Ich bin dann mal wieder unterwegs …
Mein Fahrrad steht in der Garage, denn in diesem Jahr reise ich zwar wieder zweirädrig, jedoch motorisiert.
Von Celle aus fahre ich in die dänische Hafenstadt Hirtshals im Norden Jütlands, um am nächsten Tag die mit Vorlauf gebuchte Fähre zu den Färöer-Inseln zu nehmen.
Bevor ich an Bord gehe, werfe ich die erste Reisetablette ein; die nächste folgt, sobald ich das Motorrad abgestellt und mein Gepäck in der Viererkabine abgelegt habe. Und ich tue gut daran, denn die Überfahrt erweist sich nicht nur als windig, sondern als stürmisch, und es geht mir ausgezeichnet – sieht man einmal von der Pritschenbefestigung ab, die nachts bei jeder höheren Welle ganz erbärmlich quietscht.
Nach 30 Stunden legen wir in Tórshavn an. Kein Haus ist so groß wie die Fähre Norröna, mit der ich hier in ihrem Heimathafen ankomme und welche die Färöer mit dem Rest der Welt verbindet.
Die Fähre ist aktuell die einzige, die zu den Färöer und nach Island fährt. Denn als ich in Tórshavn von Bord gehe, legt sie zeitnah wieder ab, um erneut von Hirtshals mit weiterer Ladung zu den Färöer zurückzukehren und mich dann nach vier Tagen Aufenthalt weiter mit nach Island zu nehmen.
Die Färinger nennen ihre Hauptstadt meist nur Havn, nach dem Tórshavn Hafen, dem größten Handels- und Fährhafen der Inseln.
Tórshavn ist mit ca. 20.000 Einwohnern die Hauptstadt der Färöer. Sie liegt auf der Insel Streymoy.
Dieser Archipel im Nordatlantik zwischen Island, Norwegen und Schottland mit seinen insgesamt 50.000 Einwohnern umfasst 18 unterschiedlich große Inseln, von denen ich noch weitere kennenlernen möchte. Deshalb verlasse ich Tórshavn am nächsten Tag.
Von Streymoy fahre ich über eine Autobrücke, die den Sund überspannt, nach Eysturoy, der zweitgrößten Insel.
Zwei große Steinsäulen nördlich von Eiði, Risin og Kellingin, der Riese und das Weib, sind das bekannteste Naturdenkmal der Färöer. Vor der Steilküste wirken die beiden Basaltsäulen beinahe zierlich; Risin ist jedoch 71 Meter und Kellingin 69 Meter hoch. Der sich daneben erhebende Berg Eiðiskollur auf dem Festland misst immerhin bis zu 352 Meter.
Es gibt eine Sage um die beiden Klippen, nach der Island die einsam im Nordatlantik schwimmenden Färöer zu sich heranziehen wollte. So beauftragte Island einen Riesen und dessen Trollweib, das Vorhaben zu vollenden. Die beiden brauchten aber so viel Zeit, dass am Ende die Sonne aus dem Meer aufstieg und sie versteinerte. So stehen sie hier noch heute und blicken sehnsüchtig nach Island, ohne ihre Heimat je wieder erreichen zu können.
Geologen befürchten, dass in den nächsten Jahrzehnten bei einem der Winterstürme Kellingin, die auf zwei Beinen steht, ins Meer stürzen wird. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hat sie ihren dicken Bauch eingebüßt.
Wegen Gegenverkehrs dürfen Lkw, Busse, Wohnanhänger erst fahren, wenn die Ampelanlage ausgeschaltet ist, denn in diesem Tunnel gibt es nur kleine Ausweichflächen auf einer Seite.
Durch den Tunnel gelange ich nach Klaksvík auf der Insel Borðoy. Die zweitgrößte Stadt der Färöer liegt malerisch in einem Tal am Ende eines kleinen Fjords inmitten von vier Bergen, die zwischen 414 Meter und 689 Meter hoch sind. Sie gilt als wichtiger Fischereiindustrie-Standort.
Ein Färöer interessiert sich für mein Motorrad, und wir kommen ins Gespräch. Er empfiehlt, in den Tunneln äußerst rechts zu fahren, also in der rechten Pkw-Reifenspur, da sich in der Regel in der Mitte der Fahrbahn Schmutz befindet, welcher wie Schmierseife wirkt und schon zahlreiche Motorräder zum Sturz gebracht hat.
Nachdem der Lkw durch ist, beherzige ich den Rat des Einheimischen – sicher ist sicher – und passiere den Tunnel.
Der nördlichste Ort der Färöer ist Viðareiði auf der Insel Viðoy, auf der 600 Menschen leben.
Viðareiði ist auf dem Landweg über einen Straßendamm und ein Tunnelsystem mit dem regionalen Zentrum Klaksvík auf Borðoy verbunden.
Ich durchquere den Ort, fahre weiter und lande schließlich im Nichts!
Da entdecke ich drei Jugendliche, die sich grad um die Kühe kümmern. Ich spreche sie an und sie erzählen mir, dass sie die weiterführende Schule in Klaksvik besuchen, denn es gibt keine Schule auf der Insel Vidoy. Also müssen sie jeden Tag über den Damm und durch mehrere Tunnel zur benachbarten Insel Bordoy fahren.
Der Ort Múli im äußersten Norden an der Ostküste Borðoys beherbergte vor zehn Jahren noch drei Menschen, die Zahl der Einwohner nahm jedoch in den darauf folgenden Jahren stetig ab. Seit zwei Jahren gilt der Ort als unbewohnt. Im Sommer nutzen aber einige ehemalige Bewohner ihre alten Häuser als Ferienwohnungen.
Ende der Straße – wieder einmal muss ich umkehren.
Ungefiltert – die besten Drinks sind hier kostenlos! Das herabfallende Wasser kann man bedenkenlos trinken.
Ein Straßendamm führt über den Haraldssund zur Nachbarinsel Kunoy. In den einzigen beiden Dörfern der Insel leben 142 Einwohner.
Es gab früher einen dritten Ort namens Skarð an der Ostküste. Es heißt, er wurde aufgegeben, als alle Männer des Ortes 1913 beim Fischen in Seenot gerieten und ertranken.
Bevor ich zum Hafen nach Tórshavn fahre, mache ich noch einen Abstecher zur Insel Vágar, auf der sich der Färöer Flughafen befindet. Ein vier Kilometer langer Tunnel verbindet seit 15 Jahren Vágar mit der Hauptinsel Streymoy und verkürzt die Fahrzeit zwischen dem Flughafen und der Hauptstadt.
Gásadalur ist der westlichste bewohnte Ort der Färöer und galt als einer der isoliertesten Orte Europas, denn das Dorf war nur zu Fuß oder per Hubschrauber zu erreichen. Dies änderte sich erst vor zehn Jahren durch den Bau des 1,4 Kilometer langen Gásadalstunnels.
Der Árnafjall ist mit 722 Metern der höchste Berg auf dieser Insel und liegt nördlich des abgelegenen, malerischen Dorfes Gásadalur.
Nach vier wunderbaren Reisetagen verlasse ich die „Schafsinseln“, denn meine Fähre nach Island ist gebucht.
Die Färöer sind unbedingt eine Reise wert!
Huhu Frank,
ich reise auch wieder mit. Ich wünsche dir eine spannende Reise mit vielen tollen Begegnungen wie schon auf deiner Fahrradreise, freue mich auf´s Lesen der vielen Abenteuer, im ersten Beitrag denkt man schon an Worlds End. Pass auf dich auf und die nächste Reise dann bitte mit einem E-Motorrad (-;
Liebe Grüße