro

Die Straße Rua 31 de Janeiro entstand am Ende des 18. Jahrhunderts. Sie wurde zu einem wichtigen Geschäftszentrum und zeigt noch heute einige der schönsten Beispiele kommerzieller Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Name erinnert an den Aufstand vom 31. Januar 1891.

Património a Norte -Mosteiro da Serra do Pilar

Património a Norte – Mosteiro da Serra do Pilar

Vom kreisrunden Kloster Mosteiro da Serra do Pilar in exponierter Lage hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt.

Blick auf Porto und die Brücke Dom Luís I

Blick auf Porto und die Brücke Dom Luís I

Vor der halbkugelförmigen Mehrzweckhalle Pavilhão Rosa Mota

Vor der halbkugelförmigen Mehrzweckhalle Pavilhão Rosa Mota

Nach vier Tagen kenne ich mich in Porto ganz gut aus, sodass ich einen passablen Stadtführer abgeben werde. Mit der U-Bahn fahre ich zum Flughafen, um Katrin abzuholen.

Mit Verspätung endlich gelandet

Mit Verspätung endlich gelandet

Weltberühmt wurde Porto durch den Portwein, der in Vila Nova de Gaia auf dem südlichen Duoro-Ufer beheimatet ist, wo die Weinhändler ihre Lager haben. Folglich gibt es zur Begrüßung einen leicht gekühlten roten Portwein. Mit luftigerer Kleidung geht es sodann gleich in die Altstadt.

Blick auf Vila Nova de Gaia mit den verschiedenen Portweinlagern

Blick auf Vila Nova de Gaia mit den verschiedenen Portweinlagern

1680 erlebte der Portwein, der Vinho do Porto, seine Geburtsstunde. Englische Kaufleute begannen dem Wein vom Duoro bis zu 25% Branntwein beizumengen, um ihn für die Seereise nach England haltbar zu machen. Seit Beginn der 19. Jahrhunderts wird der Gärstopp durch 76%-igen Weingeist auch als Mittel geschätzt, einen ganz besonderen Tropfen herzustellen, den sanften, edelsüßen Port von höchstens 20% Alkoholgehalt, den wir heute kennen.

Portweinschiff auf dem Douru

Portweinschiff auf dem Douru

Dichte Bebauung in der Altstadt

Dichte Bebauung in der Altstadt

Die Häuser im Zentrum stehen eng gedrängt – oft dicht hinter- und übereinander – an den steilen Felswänden und bilden Terrassen von äußerst malerischer Wirkung. Glanz und Elend liegen hier nahe beieinander. Der Innenstadtkern wurde 1996 unter UNESCO-Schutz gestellt. Wer aufmerksam durch die Altstadt geht, wird allerdings bemerken, dass es hier Probleme gibt: Ein Teil der Häuser steht leer, denn Instandsetzungen sind teuer, und da die Häuser unter Denkmalschutz stehen, können sie nicht abgerissen werden.

Leer stehende Häuser

Leer stehende Häuser

Steile Gassen durchziehen die Stadt

Steile Gassen durchziehen die Stadt

Brücke Dom Luís I

Brücke Dom Luís I

Die Ponte Dom Luís I ist eine Bogenbrücke von 172 Metern Spannweite über den Douro, die Porto mit Vila Nova de Gaia verbindet.
Die Brücke hat zwei Ebenen: Oberhalb des Bogens fährt auf 68 Metern Höhe auf zwei Spuren die Metro, auf der unteren Ebene gibt es eine Straßenverbindung. Die untere Ebene verläuft zehn Meter über dem Fluss; sie verbindet die Bogen-Endpunkte und hängt an der Eisenbahnbrücke. Beide Ebenen sind für Fußgänger begehbar.
Die Brücke wurde 1886 von König Ludwig I. von Portugal, dessen Namen sie trägt, eingeweiht. Sie gehört zum Gebiet der historischen Altstadt und somit auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Junge Männer springen von der unteren Ebene der Brücke in den Duoro

Junge Männer springen von der unteren Ebene der Brücke in den Duoro

Funicular dos Guindais

Funicular dos Guindais

Die ursprüngliche Seilbahn „Funicular dos Guindais“ von 1891 wurde nach nur zwei Jahren wegen eines schweren Unfalls geschlossen. 2004 errichtete man an derselben Stelle eine neue Seilbahn, welche die steile Klippe zwischen Batalha und dem Kai in Ribeira überwindet. Die 2,50 Euro pro Fahrt sind nach einem langen Sightseeing-Tag gut investiert.

