Tartu

Die heutige Strecke von Tallinn nach Tartu ist nicht allzu weit, sodass wir nicht die direkte Route nehmen, sondern erst einmal nach Osten fahren. Die Burgruine in Rakvere erkennt man an ihrer markanten Silhouette schon von weitem, und wir machen einen kurzen Zwischenstopp.

Burgruine Rakvere

Burgruine Rakvere

Unvermittelt geraten wir in eine Baustelle, in der eine Rückwärtsuhr anzeigt, dass die Rotphase der Baustellenampel 8:30 Minuten dauern wird. Es ist mörderisch heiß und kein bisschen Schatten vorhanden!

Lange Wartezeit an der Baustelle

Lange Wartezeit an der Baustelle

An der Mündung des dunkel dahinfließenden Mustvee (Schwarzes Wasser) liegt der gleichnamige Ort am Peipussee, dem fünftgrößten See Europas. Hier machen wir eine Trinkpause; inzwischen hat das Mineralwasser etwa die Temperatur des Tees in der Thermosflasche.

Viel zu warm!

Viel zu warm!

Durch die Mitte des Peipussees verläuft die Grenze zu Russland. Das Wasser ist durchschnittlich nur acht Meter tief; dadurch erreicht es im Sommer rasch Badetemperatur und friert im Winter schnell zu.

Peipussee

Peipussee

Südwestlich liegt Tartu, mit fast 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands. Die Stadt am Ufer des Emajõgi beansprucht, das intellektuelle und kulturelle Zentrum des Landes zu sein, auch darum, weil sie die älteste estnische Universität hat.

Universität Tartu

Universität Tartu

Hier in Tartu studiert der angehende Lehrer, an dessen Stadtführung in Tallinn wir teilgenommen haben.

Rathaus von Tartu

Rathaus von Tartu

Der lang gestreckte Rathausplatz bildet das Zentrum der Altstadt zwischen Fluss und Domberg.

„Küssende Studenten“

„Küssende Studenten“

Den Brunnen vor dem Rathaus schmücken ewig „Küssende Studenten“.

Gebäude am Rathausplatz

Gebäude am Rathausplatz

Skulptur „Vater und Sohn“

Skulptur „Vater und Sohn“

Die Skulptur „Vater und Sohn“  wurde 1977 geschaffen, 1987 in Bronze gegossen und sollte ursprünglich in Tallinn aufgestellt werden. Die Stadt Tartu kaufte die Skulptur 2001, und am Kindertag 2004 wurde sie in der Küüni-Straße aufgestellt. Sie stellt wohl den Bildhauer Ülo Õun selbst mit seinem anderthalbjährigen Sohn dar.

Observatorium auf dem Domberg

Observatorium auf dem Domberg

Das 1810 erbaute Observatorium gehörte zu den bedeutendsten des 19. Jahrhunderts, denn der Astronom Friedrich Georg Wilhelm Struve ließ hier eines der besten Fernrohre damaliger Zeiten installieren.

Blick vom Domberg auf das Rathaus

Blick vom Domberg auf das Rathaus

Museum anatomicum

Museum anatomicum

Engelsbrücke

Engelsbrücke

Zwei Brücken finden sich am Domberg: Die neoklassizistische Engelsbrücke von 1838, deren Inschrift „Otium reficit vires“ den Passanten den Rat „Muße stärkt die Kräfte“ gibt sowie ihr Pendent, die Teufelsbrücke von 1913, die wir erst, nachdem wir uns durchgefragt haben, finden.

Hier ist ja die Teufelsbrücke!

Hier ist ja die Teufelsbrücke!

Domkirche

Domkirche

Die Domkirche, an der vom 13. bis 16. Jahrhundert gebaut wurde, gehört zu den bemerkenswerten Sakralbauten der Backsteingotik im Baltikum.

Ruinen der Domkirche

Ruinen der Domkirche

Selbst die monumentalen Ruinen der einst 97 Meter langen dreischiffigen Kathedrale sind äußerst beeindruckend. Der Livländische Krieg und ein Brand im Jahr 1624 zerstörten die Kirche.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts baute man den Chorraum dann zur Universitätsbibliothek um.

