Der Anleger auf der gegenüberliegenden Seite des Breiðafjörður, an der Südküste der Westfjorde, ist in Brjánslækur; hier gibt es ausschließlich den Fährhafen und einen Bauernhof, das ist alles. Mit uns verlassen Fußgänger die Fähre und versuchen zu trampen. Das wird aber nichts, denn hier fährt niemand, außer den Menschen, die die Fähre längst verlassen haben.
Wie eine vielfingrige Hand ragt die Halbinsel der Westfjorde ins Meer, nur durch ein schmales Gelenk von zehn Kilometern Breite mit dem Rest Islands verbunden. Mehr als 70 von dunklen Basaltbergen eingerahmte Fjorde, manche groß und breit, andere schmal und lang, mal mit Seitenarmen, dann wieder geradlinig ins Landesinnere vordringend, machen eine 2100 Kilometer lange Küste aus.
Die Landwege sind bedingt durch die Fjorde sehr weit. Hin- und Rückfahrten an einem Tag sind kaum möglich, und durch unwetterartige Niederschläge sind die Schotterstraßen nicht selten unpassierbar. Es gibt keine Fähren, die Schifffahrt dient allein der fischverarbeitenden Industrie in den entlegenen Hafenstädten.
Die Einsamkeit in den Westfjorden ist fast grenzenlos, denn das karge Land und das harte Klima ließen in der Vergangenheit so manchen verzweifeln. Heute leben nur noch ca. 7500 Menschen in dieser Region. Der gesamte Ostteil, die Küste von Hornstrandir, ist menschenleer. Hier gibt es kein Straßen- und Wegenetz mehr, hier streift der Polarfuchs ungestört durchs Landesinnere.
Auch von Brjánslækur in Richtung Westen ist die Südküste nicht dicht besiedelt, dafür ist die Landschaft gewaltig. Schroffe Berge, einsame Sandstrände, kilometerlange, sanft geschwungene Buchten, helle Dünenlandschaften, in die Fjorde hineinreichende Sandbänke und ein blau-türkisfarbenes Meer sind die Begleiter auf unserem Weg zum westlichsten Punkt Europas, dem Látrabjarg.
Der westlichste Zipfel Europas könnte kaum einsamer und spektakulärer sein! Ein Fußweg führt auf die Klippen und dann weiter an der Kante entlang viele Kilometer in Richtung Osten. Der Látrabjarg ist der größte Vogelfelsen im Nordatlantik; bei einer Höhe von bis zu 440 Metern erstreckt er sich über 14 Kilometer.
Auf den Felsvorsprüngen der senkrechten Klippe brüten von Mai bis Juli schätzungsweise eine Million Seevögel und veranstalten ein ziemliches Spektakel. Nach Stockwerken sortiert wird hier gebrütet, und wir bekommen Dreizehenmöven, Lummen und die knuffigen Papageientaucher vor die Linse. Die Papageientaucher sind gut zu beobachten, denn sie haben ihre Bruthöhlen ganz oben nahe der Abbruchkante.
Vor dieser Küste, eine der gefürchtetsten Schiffspassagen in isländischen Gewässern, sind schon viele Schiffe gesunken. Selbst wenn jemand den Untergang überlebt hat, war eine Rettung über die Felswand praktisch nicht möglich.
Auf einem Infoschild lesen wir jedoch über eine ganz besonders spektakuläre Rettungsaktion am 12. Dezember 1947, als ein britischer Trawler strandete. Die Bauern im Fjord reagierten auf die SOS-Signale, klaubten ihre Ausrüstung zusammen und machten sich auf den Weg zum Unglücksort. Die zwölf Überlebenden der Besatzung hatten sich am Bug des Schiffes festgebunden, wo sie eine lange, schwere Nacht ausharrten. Die Bauern seilten sich von den gefährlich vereisten Felsvorsprüngen ab. Nur vier von ihnen gelang es ganz hinab bis zum Strand zu kommen. Sie trugen ihre schwere Ausrüstung noch einen halben Kilometer über vereistes, glattes Gestein bis zu dem gestrandeten Schiff, das hundert Meter vom Strand entfernt lag. Die Schiffbrüchigen konnten ein Seil packen und wurden an Land gezogen. Eine weitere Nacht des Wartens verbrachten sie im Schutz großer Felsbrocken, da die Flut eingesetzt hatte. Es brauchte noch einen ganzen Tag, die erschöpften Männer den Felsen hinaufzuziehen, die so entkräftet waren, dass sie eine Nacht in Zelten am Rande der Klippen verbringen mussten. Heftiger Sturm und starke Regengüsse setzten ein. Erst am 15. Dezember erreichten sie den Schutz der rettenden Häuser.
Diese Rettungsaktion wurde später verfilmt.
Breiðavík besteht aus vier Häusern und einer Kirche. In einer wirklich einsamen Gegend sind wir gelandet.
Wir sind hier, mitten im „Sommer“, mutterseelenallein am Strand, unvorstellbar für deutsche Verhältnisse.
Nach Mitternacht geht die Sonne unter, und zweieinhalb Stunden später geht sie wieder auf. Es wird also zurzeit gar nicht dunkel. Nichtsdestotrotz müssen wir zurück, denn morgen früh setzen wir unsere Fahrt in den Westfjorden fort.
Hallo Frankyboy, waren gestern mit Deiner Gattin bei Eurem Griechen um die Ecke, war gut und reichlich, ausreichend Knoblauch! Wir wünschen eine gute und ruhige Überfahrt nach Dänemark, vergiß Deine Tabletten nicht!
LG auch von Karola, Dein Rüdiger
Alterchen…dafür haste ja nun die richtige Kiste…..
Wünsche dir eine unfallfreie Zeit
Liebe Grüße aus Westerkappeln