Sé Catedral do Porto

Sé Catedral do Porto

Die zweitürmige Kathedrale, deren Bau im 12. Jahrhundert begann und öfter verändert wurde, hat ihren Wehrcharakter beibehalten.
Der gotische Kreuzgang von 1385 wurde im 18. Jahrhundert mit Azulejos verziert.

Kreuzgang der Kathedrale

Kreuzgang der Kathedrale

Universidade do Porto

Universidade do Porto

Gegenüber der Universität stehen direkt nebeneinander zwei Kirchen, rechts die Igreja do Carmo, erbaut 1756, deren Ostseite mit blauen Azulejos verkleidet ist, und links die Igreja dos Carmelitas, erbaut 1619 bis 1628, beide im Innern mit reich vergoldeten Altären.

Igreja dos Carmelitas und Igreja do Carmo

Igreja dos Carmelitas und Igreja do Carmo

Kirchenschiff mit Altar in der Igreja dos Carmelitas

Kirchenschiff mit Altar in der Igreja dos Carmelitas

Ebenfalls einschiffige Kirche Igreja do Carmo mit Altar

Ebenfalls einschiffige Kirche Igreja do Carmo mit Altar

Benachbart liegt eine kleine Sehenswürdigkeit, die Buchhandlung Lello, eine der schönsten Buchhandlungen der Welt, wie man sagt. Neben dem guten Sortiment, größtenteils natürlich in portugiesischer Sprache, ist das etwa einhundert Jahre alte Interieur geradezu atemberaubend.

Livraria Lello e Irmão

Livraria Lello e Irmão

Ein besonderer Blickfang in der Buchhandlung ist die geschwungene Holztreppe, die in die offen gestalteten oberen Etagen führt. Dort ist eine kleine Bar eingerichtet, in der natürlich bevorzugt Portwein gereicht wird.

Igreja dos Clérigos

Igreja dos Clérigos

Die barocke Kirche Igreja dos Clérigos wurde zwischen 1732 und 1748 auf einem ovalen Grundriss erbaut.
Der fünfzehn Jahre später angebaute Glockenturm der Kirche, die Torre dos Clérigos, ist durch ein Zwischengebäude mit der Kirche verbunden, der höchste Kirchturm Portugals und ein Wahrzeichen der Stadt. Er ziert eine 2-Euro-Münze.
Der Turm ist 76 Meter hoch und besitzt sechs Stockwerke mit insgesamt 225 Stufen. Nach Bezahlen eines kleinen Obolus‘ besteigen wir ihn und genießen eine weite Rundsicht über Porto und das Douro-Tal bis zur Atlantikküste.

Blick vor der Torre dos Clérigos auf die Stadt und die Kathedrale

Blick vor der Torre dos Clérigos auf die Stadt und die Kathedrale

Kirchenschiff der Igreja dos Clérigos

Kirchenschiff der Igreja dos Clérigos

Das ovale Kirchenschiff kann man rundum auf drei verschiedenen Ebenen begehen, und so gelangen wir sogar hinter den Altar.
Diese anstrengende Besichtigung verdient eine Belohnung, sodass wir uns in ein Lokal direkt an der Torre begeben, die Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau.

Teiglinge werden hinter der Schaufensterscheibe geformt

Teiglinge werden hinter der Schaufensterscheibe geformt

Es gibt Bolinhos de Bacalhau – Stockfischkroketten zu weißem Portwein

Es gibt Bolinhos de Bacalhau – Stockfischkroketten zu weißem Portwein

Nostalgische Straßenbahn

Nostalgische Straßenbahn

Die alte Tram befördert nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische die steilen Straßen hinauf.

Straßenkünstler

Straßenkünstler

Typische Müllbehälter

Typische Müllbehälter

Interessant ist die Restmüllentsorgung: In riesige, in die Erde eingelassene Behälter, die mit ebenso riesigen Säcken bestückt sind, werfen die Einwohner ihren Müll. Die Mülltrennung funktioniert nach ähnlicher Sortierung wie bei uns.

Majestic Café

Majestic Café

Auch Porto wartet mit einem Jugendstil-Kaffeehaus mit einzigartigem Ambiente auf – dem Majestic aus dem Jahr 1916.
Angeblich hielt sich Joanne K. Rowling hier während ihrer Zeit in Porto Anfang der 1990er Jahre häufig auf. Die ersten Kapitel ihres ersten Harry Potter-Buches soll sie im Café Majestic geschrieben haben.
Mit seinen reichverzierten Details, den Kronleuchtern und dem Jugendstil-Spiegelsaal, in dem gelegentlich ein Pianist spielt, steht das Café heute unter Denkmalschutz.

