Island – Ost- und Südküste

Die Überfahrt von den Färöer nach Island ist wider Erwarten ruhig – kein Sturm, kein nennenswerter Wellengang.
Island ist – nach Großbritannien – von seiner Fläche her der zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel liegt nur knapp südlich des nördlichen Polarkreises und ist die größte Vulkaninsel unseres Planeten.
60 Prozent der gut 340.000 Einwohner Islands leben in der Region um die Hauptstadt Reykjavík; der Rest der Insel ist entsprechend dünn besiedelt.

Fähre am Anleger in Seyðisfjörður

Fähre am Anleger in Seyðisfjörður

Seyðisfjörður ist der Anlaufhafen der Norröna, die einzige Autofähre, die Island über die Färöer und Dänemark mit dem europäischen Festland verbindet. Die Norröna fährt unter der Flagge der Färöer.
An Bord ist auch Kai, der mit mir in Hirtshals auf die Fähre gegangen war und auch einige Tage auf den Färöer verbracht hat. Die Batterie seiner BMW R 1200 GS hat den Geist aufgegeben, und überbrücken hilft nicht. Er wird sich erst einmal um die Fehlerursache kümmern müssen, sodass ich mich hier von ihm verabschiede.

Auf der N1 fahre ich in südlicher Richtung. Diese knapp 1400 Kilometer lange Ringstraße stellt die wichtigste Lebensader Islands dar und gilt als das Prunkstück des gesamten Straßennetzes, das immerhin mehr als 10.000 Kilometer umfasst. In jahrelanger mühsamer Arbeit und mit großem finanziellen Aufwand wurde aus der Ringstraße ein fast vollständiger, relativ gut befahrbarer Asphaltring; die Schotterabschnitte werden von Jahr zu Jahr kürzer.

Südlich von Seyðisfjörður

Südlich von Seyðisfjörður

Der Vatnajökull am Horizont

Der Vatnajökull am Horizont

Der Vatnajökull ist der Gigant unter den europäischen Gletschern und mein ständiger Begleiter. Er bedeckt eine Fläche von 8300 Quadratkilometern und hat einen bis tausend Meter dicken Eispanzer. Mit seinen gewaltigen Eiskappen prägt er die Landschaft und beherrscht die Region und ihre Menschen durch Naturkatastrophen: Vulkanausbrüche unter der Eisdecke und Gletscherläufe, die in der Vergangenheit regelmäßig Höfe und bewirtschaftetes Land, Straßen und Brücken zerstörten.

Blick von Dyrhólaey auf den Berg Reynisfjall und die Reynisdrangar-Felsen

Blick von Dyrhólaey auf den Berg Reynisfjall und die Reynisdrangar-Felsen

Der kilometerlange, feinsandige schwarze Lavastrand Reynisfjara in der Nähe des Kap Dyrhólaey unweit von Vík í Mýrdal ist mit Vorsicht zu genießen. Es gibt an diesem Strand bereits in unmittelbarer Ufernähe gefährliche Unterströmungen, und es können unvermittelt hohe und gefährliche Brandungswellen entstehen, die leider schon einige Menschen das Leben kostete.

Am menschenleeren Lavastrand

Am menschenleeren Lavastrand

Beim Durchqueren der Schotterebene Breiðamerkursandur tauchen unverhofft die majestätisch aus dem Wasser ragenden Eisberge der Gletscherlagune Jökulsárlón auf.

Ich fahre direkt bis an die Gletscherlagune ...

Ich fahre direkt bis an die Gletscherlagune …

... und habe einen fantastischen Blick auf den Jökulsárlón

… und habe einen fantastischen Blick auf den Jökulsárlón

Der See Jökulsárlón am Rande des Vatnajökull ist mit 248 Metern der tiefste See Islands.
Bekannt ist er für die Eisberge, die auf ihm treiben und eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen. Sie lösten sich von der Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull ab.

Skaftafellsjökull

Skaftafellsjökull

Der Skaftafellsjökull ist eine zehn Kilometer lange und knapp zweieinhalb Kilometer breite Gletscherzunge des Vatnajökull.

Skógafoss

Skógafoss

Nachdem sich die Küstenlinie nach Süden verschoben hatte, blieb über Hunderte Kilometer ein Steilabfall vom Hochland zum Meer hin übrig. An solch einer Stelle stürzt der Skógafoss, ein Wasserfall des Flusses Skógá, auf 25 Metern Breite 60 Meter tief.

Meine Weiterfahrt auf der Ringstraße entlang der Küste nach Osten führt mich am Eyjafjallajökull vorbei. Das 1666 Meter hohe Tuffsteinmassiv, über dessen Gipfelregion eine mächtige, rund 100 Quadratkilometer große Eiskappe liegt, ist „nur“ der sechstgrößte Gletscher Islands, aber womöglich der bekannteste, was ganz bestimmt nicht an seiner Aussprache liegt!
Denn er verbirgt unter sich einen gewaltigen Vulkankrater mit eigener Magmakammer. Der Vulkan war seit der Besiedelung Islands fünfmal aktiv und brach zuletzt im April/Mai 2010 aus. Das war ziemlich spektakulär, hat er doch mit seinen gigantischen Aschewolken den internationalen Flugverkehr lahmgelegt und weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Der Eyjafjallajökull (Foto von Katrin auf dem Flug Hamburg - Reykjavik)

Der Eyjafjallajökull (Foto von Katrin auf dem Flug Hamburg – Reykjavik)

Kurz vor Reykjavík stoße ich zum ersten Mal in diesem Land auf Anzeichen postvulkanischer Aktivitäten. An vielen Stellen Islands steigen Dampfsäulen auf, brodeln und blubbern heiße Schlammtöpfe vor sich hin oder bahnen sich warme Quellen ihren Weg an die Oberfläche.

Heiße Quelle

Heiße Quelle

Kochender Schlammtopf

Kochender Schlammtopf

Was für eine Energie, die hier an 365 Tagen im Jahr freigesetzt wird!

Islands internationaler Flughafen ist nicht in Reykjavík, sondern im etwa 50 Kilometer entfernten Keflavik. Katrin hat zwar einen Bustransfer zu unserem Hotel in Reykjavík, aber ich fahre trotzdem mit dem Motorrad zum Flughafen und werde sie überraschen.

Überraschung gelungen!

Überraschung gelungen

Morgen beginnt dann unsere gemeinsame Reise durch Island.

 

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