Nach einer Übernachtung in Hirtshals setze ich mit der nächsten Fähre über nach Kristiansand in Norwegen. Mit 35 Knoten überwindet der Fjordline-Katamaran den Skagerrak in gut zwei Stunden.
Der Svandalsfossen fällt über mehrere Fallstufen 180 Meter in die Tiefe. Im oberen Teil stürzt er über 40 Meter frei hinunter. Es spritzt immer nur ein kleiner Teil des Wassers auf die Straße 520, aber nach großen Regenfällen oder nach der Schneeschmelze kann ein solch starker Nebel entstehen, dass das Durchfahren mit Fahrzeugen nicht ungefährlich ist.
Der Zwillingswasserfall Låtefossen beeindruckt viele Touristen. Er hat eine Gesamtfallhöhe von 165 Metern. Heute ist die Straße durch den Regen eh nass, da kommt es auf das zusätzliche Wasser vom Låtefossen auch nicht mehr an. Noch zwanzig Kilometer und ich erreiche mein Tagesziel – die Kleinstadt Odda.
Odda ist die heimliche Hauptstadt von Hardanger – leider eine ohne freies Hotelzimmer, und das bei Schietwetter! Notgedrungen fahre ich zum Campingplatz und schlage mein Ein-Mann-Zelt auf.
Ungünstigerweise muss ich die Sachen feucht einpacken, bevor ich zum Hardangerfjord fahre.
Der sehenswerte Hardangerfjord ist mit seinen 170 Kilometern einer der längsten und tiefsten Fjorde; er misst an seiner tiefsten Stelle 725 Meter.
Zwölf Kilometer vor Voss stolpere ich über einen prächtigen Wasserfall am Wegesrand, den Tvindefossen. Ein kleiner Bach ist für diesen „vieldrähtigen“, 150 Meter hohen Wasserfall verantwortlich, dessen Wasser einen zweifelhaften Ruf als verjüngend und potenzsteigernd zu verteidigen hat …
Der Weg nach Borgund führt mich durch den Lærdalstunnel, der mit 24,51 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt ist. Fast fünf Jahre lang hat man daran gebaut. Der Tunnel soll die Autobahnverbindung zwischen der Hauptstadt Oslo und Bergen, der zweitgrößten Stadt, schneller und vor allem winterfest machen. Alternativ gibt es noch eine zeitraubende Fähre oder die Fahrt über einen Pass, der oft weit bis ins Frühjahr hinein aufgrund der winterlichen Witterungsverhältnisse gesperrt ist … – ein Tunnel also, der sinnvoll ist.
Borgund ist berühmt für seine Stabkirche aus der Zeit um 1150, die ein wenig an ein Knusperhäuschen erinnert.
Um das Jahr 1300 soll es in Norwegen weit über 600 Stabkirchen gegeben haben. Nachdem die Pest dann mehr als die Hälfte der norwegischen Bevölkerung dahingerafft hatte, verfielen die meisten der sakralen Holzbauten und zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert wurden viele Kirchen, für die wachsenden Gemeinden zu klein geworden, abgerissen. Heute sind nur noch 31 Stabkirchen erhalten, und die in Borgund ist eine der am besten erhaltenen, an der keine Veränderungen vorgenommen wurden; so wurde die fensterlose Form bewahrt und nur durch hochgelegene kleine Luken kann wenig Licht hineindringen.
Runeninschriften und Portalschnitzereien verzieren die Stabkirche, und Drachenköpfe dienten zur Abschreckung böser Geister.
Die Stabkirche wurde noch bis vor 150 Jahren für Gottesdienste verwendet. Dann baute man nur einhundert Meter entfernt ein neues Gotteshaus.
Der Sognefjord ist mit 204 Kilometern nun wirklich der längste und mit 1308 Metern gleichzeitig der tiefste Fjord Europas; er verästelt sich in viele kleinere Seitenarme.
Für umgerechnet 8,50 € nutze ich die Privatstraße, die mich in superengen Serpentinen auf 1400 Meter Höhe in eine traumhafte Landschaft führt.