Die Inschrift an der Engelsbrücke entdecken wir beim Verlassen des Domberges

Die Inschrift an der Engelsbrücke entdecken wir beim Verlassen des Domberges

Unterhalb liegt der Pulverkeller, der 1767 auf Geheiß Katharinas II. als Munitionslager in den Berg gegraben wurde. Heute wird in dem Gewölbe gute estnische Küche serviert.

Gastronomie im einstigen Pulverkeller

Gastronomie im einstigen Pulverkeller

Johanneskirche

Johanneskirche

Die Johanneskirche ist wohl Estlands bedeutendste Backsteinkirche. Mit dem Bau wurde wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts begonnen. Sie brannte 1944 völlig aus und konnte erst 1989 bis 2005 wieder aufgebaut werden.

Portal der Johanneskirche - Stein auf Stein wieder aufgebaut - mit Terrakottafiguren in Vollendung

Portal der Johanneskirche – Stein auf Stein wieder aufgebaut – mit Terrakottafiguren in Vollendung

Skulptur "Oscar Wilde und Eduard Vilde"

Skulptur „Oscar Wilde und Eduard Vilde“

Die doppelte Skulptur vor dem Café Wilde hat Charme. Beide Schriftsteller gehören zur gleichen Generation und hätten sich theoretisch Ende des 19. Jahrhunderts so unterhalten können.

Das Schiefe Haus

Das Schiefe Haus

Blickfang des Rathausplatzes ist das Schiefe Haus, an dem wir abends am Ende unseres Rundgangs angelangen. Das um 1812 errichtete Gebäude neigt sich zur Seite, da der Untergrund sumpfig ist und es – anders als die Nachbarhäuser – nicht ausreichend durch Holzpfähle gestützt wurde.

Tallinn

Die gut 300 Kilometer von Rīga nach Tallinn sind begleitet von zahlreichen Blitzern, die erfolgreich das Einhalten der 90 km/h sichern.
Da fährt man so gemütlich dahin, und dann ist man plötzlich in Estland.

Grenze Lettland - Estland

Grenze Lettland – Estland

Wir möchten eine Teepause einlegen, um einen Blick auf die Rīgaer Bucht zu werfen. Unbefestigte schmale Wege führen uns dorthin, und wir erwischen prompt den falschen. Als wir in einer Einfahrt drehen wollen, kommt schon von weitem der Hofhund auf uns zugeschossen – freundlich sieht er dabei nicht aus. Daher entfällt das Wenden zugunsten der Einfahrt in einen kleinen geschotterten Weg, der uns schließlich – und ohne näheren Kontakt mit dem wachenden Hund – an unser gewünschtes Ziel bringt.

An der Rīgaer Bucht

An der Rīgaer Bucht

Nicht nur auf Hofhunde ist hier zu achten ...

Nicht nur auf Hofhunde ist hier zu achten …

Nachmittags erreichen wir Tallinn.
Die von mächtigen Mauern umschlossene Altstadt, zu der der Domberg und die Unterstadt gehören, wurde 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.

Johanniskirche am Freiheitsplatz

Johanniskirche am Freiheitsplatz

Freiheitsplatz

Freiheitsplatz

Der Weg führt uns über den Freiheitsplatz, der der Unabhängigkeit Estlands gewidmet und ein eher nicht so schöner Zugang zur Altstadt ist. Die 27 Meter hohe Säule mit einem Kreuz ist ein Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg 1918 bis 1920. Sie wird nachts von Tausenden kleinen LED-Lampen von innen beleuchtet.

Modernes Denkmal am Freiheitsplatz

Modernes Denkmal am Freiheitsplatz

Ein Lehramtsstudent, an dessen Stadtführung wir teilnehmen, äußert sich überaus kritisch zu dem Denkmal. Es sei ständig verhüllt, da durch eingetretenes Wasser Schäden verursacht seien, die monatliche Wartungskosten in Höhe von 5000 Euro verschlingen – unglaublich!

St. Nikolaikirche

St. Nikolaikirche

Die St. Nikolaikirche aus dem 13. Jahrhundert ist heute als Museum der Kirchenkunst gewidmet. Die im Bombenhagel von 1944 zerstörte Kirche wurde erst in den 1980er Jahren wieder aufgebaut.

Durch mittelalterliche Gassen schlendern

Durch mittelalterliche Gassen schlendern

Unweit treffen wir auf das Rathaus in steil aufragender spätgotischer Architektur.

