Der fünf Meter hohe runde Himmelaltar 天壇 / 天坛 wurde 1530 erbaut. Er besteht aus drei Marmorterrassen und wird von der kaiserlichen Zahl neun bestimmt. Ungerade Zahlen gelten als himmlisch, und neun ist die größte einstellige ungerade Zahl. Die oberste Terrasse symbolisiert den Himmel und stellt ein riesiges Mosaik aus neun Kreisen dar, die jeweils aus Steinen in Vielfachen der Neun konstruiert sind. Der neunte Kreis enthält 81 Steine. Auch in den Treppen und Balustraden taucht die Zahl neun auf.
Die drei Dächer der imposanten Halle des Himmelstempels sind mit 50.000 blauen Glasurziegeln bedeckt und von einer goldenen Perle gekrönt. Hier wurde ohne Stahlgestell und ohne Beton gebaut, und es gibt nicht einen einzigen Eisennagel. Der Tempel besteht ausschließlich aus Holz. Im Inneren der Halle findet man die vier Säulen, welche das oberste Dach tragen und die vier Jahreszeiten repräsentieren. Die nächste Runde besteht aus zwölf Säulen, die für die zwölf Monate stehen, während die äußeren zwölf Säulen die zwölf Doppelstunden des Tages symbolisieren.
Ich komme am Eingang zur Echo Wall vorbei. Eine kreisrunde Tempelhalle des Himmelspalastes ist umgeben von der Echomauer, einer absolut glatten und exakt kreisförmigen Mauer. Durch ihre runde Form werden Schallwellen an der Mauer entlanggeführt und können überall an der Mauer wahrgenommen werden. Wenn man also gegen die Echomauer spricht, kann man selbst an der gegenüberliegenden Stelle hören, was gesagt wurde. In Europa ist dieses Prinzip als Flüstergewölbe bekannt.
Die Notwendigkeit, Kartenmaterial zu beschaffen, führt mich in die modernen breiten Füßgängerzonen Beijings.
Auf dem Weg dorthin entdecke ich ungewöhnliches Straßenreinigungsequipment …
… und ungewöhnliche Fahrzeuge.
Als nach vielleicht 20 Kilometern zu Fuß meine Schuhe hin sind und ich völlig fußlahm bin, betrete ich die Verbotene Stadt 紫禁城. Es ist ein Fehler, dies am Ende eines solchen Tages zu tun – ich bin schlapp und kann nicht mehr!
Die fast 600 Jahre alte Verbotene Stadt, auch Kaiserpalast genannt, gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie umfasst ein 720.000 m² großes Gelände mit 890 Palästen! Diese Paläste haben zusammen 9999,5 Räume (das sind Flächen zwischen jeweils vier Säulen), denn der Legende nach darf nur der Himmel einen Palast mit 10000 Räumen besitzen.
Ein Meisterwerk der chinesischen Architektur ist hier zu finden. Die Anlage der Verbotenen Stadt entsprach der Weltsicht der kaiserlichen Herrscher: ein fast rechtwinkliger Grundriss, der entsprechend dem Prinzip von Yin und Yang an der Nord-Süd-Achse ausgerichtet ist.
Die Dächer der meisten Hauptgebäude waren teilvergoldet und mit glasierten Ziegeln in der Symbolfarbe des chinesischen Kaisers – gelb – gedeckt. Kein Gebäude in Beijing durfte die Verbotene Stadt in der Höhe überragen.
Diese Bottiche waren Teil der Ausrüstung zur Feuerbekämpfung. Von Oktober bis Februar wurden sie in Decken gehüllt und an ganz kalten Tagen mit Holzkohlefeuern beheizt, damit das Wasser darin nicht gefror. Es gab 308 solcher Gefäße im Kaiserpalast, die 18 in Tempelnähe waren kupfern mit Goldeinlagen.
Der Kaiserpalast ist umgeben von einer zehn Meter hohen und 3428 Meter langen Mauer und einem sich daran anschließenden 52 m breiten Schutzgraben. Bis 1924 war dem einfachen Volk der Zutritt verwehrt. Mehr als die Hälfte der Verbotenen Stadt ist bis heute für Touristen gesperrt, weil dort viele Gebäude stehen, die seit dem Sturz der Monarchie nicht restauriert wurden und erst gründlich saniert werden müssen.
Der Tian’anmen-Platz – Platz des Himmlischen Friedens – ist der wichtigste Platz Beijings; er soll mit einer Fläche von 50 ha auch der größte Platz der Welt sein. Während der Regierungszeit der Kaiser war der Platz noch nicht für die Allgemeinheit zugänglich, aber er entwickelte sich im 20. Jahrhundert zum Aufmarschplatz der Massen und zum Ort politischer Demonstrationen. 1989 gelangte er nach der militärischen Niederschlagung studentischer und bürgerlicher Demonstrationen für Pressefreiheit und Demokratie und gegen Korruption zu trauriger Berühmtheit. Mittlerweile ist jeder zweite Besucher auf dem Platz ein Polizist in Uniform oder Zivil, um Demonstrationen im Keim zu ersticken.
Als ich Beijing nach vier Tagen schließlich verlasse, versucht Angela, die Wirtin, mir eine Google Map auszudrucken. Aber der Drucker streikt, so dass ich ohne detaillierte Stadtkarte starten werde. Ich verabschiede mich und hole in einer Nebenstraße noch eben Geld aus einem Automaten, als ich ihre Stimme hinter mir höre: Angela kommt mit einem Fahrrad hinterher und drückt mir die inzwischen ausgedruckte Wegbeschreibung in die Hand! Gemeinsam radeln wir noch bis zum Trommelturm, wo sie mir einen letzten Wegtipp gibt und mir zeigt, wie der nächste Ort in chinesischer Schrift aussieht. Nun verabschiedet sie sich endgültig von mir und ich mich von dieser Metropole, der Hauptstadt des Reichs der Mitte.
Hallo Frank,
tausend Dank und (y) (y) (y) fuer deine Muehen, uns trotz kaputten Fuessen und Schuhen noch solch schoene und interessante Berichte zu liefern !!!!
Meine Bewunderung und Hochachtung folgt dir auch weiterhin…..warte schon sehnsuechtig auf den naechsten Bericht 🙂