Die Nationalstraße lassen wir hinter uns und biegen auf unbefestigte Wegstrecke ab.
Aït-Ben-Haddou ist eine Ksar, deren alter Ortskern seit 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt ist.
Das alte Dorf besteht aus mehreren eng aneinander gebauten und teilweise ineinander verschachtelten Wohnburgen. Die Lehmbauten stehen auf natürlichem Fels. Ecktürme und Zinnen verleihen dem Ort sein wehrhaftes Aussehen. Da man früher in den Berberdörfern im Süden auf Minarette verzichtete, gibt es hier keines. Oben auf dem Berg befindet sich seit dem 17. Jahrhundert eine Festung.
Aït-Ben-Haddou dient seit 1962 als Filmkulisse, beispielsweise für Lawrence von Arabien und fünfzehn Jahre später für Jesus von Nazareth.
Trotz Sonnenscheins und blauen Himmels ist es stürmisch und inzwischen richtig kalt, und wir sind froh, dass in dieser Einsamkeit wie aus dem Nichts eine Herberge auftaucht.
Maison D’hôtes wird von einem freundlichen Berber betrieben, der offenbar alle Arbeiten selbst verrichtet. Er sorgt für eine Gasflasche mit Heizstrahler, sodass wir eine Chance haben, uns unter den schweren Wolldecken im Zimmer ein wenig aufzuwärmen. Später kocht er uns eine Mahlzeit.
Am nächsten Morgen verabschiedet sich der Hausherr, während wir frühstücken, weil er für ein abendliches Essen mit zwanzig Personen im Souk einkaufen muss. Für solch eine große Gruppe zu kochen hätten wir ihm nicht unbedingt zugetraut …
Der Tizi n’Tichka ist der höchste Punkt der Verbindungsstraße zwischen Marrakesch und Ouarzazate. Die Straße ist kurvenreich und von November bis März nach heftigen oder langanhaltenden Schneefällen zeitweise gesperrt. Wir haben Glück, denn es ist zwar kalt, aber schneefrei.
Geschafft, wir sind in Marrakesch, der „Roten Stadt„. Marrakesch ist bald 1000 Jahre alt und besitzt eine fast ebenso alte, bis heute erhaltene Stadtmauer. 1985 wurde die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.
Es ist das erste Mal, dass wir Schwierigkeiten haben, eine Unterkunft zu finden. Ich kann hier kaum irgendwo halten, damit Katrin in Hotels nach einem Zimmer fragt, denn permanent quatscht man mich an, um mir ein Hotel zu zeigen; das nervt! Schließlich folgen wir dann doch einem Einheimischen, der vorwegläuft und in verschiedenen Hotels nachfragt, bis er uns endlich zu einem kleinen Haus in einer Nebenstraße führt, wo wir tatsächlich ein Zimmer kriegen. Ein Obolus für den „Vorwegläufer“, Motorrad hinter der Kordel, die den Eingang von der Straße trennt, geparkt, und dann nach einer schnellen Dusche ins quirlige Gewimmel gestürzt!
Die roten Lehmhäuser vor allem in der Medina verliehen der Stadt diesen Beinamen.
In den engen und verwinkelten Gassen der Souks der Medina findet man alles: bunte Keramik, handgefertigte Woll- und Seidenteppiche, kunstvoll zu Pyramiden aufgetürmte Gewürze, Silberschmuck, Berbermützen, Arganöl, Schlangenhäute und Wolle von der Decke hängend …
Marrakeschs Medina ist ein wahres Labyrinth aus Gassen, Plätzen, Geschäften, und schließlich haben wir uns gründlichst verirrt! So sehr, dass wir uns ein Taxi nehmen, welches uns mitten durch die befahrbaren Wege der Medina zurückfährt, bis wir uns endlich wieder orientieren können.
Der Bahia-Palast von 1867 hat eine Fläche von 8000 Quadratmetern und 160 Räume, Patios und Riads.
Südlich von Marrakesch fahren wir wieder ins Gebirge, denn es gibt hier wunderbare Passstraßen, die nach Taroudannt führen.
Der Oued Nfiss mit seinen zwei Stauseen versorgt in erster Linie Marrakesch und andere Orte in der Umgebung mit Wasser.
Die beeindruckende Straße über den Tizi n’Test Pass, die Ende der 1920er Jahre von den Franzosen durch die Berge gesprengt wurden, war die erste moderne Straße zwischen Marrakesch und der Souss-Ebene und wichtig für die Handelskontrolle.
Heute ist sie verkehrstechnisch nicht mehr bedeutsam und wird nur notdürftig instandgesetzt.
Die fantastischen Haarnadelkurven gehören angeblich zu den aufregendsten des Landes.
Durch landschaftlich reizvolle und touristisch kaum erschlossene Gebiete führt die kurvenreiche Strecke. Das Teilstück von der Passhöhe hinunter zur N 10 hat kurze Gefällabschnitte von mehr als zehn Prozent!
Die Oasenstadt Taroudannt ist die bedeutendste Stadt am Oued Souss. Sie wird auch Klein–Marrakesch genannt, denn ihre Stadtmauer ist auch aus Stampflehm errichtet.
Hier in der fruchtbaren Souss-Ebene werden hauptsächlich Bananen, Kürbisse und Tomaten angebaut. Aber auch an Orangenplantagen sind wir vorbeigefahren.
Das alte Kasbah-Viertel war ursprünglich eine Festung. Heute ist es ein armer, aber sicherer Wohnbezirk mit verschlungenen Gassen, niedrigen Bogengängen, winzigen Plätzen und vielen Sackgassen.
Die Fahrt von Taroudannt ans Meer nach Agadir erleben wir im Saharastaub; der Himmel verdunkelt sich mehr und mehr wie vor einem kräftigen Gewitter. Aber außer dem starken Wind passiert nichts weiter.
Das ist ja eigentlich gar nicht unseres: Aufenthalt mit Pauschaltouristen in einer All-inclusive-Ferienanlage! Aber nach gut 2400 marokkanischen Kilometern in Kälte und Staub lassen wir’s uns hier so richtig gut gehen: Leckeres Essen, ein gekühlter Weißwein am Pool …
Nach drei Tagen ist der Spuk allerdings wieder vorbei: Katrin fliegt zurück nach Hause, und ich werde an der Küste entlang über Casablanca und Rabat zurück nach Tanger fahren, um von dort die kurze Fähre über die Straße von Gibraltar zu nehmen. Nach weiteren 2800 Kilometern in Europa werde ich dann wieder zu Hause sein.