Rathaus

Rathaus

Das Zentrum der Unterstadt bildet der Rathausplatz, der sich im mittelalterlichen Gassengewirr mit erstaunlicher Weite öffnet. Dominiert wird er vom Rathaus; Blickfang an der weitgehend schmucklosen Fassade sind zwei kuriose Wasserspeier, Furcht erregende Drachen, die unvermittelt aus der Mauer vorstoßen, als wollten sie zuschnappen.

Drachenförmiger Wasserspeier

Drachenförmiger Wasserspeier

Historische Ratsapotheke

Historische Ratsapotheke

Auf der anderen Seite des Rathausplatzes entdecken wir die 1422 erstmals urkundlich erwähnte und zweitälteste durchgängig betriebene Apotheke Europas, die Ratsapotheke (die älteste Apotheke soll sich in Dubrovnik befinden). Die Ratsapotheke war von 1583 an über drei Jahrhunderte im Besitz der ungarisch stämmigen Familie Burchart; jeweils der erstgeborene Sohn der Familie erhielt den Namen Johann und erbte die Apotheke. Die Rezepturen dieser Apotheke waren über Estlands Grenzen hinaus berühmt. Bis heute braut man hier einen Gewürzwein, der heiß getrunken angeblich jede Erkältung verjagt.

Mägdeturm in der Stadtmauer

Mägdeturm in der Stadtmauer

1,9 Kilometer der ehemaligen Stadtmauer sind noch erhalten und machen Tallinn zu einer Stadt mit den besterhaltenen mittelalterlichen Verteidigungsanlagen Europas.

Kiek-in-de-Kök

Kiek-in-de-Kök

Der 50 Meter hohe, massive Kiek-in-de-Kök genannte Wehrturm am Abhang des Domberges wurde 1475 errichtet. Aus dem Plattdeutschen übersetzt heißt er „Guck in die Küche“, denn die wachhabenden Soldaten hatten von oben die Küchen der Häuser in der Unterstadt im Blick. Sie kontrollierten beispielsweise, ob die Feuer der Kochstellen bei Einbruch der Dunkelheit vorschriftsmäßig gelöscht wurden.
Der Turm ist auch der Eingang zu einem System versteckter Tunnel, die unter der alten Bastion auf dem Domberg verlaufen. Sie wurden im 17. Jahrhundert angelegt und im Zweiten Weltkrieg wieder genutzt.

Tallinns Schloss

Tallinns Schloss

Mehr Aufmerksamkeit als das blassrosa Schloss auf dem Domberg zieht die Alexander-Newskij-Kathedrale auf sich, die 1894 am Schlossplatz errichtet wurde. Die mächtige Fünf-Kuppel-Architektur wirkt wie ein Tusch für Russland – ganz im Sinne des damaligen Auftraggebers Zar Nikolaj II.

Alexander-Newskij-Kathedrale

Alexander-Newskij-Kathedrale

Das Barockschloss, im Auftrag der russischen Zarin Katharina II. erbaut, ist heute Sitz von Estlands Parlament und Regierung. Jeden Morgen bei Sonnenaufgang wird die estnische Flagge auf dem Turm zu den Klängen der Nationalhymne gehisst.

Die Melodie der Nationalhymne entspricht übrigens der der finnischen, und augenzwinkernd erzählt der Student, dass bei sportlichen Erfolgen der Finnen, bei denen die finnische Nationalhymne gespielt wird, sich die Esten leicht vorstellen könnten, es wäre ihr sportlicher Erfolg …  😉

Die deutsche Botschaft liegt direkt gegenüber der Alexander-Newskij-Kathedrale

Die deutsche Botschaft liegt direkt gegenüber der Alexander-Newskij-Kathedrale

Domkirche zu St. Marien

Domkirche zu St. Marien

Der Domberg wird beherrscht von der 800 Jahre alten Domkirche zu St. Marien, die eine schmucklose Fassade hat. Sie ist der Hauptsitz der evangelischen Kirche Estlands und diente einst den Adligen von Tallinn.

Unvermittelt befinden wir uns auf der Aussichtsplattform Kohtuotsa, die wir ohne die Führung vermutlich nicht gefunden hätten, da sie in einer Nische liegt. Die Unterstadt liegt in voller Ausdehnung zu unseren Füßen – ein atemberaubender Ausblick!