Reiterdenkmal auf der Praça da Liberdade

Reiterdenkmal auf der Praça da Liberdade

Das Reiterdenkmal auf der Praça da Liberdade zeigt König Pedro IV., der von 1822 bis 1831 als Pedro I. Kaiser von Brasilien war und die liberale Revolution, die 1820 von Porto ausging, weitgehend unterstützte.
An den Platz schließt die breite Avenida dos Aliados an. Sie wurde 1923 bis 1929 nach dem Abbruch eines alten Häuserviertels angelegt und steigt, von Banken und stattlichen Geschäftshäusern umstanden, zum Rathaus hin an.

Paços de Concelho do Porto - Rathaus von Porto

Paços de Concelho do Porto – Rathaus von Porto

Unweit liegt der Hauptbahnhof São Bento, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Halle dieses Kopfbahnhofs lohnt einen Blick: Sie ist voller Azulejobilder, dargestellt sind historische Motive und die Entwicklungsgeschichte verschiedener Transportmittel.

Hauptbahnhof São Bento

Hauptbahnhof São Bento

Blick auf die Gleise des Kopfbahnhofs

Blick auf die Gleise des Kopfbahnhofs

Wände voller Azulejobilder im Bahnhof São Bento

Wände voller Azulejobilder im Bahnhof São Bento

Schräg gegenüber vom Hauptbahnhof steht die Igreja dos Congregados, die auf beiden Seiten von Wohn- bzw. Geschäftshäusern flankiert wird. Die Fassade dieser um 1700 gebauten Kirche ist teilweise mit Azulejos verkleidet.

Igreja dos Congregados

Igreja dos Congregados

Im Innern der Igreja dos Congregados

Im Innern der Igreja dos Congregados

Denkmal Heinrich, der Seefahrer

Denkmal Heinrich, der Seefahrer

Infante Dom Henrique de Avis, Heinrich der Seefahrer, war Sohn des portugiesischen Königs Johann I. und in Porto geboren.  Er stach selbst nie in See, war aber Schirmherr und Auftraggeber der portugiesischen Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, sodass Portugal zur Entdeckernation aufstieg.

Igreja de São Francisco

Igreja de São Francisco

Die Igreja de São Francisco wurde 1383 begonnen und 1425 vollendet. Außergewöhnlich viele Bauelemente wurden mit Gold überzogen. Die Kirche, die wir eintrittspflichtig besichtigen, wird zu kulturellen, aber nicht mehr zu religiösen Zwecken genutzt.

Beim Anblick des vielen Goldüberzugs in der Igreja de São Francisco stockt uns der Atem

Beim Anblick des vielen Goldüberzugs in der Igreja de São Francisco stockt uns der Atem

In den Katakomben der Igreja de São Francisco

In den Katakomben der Igreja de São Francisco

Die Ribeira ist das Altstadtviertel direkt unten am Douro. Obgleich das einstige Hafenviertel mittlerweile Touristenattraktion geworden ist, hat sich dieser Teil Portos seinen einstigen Charme noch bewahrt. Mittelpunkt des lebendigen Treibens ist die Praça da Ribeira. Hier und in den umliegenden Gassen findet man ein buntes Häusergewirr.

Uferzeile direkt am Douro

Uferzeile am Douro

Malerisch wirkt es wohl in erster Linie für Touristen, weniger für die hier lebenden Menschen: Das Viertel ist dringend sanierungsbedürftig, aber das Geld für notwendige Investitionen fehlt. Renoviert und herausgeputzt wurden bisher nur einige der Häuser und die Uferzeile direkt am Douro.

2 Gedanken zu „Porto

  1. Adolf Timmermann

    Hallo, Frank,
    danke für deinen Porto-Bericht. Viel Freude euch beiden bei Weiterreise.
    Freuen uns auf nächsten Bericht. Text von mir heute kurz, weil immer „Zeit überschritten“.
    Viele Grüße Leni u. Adolf

    Antworten
  2. Bianca

    Wow, nach einer lesarmen Zeit mal wieder ein toller Bericht aus Porto, das fast, aber nur fast, für zwei Jahre hätte auch mal eine Station in meinem Lebenslauf hätte werden können. Just habe ich im Fernsehen einen tollen Bericht über Porto gesehen und dort wurde insbesondere die Bibliothek erwähnt, die auch nur kostenpflichtig betreten werden darf. Ach ja, immer wieder schön, deinen, in diesem Fall euren Reiseerlebnissen zu folgen. Katrin hat dir bestimmt von unserem Desaster-Spielzug berichtet – Walti und ich werden es wieder gutmachen! Die Schadenfreude der beiden war groß…tztztz! Schönes Weiterradeln, das wird die Waderln ja jetzt ein wenig anstrengen über die Berge. Genieß den Sommer, der ja bei uns nur noch tageweise zu Besuch ist.
    Liebe Grüße
    Bianca

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert