Kein U-Bahn-Netz der Welt liegt so tief wie das von St. Petersburg – zwischen 80 und 100 Meter unter der Erde. Und auch architektonisch ist die Metro eine eigene Welt.
Nur sieben der 67 Stationen, die sich auf fünf Linien fast ausschließlich im Zentrum verteilen, sind oberirdisch oder liegen nur knapp unter der Erde. Denn um im weichen Schwemmboden des Newa-Deltas überhaupt eine Untergrundbahn verlegen zu können, mussten die sowjetischen Metrobauer sehr sehr weit hinunter.
Die erst 2011 eröffnete Station Admiralteyskaya in St. Petersburg ist die tiefste U-Bahn-Station Russlands und die zweittiefste der Welt. Sie liegt 86 Meter unter der Oberfläche. Zu erreichen ist sie über ein System aus Rolltreppen und Aufzügen.
Mit einer Metromünze, einem Jeton, fährt man beliebig lange und weit. Täglich nutzen etwa zwei Millionen Menschen die Metro, es herrscht also oft Gedränge, in dem man am besten mitschwimmt. Die schneller als gewöhnlich laufenden, endlos lang scheinenden Rolltreppen, auf die man beherzt auf- und abspringen sollte, brauchen zwei bis drei Minuten, um die tief liegenden Gleise zu erreichen.
Seinerzeit wurde auf Stalins Geheiß das Massenverkehrsmittel in einer Pracht ausstaffiert, wie es sie zuvor nur in Adelspalästen und Kirchen gegeben hatte. Wie Kathedralen für das werktätige Volk sollten die Stationen sein – und die tägliche Fahrt zur Arbeit bereits ein Hinweis auf die goldene Zukunft des Kommunismus.
Die Metrozüge rollen auf der roten Linie 1 unter Kronleuchtern durch die einstige Endstation Awtowo.
Aufwändiger als gedacht war die Verkleidung der Säulen mit zu Spiegeln geschliffenen Relief-Glaskacheln: Man schaffte es nur an 16 der 46 Säulen.
Die Metro leistet uns gute Dienste, um die vielen sehenswerten Stadtviertel zu erreichen.
Unübersehbar thront die goldene Kuppel der Isaak-Kathedrale über dem Stadtzentrum. Das 200 Jahre alte Bauwerk ist mit 101,5 Metern zwar nicht das höchste, aber das mächtigste Bauwerk des historischen Petersburgs.
Über eine enge Wendeltreppe gelangen wir zur Kuppel, deren Kolonnade in 41 Metern Höhe einen perfekten Rundumblick auf die Stadt bietet.
Durch den Park schlendern wir zum Ehernen Reiter, einem Denkmal des Zaren Peter der Große, welches Katharina II. schaffen ließ.
Für die Ausdrucksstärke der gut zehn Meter hohen Komposition ist zum großen Teil der Sockel in Form einer sich überschlagenden Welle verantwortlich. Er wurde aus einem großen Findling gehauen, der auch die vorne und hinten angesetzten Stücke lieferte.
Der Finder des Steins in einem nahe gelegenen Wald wurde fürstlich entlohnt, aber der Transport gestaltete sich zu einer titanischen Aufgabe, die zwei Jahre dauerte. Der freigelegte Stein wurde auf eine Holzplattform gezogen, die über Kupferkugeln in hölzernen Schienen rollte. Im Winter 1769 gelang es so allein mit menschlicher Muskelkraft, den Stein acht Kilometer weit über den gefrorenen Boden zur Küste zu bugsieren. Währenddessen saßen Steinmetze auf dem Koloss, um unnötiges Material abzuschlagen. Mit einem von Segelschiffen flankierten Ponton wurde der 1250 Tonnen schwere Stein zu seinem Bestimmungsort transportiert. Niemals zuvor – und danach – wurde in der Geschichte von Menschen ein schwererer Monolith bewegt.
Die Rostrasäulen – es gibt zwei – stehen an der Strelka, der Spitze der Wassili-Insel, die den Newa-Strom auf dem Weg zur Ostsee teilt. Die Säulen wurden um 1810 zur Feier der Seesiege über die Schweden vor der alten Börse errichtet.
Eines der reichsten Kunstmuseen der Welt in einem der prunkvollsten Paläste Europas – diese wundervolle Kombination eröffnet sich uns beim Besuch der Eremitage, einem zentralen Bestandteil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Sankt Petersburger Innenstadt. Die Hauptresidenz der Romanow-Dynastie muss man einfach gesehen haben!
Der Bestand des Museums umfasst fast drei Millionen Objekte; in mehr als 350 Sälen sind rund 65.000 Exponate ausgestellt, unter anderem zwei Werke Leonardo da Vincis.
Über die prachtvolle, mit Gold und weißem Carrara-Marmor ausgestattete Jordan-Treppe ging die Zarenfamilie in jedem Jahr am Tag der Taufe Jesu im Jordan, um der Wasserweihe auf der Newa beizuwohnen. Nach einem Brand 1837 wurde die Treppe weitgehend originalgetreu rekonstruiert.
Die namensgebenden Wappen der russischen Gouvernements fallen angesichts der goldgleißenden Pracht seiner Säulen kaum ins Auge: Sie sind in den Kronleuchtern versteckt!
Erst 2014 wurde die Palastkirche weitgehend wieder so hergestellt, wie Rastrelli sie 1754 bis 1762 schuf.
In einer Vitrine liegt der beim tödlichen Attentat 1881 zerfetzte Uniformrock des Zaren Alexander II.
Aus diesem in einem arabisch und römisch angehauchten Stil gestalteten hohen Raum öffnet sich der Blick auf die Newa.
Im Pavillonsaal befindet sich auch die berühmte Pfauen-Uhr aus den 1770er Jahren. Ihre Mechanik ist funktionsfähig, wird aber nur ein- bis zweimal im Monat in Gang gesetzt, und das ist heute leider nicht der Fall …
Die Alte Eremitage ist den alten Meistern Italiens vorbehalten; ihr Höhepunkt ist der Da-Vinci-Saal mit zwei Madonnen des großen Meisters.
Das Bild der Stillenden Madonna oder Madonna Litta ist wohl eines der bekanntesten Werke Leonardo da Vincis, obwohl es nach Meinung vieler Kunstexperten nur teilweise von ihm stammen soll.
1914 erwarb der russische Zar Nikolaus II. die Madonna Benois für die Eremitage zu einem Preis von umgerechnet rund anderthalb Millionen US-Dollar. Damit war es das bis dahin am teuersten verkaufte Gemälde.
Die ebenso farbenprächtig wie üppig ausgemalten Raffael-Loggien sind eine schon in den 1780er Jahren angefertigte Kopie eines Ganges im Apostolischen Palast des Vatikans.
Die Loggien leiten in die 70 Jahre jüngere Neue Eremitage über.
Es wird empfohlen, an der Malachit-Vase treppab zu gehen, um noch einen Rundgang durch die gänzlich in Marmor gewandeten Antiken Säle im Erdgeschoss der Neuen Eremitage zu machen.