Blick auf die Stadtbefestigung und die St. Olaikirche, dahinter der Finnische Meerbusen

Blick auf die Stadtbefestigung und die St. Olaikirche, dahinter der Finnische Meerbusen

Der Grundstein für die St. Olaikirche wurde 1267 gelegt. Der Heilige Olaf als Namensgeber galt in Nordeuropa als Schutzpatron der Seefahrer. Als der Turm im Jahr 1500 fertiggestellt war, ragte er 159 Meter in den Himmel – damals einsame Spitze in Europa und bis ins 19. Jahrhundert das höchste Bauwerk Tallinns. Er hatte als Landmarke praktischen Nutzen für die Navigation, symbolisierte darüber hinaus aber Ruhm und Macht der mittelalterlichen Hansestadt. Nach einem Brand 1820 wurde der Turm um 26 Meter niedriger wieder aufgebaut.

Vor dem Torturm in der steilen Gasse Pikk jalg

Vor dem Torturm in der steilen Gasse Pikk jalg

Der Weg vom Domberg in die Unterstadt führt durch das älteste, in seiner Form von 1380 erhaltene Stadttor im Torturm und die steile Gasse Pikk jalg zwischen den Mauern der Ober– und Unterstadt.

Orthodoxe Kirche zu St. Nikolai

Orthodoxe Kirche zu St. Nikolai

Vorbei an der orthodoxen Kirche zu St. Nikolai gelangen wir zu den Drei Schwestern in der Straße Pikk.

Die Drei Schwestern

Die Drei Schwestern

Das barocke Häuserensemble der Drei Schwestern, das 1362 als Handelskontor errichtet wurde, ist heute ein Fünf-Sterne-Hotel, in dem angeblich bereits Elisabeth II. sowie der japanische Kaiser Akihito residiert haben sollen.

Große Strandpforte

Große Strandpforte

Am Ende der Straße bilden zwei miteinander verbundene Türme zur Seeseite hin die Große Strandpforte.
Der Wehrturm, die Dicke Margarethe, weist einen Durchmesser von 24 Metern und eine Mauerstärke von 4,7 Metern auf und wurde im frühen 16. Jahrhundert nicht nur zu Verteidigungszwecken gebaut, sondern auch, um all jene zu beeindrucken, die sich Tallinn über das Meer näherten.

Die Dicke Margarethe

Die Dicke Margarethe

Vor der begehbaren Stadtmauer

Vor der begehbaren Stadtmauer

Der Teil der Stadtmauer, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist, verbindet die Türme Nunna, Sauna und Kuldjala.

Haus der Großen Gilde

Haus der Großen Gilde

Das Gildehaus der Großen Gilde von 1410 mit seiner schlichten Fassade errichteten dieselben Baumeister, die auch das Rathaus bauten. Einflussreiche Fernkaufleute waren hier zusammengeschlossen. Mitglied konnte nur werden, wer verheiratet, wohlhabend und Kaufmann oder Goldschmied war und ein Haus besaß. Die Große Gilde gab es  von 1325 bis 1920.

Gildehaus der Kanuten

Gildehaus der Kanuten

Die Kanutigilde war ursprünglich eine geistliche Bruderschaft und wurde später zur Vereinigung elitärer Handwerker Tallinns. Es gab sie ebenso lange wie die Große Gilde.

Schwarzhäupterhaus

Schwarzhäupterhaus

Eingang mit Wappen der Schwarzhäupter

Eingang mit Wappen der Schwarzhäupter

Das Haus der Schwarzhäupter war das Zentrum der unverheirateten Tallinner Kaufleute. Über dem Eingang prangt das Wappen der Bruderschaft mit dem Haupt des Heiligen Mauritius; der afrikanische Märtyrer ist der Schutzheilige der Gilde.

Am Grünen Markt

Am Grünen Markt

Bei dem Grünen Markt handelt es sich um eine der wenigen Grünanlagen in der dicht bebauten historischen Altstadt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier Markt abgehalten.

Ehemaliges KGB-Gebäude

Ehemaliges KGB-Gebäude

Seit 1940 befand sich in diesem Gebäude die estnische Unterabteilung für Staatssicherheit, die Regimekritiker inhaftierte und verurteilte. Das Gefängnis wurde bis in die 1950er Jahre genutzt. Besucher erleben eine bedrückende Reise in die Zeit des kommunistischen Terrors.