Die Stabkirche von Urnes, die um 1135 auf einer Landzunge am Ostufer des 45 Kilometer langen Lustrafjords errichtet wurde, ist die älteste erhaltene Holzkirche Norwegens.
Diese Stabkirche ist nicht unbedingt typisch, da sie weder Drachenköpfe noch vorchristliche Masken aufweist.
Der Bøyabreen liegt im südlichen Jostedalsbreen nasjonalpark.
Dieser Gletscher und die ihn umgebende Landschaft verändern sich permanent. Mit rund zwei Metern Eisbewegung pro Tag gehört der Bøyabreen zu den sich am schnellsten bewegenden Gletschern Norwegens.
Der 1476 Meter hohe Berggipfel Dalsnibba liegt südlich des Ortes Geiranger.
Über die Nibbevegen-Straße geht’s hinauf auf den Gipfel; von hier hat man einen fantastischen Blick auf den sieben Kilometer entfernten Geirangerfjord. Aufgrund seiner Höhe ist der Dalsnibba auch im Sommer noch schneebedeckt.
Im Jahr 2005 wurde der Geirangerfjord in die UNESCO’s World Heritage List aufgenommen.
Die landschaftlich beeindruckende National Tourist Route Geiranger-Trollstigen ist mehr als 100 Kilometer lang.
Mit hoher Geschwindigkeit bahnt sich der Fluss Valldøla seinen Weg durch die Gudbrandsjuvet-Schlucht; die unbändige Kraft des Wassers hat interessante Felsformationen entstehen lassen.
Der historische Trollstigvegen mit seinen elf schwindelerregenden Haarnadelkurven wurde 1936 eröffnet.
Noch vor wenigen Jahren gab es hier nette kleine Restaurants. Davon ist nichts mehr zu sehen; stattdessen gibt es einen hässlichen Betonbau in dieser herrlichen Landschaft.
Die Klippfischerin ist direkt im Hafen von Kristiansund zu finden. Sie wurde 1992 von dem norwegischen Künstler Tore Bjørn Skjølsvik geschaffen und steht für das, was den Ort auszeichnet – den wichtigsten Exportartikel Klippfisch.
Røros ist Norwegens einzige Bergstadt. Sie verdankt ihre Existenz dem Kupferbergbau. 1977 schloss nach 333 Jahren die letzte Grube, doch blieben die kupferroten Häuser aus dieser Zeit ebenso erhalten wie die großen dunkelbraunen Schlackenhalden und die Wunden der Natur, die durch das jahrhundertelange Abholzen der Wälder um Røros entstanden sind. Diese alte Stadt aus Holz ist so einmalig, dass sie schon lange auf der UNESCO-Weltkulturliste steht. Die eisigen Temperaturen bis minus 50 Grad schrecken im Winter die sonst zahlreichen Touristen ab.
Auf meiner Weiterfahrt durch Schweden begegne ich einem großen Elch, der – kaum drei Meter entfernt – am Straßenrand äst und seinen mächtigen Schädel mit den ausladenden Schaufeln hebt um mich anzusehen. Nicht nur der nachfolgende Wagen, sondern auch das beeindruckend große Tier veranlassen mich, meinen Weg fortzusetzen, ohne für ein Foto anzuhalten.
Nach einer Übernachtung in Östersund erreiche ich die Fähre in Holmsund nahe Umeå, wo ich übernachte, denn morgens um acht legt die Fähre über den Bottnischen Meerbusen nach Vaasa ab.
In Holmsund gibt’s nur ein einziges Hotel. Die Rezeption ist am späten Nachmittag nicht besetzt. An der Tür hängt aber ein Zettel mit einer Telefonnummer. Als ich anrufe, kommt zufällig gerade ein Gast, sodass ich mit ihm ins Haus gelange.
Der Mensch am anderen Ende des Telefons erklärt mir, welchen an der Rezeption liegenden Umschlag mit Zimmerschlüssel ich nehmen soll. Der Kühlschrank im Frühstücksraum ist gut gefüllt, und ich mache mich hungrig über den Inhalt her, denn es gibt sonst keine Möglichkeit etwas zu essen.
Wie unkompliziert das hier läuft – klasse!