Nationaloper Estlands

Nationaloper Estlands

Auf dem Weg zurück in unsere Unterkunft kommen wir an dem Opern- und Konzerthaus vorbei.
Nach elf Kilometern auf Schusters Rappen schließen wir unseren Tallinnbesuch ab – morgen geht es weiter nach Tartu.

Rīga

Auf dem Weg von der Kurischen Nehrung nach Rīga verlassen wir bald die Route entlang der Küste, um den Berg der Kreuze nahe der Stadt Šiauliai zu sehen. Auf einem neun Meter hohen Hügel drängen sich hunderttausende Kreuze in allen nur erdenklichen Formen und Größen. Die ersten Kreuze wurden im 19. Jahrhundert nach den Aufständen gegen die Russen aufgestellt – für die im Kampf gefallenen Litauer. Leider boten Russland und später die Sowjetunion noch oft Anlass, litauischer Opfer zu gedenken. Mehrfach ließen die sowjetischen Machthaber diese Stätte nationalen Gedenkens einebnen, doch die Litauer trugen in den 1980er Jahren mehr Kreuze als je zuvor hierher – der Wille zur Unabhängigkeit und die tief empfundene Religiosität zeigen sich hier eindrucksvoll.

Berg der Kreuze

Berg der Kreuze

Von Litauen nach Lettland

Von Litauen nach Lettland

Grenzkontrollen gibt es nicht, und fehlten die Schilder, würden wir den Wechsel von dem einen ins andere Land gar nicht bemerken.

Seitdem Lettland 1991 die Unabhängigkeit wiedererlangte, ist Rīga die Hauptstadt der lettischen Republik und mit fast 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums. Die Fülle von Architekturdenkmälern aller Epochen und Stile ist faszinierend.
Berühmt ist das prunkvolle Jugendstilviertel um die Alberta iela und die sorgfältig sanierte Altstadt, die seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

In der Alberta iela

In der Alberta iela

Mariendom

Mariendom

Dominierendes Bauwerk auf dem zentralen Domplatz ist der Mariendom, eine gewaltige Backsteinkirche und der größte Sakralbau des Baltikums.

Ausstellung UNITED BUDDY BEARS im Juli und August am Mariendom

Ausstellung UNITED BUDDY BEARS im Juli und August am Mariendom

Die UNITED BUDDY BEARS werben auf ihrer Welttournee für Toleranz und Verständigung zwischen den Völkern. Mehr als 140 Buddy Bären repräsentieren die Länder.
Die Ausstellung in Rīga ist ein Geschenk Deutschlands an die Bürger Lettlands anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Staatsgründung.
Durch Spenden und Versteigerungen konnten bislang mehr als 2 Millionen Euro für UNICEF und lokale Kinderhilfsorganisationen generiert werden. Hier vor Ort wird die Stiftung des Kinderkrankenhauses Rīga unterstützt – eine tolle Sache!

Der deutsche Beitrag

Der deutsche Beitrag

Bevor wir uns am nächsten Tag in die Altstadt begeben, suchen wir ein Medical Center auf. Mein Auge, das bereits zu Beginn der Reise gerötet war, schwillt mehr und mehr zu, und ich muss jetzt was dagegen unternehmen.

Freiheitsdenkmal

Freiheitsdenkmal

Auf dem Weg in die Neustadt kommen wir am Freiheitsdenkmal vorbei, das 1935 aufgestellt wurde. Die “Mutter Lettlands“ hält drei Sterne für die drei Landesteile Kurzeme, Vidzeme und Latgale in den Himmel. Dass die 42 Meter hohe Statue noch steht ist beachtlich, war sie doch den Sowjets stets ein Dorn im Auge.
1987 fand hier eine den Opfern des stalinistischen Terrors gewidmete Kundgebung statt – mit 5000 Menschen die größte nicht genehmigte Versammlung in der Geschichte Sowjetlettlands.

Als wir in der Klinik ankommen, muss ich mich registrieren lassen und 35 Euro bezahlen. Ohne Termin, den ich ja nicht habe, warten wir vor dem Sprechzimmer einer Augenärztin, die nur unangemeldete Patienten behandelt. Einer ersten Untersuchung des Auges folgt nach dem Weittropfen der Pupille eine zweite, und sie verschreibt mir Augentropfen, die ich unten im Haus in der Apotheke kaufe. Nach eineinviertel Stunden bin ich nach gründlicher Behandlung fertig – wow!
Unsere Sightseeing-Tour kann beginnen.

Wir schlendern durch großzügige Parkanlagen und  an der großen Straße Elizabetes iela entlang und entdecken dabei außerhalb der Altstadt Sehenswertes.

Nationalmuseum für Kunst am Park Esplanāde

Nationalmuseum für Kunst am Park Esplanāde

In dem Kunstmuseum findet sich die bedeutendste Sammlung lettischer Kunst, mehr als 50.000 baltische und russische Werke von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis heute.

Monika Centrum Hotel in einem neugotischen Gebäude

Monika Centrum Hotel in einem neugotischen Gebäude

Interessantes Kunstobjekt ohne Namen, das Dampf ausstößt

Interessantes Kunstobjekt ohne Namen, das Dampf ausstößt

Rīgaer Schloss

Rīgaer Schloss

Direkt neben dem Fluss Daugava liegt das Schloss. Nachdem die selbstbewussten Rīgaer Bürger 1297 ihre Burg im Zentrum der mittelalterlichen Altstadt zerstört hatten, errichteten die Ordensritter ihre neue Residenz außerhalb der Stadtmauern. Nachdem die Bürger 150 Jahre später erneut gegen die Macht der Ordensritter rebellierten, wurde das schwer beschädigte Schloss um den mächtigen Heiliggeistturm und den Bleiturm ergänzt, die bis heute die Anlage akzentuieren. Das Schloss ist Sitz des lettischen Staatspräsidenten.

Nationalbibliothek

Nationalbibliothek

Die lettische Nationalbibliothek liegt auf der anderen Seite der Daugava und wurde 1919, ein Jahr nach der Unabhängigkeit Lettlands, gegründet. Der Neubau stammt aus dem Jahr 2015.

Historische Gebäude in einer Nebenstraße in der Altstadt mit Lastenzug

Historische Gebäude in einer Nebenstraße in der Altstadt mit Lastenzug

"Drei Brüder"

„Drei Brüder“

In Domnähe findet man drei Häuser, die sich aneinanderschmiegen und die „Drei Brüder“ genannt werden – in Anlehnung an die „Drei Schwestern“ in der estnischen Hauptstadt Tallinn.

Bienenfreundliche Anlage vor der Petrikirche

Bienenfreundliche Anlage vor der Petrikirche

Die Bremer Musikanten

Die Bremer Musikanten

Vor der Petrikirche befindet sich die Skulptur der Bremerin Christa Baumgärtel, die zur Zeit der von Michael Gorbatschow begonnenen Perestroika entstand und 1990 ein Geschenk der Rīgaer Partnerstadt Bremen war.
Politische Stereotypen werden mit Humor überwunden: die bronzenen Helden schauen nicht durch das Fenster eines Hauses auf ein Räubergelage, sondern mit erstaunten Grimassen durch einen Spalt des Eisernen Vorhangs auf eine Welt, die ihnen bisher vorenthalten war.

Turm der Petrikirche

Turm der Petrikirche

Der Turm der Petrikirche war mit 136 Metern im ausgehenden 14. Jahrhundert der höchste der Stadt und löste in Rīga einen Wettstreit aus. Daher ließ der Bischof den Turm des Mariendomes nachträglich um zwei Geschosse aufstocken. Der Turm der Petrikirche brach jedoch 1666 zusammen und wurde durch einen neuen mit offener Galerie ersetzt. Mit dem Lift fahren wir nach oben, um das Panorama der Stadt aus 121 Metern Höhe zu genießen.

Blick auf den Mariendom, das dahinter liegende Schloss und die Daugava

Blick auf den Mariendom, das dahinter liegende Schloss und die Daugava

Das Freiheitsdenkmal von oben, dahinter eine russisch-orthodoxe Kirche und die Bausünde Radisson blu

Das Freiheitsdenkmal von oben, dahinter eine russisch-orthodoxe Kirche und die Bausünde Radisson blu

Wieder unten angelangt nehmen wir die weitere Stadterkundung auf inzwischen vertrauten Wegen auf und gelangen zum Rathausplatz.

Rīgaer Rathaus und Schwarzhäupterhaus mit dem Roland

Rīgaer Rathaus und Schwarzhäupterhaus mit dem Roland

Am Rathausplatz fällt weniger das nach Plänen von 1750 wieder aufgebaute Rathaus ins Auge als das berühmte Schwarzhäupterhaus mit dem hohen Giebel und der schmucken Backsteinfassade. Dabei handelt es sich um eine glänzende Rekonstruktion. Das Schwarzhäupterhaus wurde bei deutschen Bombenangriffen 1941 völlig zerstört und erst zum 800sten Geburtstag Rīgas 2001 wieder aufgebaut.

Der schwarze Klotz des Okkupationsmuseums, der aus Sowjetzeiten stammt, riegelt den Rathausplatz zur Daugava hin ab. Hier bemüht man sich seit Lettlands Unabhängigkeit, das Trauma der dreifachen Besetzung – 1939 Sowjetunion, 1941 Deutschland, 1944 wieder Sowjetunion – angemessen zu dokumentieren.

Denkmal für die Lettischen Schützen vor dem Okkupationsmuseums

Denkmal für die Lettischen Schützen vor dem Okkupationsmuseums

Vor dem Okkupationsmuseum erinnert das Denkmal für die Lettischen Schützen mit den drei riesigen Soldaten aus rotem Granit an die Freiwilligen, die mit den Bolschewiken für die Revolution kämpften.

Jakobsbaracke, gegenüber Stadtmauerüberreste

Jakobsbaracke, gegenüber Stadtmauerüberreste

Ein langes, niedriges Reihenhaus, das sich über mehrere hundert Meter hinzieht, ist die Jakobsbaracke, eine ehemalige Kaserne. Es existiert hier keine Straßenebene, das heißt, in den Keller führen einige Stufen hinab, und ins Erdgeschoss gelangt man über kleine Treppen nach oben.

Schwedentor

Schwedentor

Gegenüberliegend befindet sich das Schwedentor, das die Schweden 1698 durch ein mittelalterliches Wohnhaus brachen – das einzig erhaltene von einst 25 Stadttoren. Parallel verläuft ein Graben, in dem die Überreste der einst so gewaltigen Stadtmauer zu sehen sind.

Pulverturm (links) und Haus mit Wappen der lettischen Städte

Pulverturm (links) und Haus mit Wappen der lettischen Städte

Auch der imposante Pulverturm belegt, wie mächtig die Anlage war, die Rīga früher umgab – im Mittelalter sicherten 28 solcher Türme die Stadt.

In der nächsten Straße stoßen wir auf die Gildehäuser. Die Gilden stellten im gesellschaftlichen Leben des 13. bis 20. Jahrhunderts wichtige Institutionen dar. Deutschstämmige Kaufleute, Juweliere und Schriftgelehrte waren in der Großen Gilde, Handwerker in der Kleinen Gilde organisiert. Letten und Liven hatten keinen Zutritt.

Katzenhaus

Katzenhaus

Davon erzählt auch das Katzenhaus, das ein lettischer Kaufmann 1909 gegenüber dem Haus der Großen Gilde erbaute, nachdem ihm diese die Aufnahme verweigert hatte. Eine der zwei Katzen auf dem Dach zeigte den Gildebrüdern unverschämt das Hinterteil. Die empörten deutschen Kaufleute handelten daraufhin mit dem Letten einen Kompromiss aus: Man würde ihn aufnehmen, wenn er die Katze umdrehe.

Die gedrehte Katze

Die gedrehte Katze

Kleine Gilde (rechts)

Kleine Gilde (rechts)

Das Haus der Kleinen Gilde, in dem es heute Konzerte gibt, wurde 1864 neu erbaut.

Maler auf dem Platz der Liven

Maler auf dem Platz der Liven

Russisches Theater am Platz der Liven

Russisches Theater am Platz der Liven

Die Lettische Nationaloper

Die Lettische Nationaloper

An diesem Tag haben wir viele Eindrücke dieser schönen Stadt gewinnen können, und nach zwölf Fußkilometern beschließen wir unsere Stadterkundung bei einem kühlen Bier.

Morgen  geht’s mit dem Motorrad weiter gen Norden.