Paris lasse ich westlich liegen und erreiche nach 108 Kilometern im Sattel Sézanne, eine Gemeinde mit gut 5000 Einwohnern.
130 Kilometer nordöstlich von Paris liegt die Universitätsstadt Reims, die ich bei recht hohem Verkehrsaufkommen ansteuere. Hier wird Champagner hergestellt.
Die Cathedral Notre-Dame de Reims hat eine mit Reliefs und Figuren reich verzierte Westfassade und gilt als eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs – natürlich gehört sie zum UNESCO-Welterbe. Über Jahrhunderte wurden hier die französischen Könige gekrönt.
Was für eine Weiterfahrt! Der Tag fängt so schön an, denn ich fahre auf kleinen Straßen mit wenig Verkehr. Probleme mit der Kette erfordern ein Neueinstellen und Ölen, und beim Chainglider-Reinigen saue ich mich mal wieder so richtig ein. Eine Fahrt über den noch frischen Asphalt drückt Steinchen in die Mantelprofile; als ich sie entfernen will, kippt das Rad um und landet im Graben, und zu guter Letzt übersehe ich beim Radaufrichten auch noch die Brennnesseln – na bravo!
Das Kernkraftwerk Chooz an der Maas liegt drei Kilometer vor der belgischen Grenze.
Der knapp 900 Kilometer lange Fluss Maas fließt durch Frankreich, Belgien und die Niederlande und mündet als längster Nebenfluss des Rheins bei Rotterdam in die Nordsee.
Ich fahre weiterhin an der Maas entlang – eine nette Urlaubstour! Ab der Grenze hab ich jedoch kein Internet mehr, und daher entfällt eine genaue Navigation.
Huy ist eine alte Stadt, die erstmals im Jahr 636 urkundlich erwähnt wird.
Maastricht bedeutet so viel wie „Maas-Übergang“, was gut passt, denn die Stadt – eine der ältesten Hollands – liegt zu beiden Seiten des Flusses, eingebettet zwischen den Ländern Belgien und Deutschland.
Ich radle mit tollem Rückenwind durch Belgien und Holland; die Zeit vergeht wie im Flug und ohne körperliche Anstrengung – das macht Spaß!
Venlo hat vor sechs Jahren die 100.000-Einwohner-Marke geknackt und ist jetzt Großstadt.
Arnheim erreiche ich nach 87 Radweg-Kilometern, wovon leider zwanzig durch Regen führen.
Im Zweiten Weltkrieg versuchten alliierte Streitkräfte die Arnheimer Brücke über den Rhein zu erobern, um sich einen Weg nach Deutschland zu bahnen. Die Operation misslang, und die Wehrmacht zwang die 95.000 Menschen, die damals hier lebten, ihre durch die Schlacht schwer beschädigte Stadt zu verlassen.
Auch die Grote Kerk wurde zerstört und bis auf den modernen Turm originalgetreu wiederaufgebaut. Heute wird sie nicht mehr für Gottesdienste, sondern für verschiedene andere Zwecke genutzt.
Bei Schmuddelwetter, wie inzwischen schon gewohnt, starte ich am nächsten Tag auf gut ausgebauten Radwegen mit informativer Wegweisung.
Noch ein Übernachtungsstopp in Almelo, wo es eine Grote Kerk für die „Protestantse Gemeente met orgelspel“ gibt, und dann überquere ich die deutsch-niederländische Grenze, die aber in dieser Gegend nicht mehr sichtbar ist.
Eine kleine Metalltafel informiert den interessierten Leser: „Rutschen Sie in die Niederlande! Sie steigen auf deutscher Seite auf die Rutsche und kommen auf niederländischem Boden wieder an.“
Ich verkneife mir, den umgekehrten Weg auf der Rutsche zu nehmen und belasse es beim Fotografieren … 😉
1344 gründete der Fürstbischof von Arnheim die Burg Fürstenau, um das Osnabrücker Nordland gegen Begehrlichkeiten anderer Grafen zu sichern. Anfangs gab es nur den Festungsturm mit einem kleinen Anbau, aber nach und nach entstanden die übrigen Gebäude auf der heutigen Schlossinsel, inklusive einem Amtsgefängnis aus dem 17. Jahrhundert.
Seit 1977 befindet sich nun die Verwaltung der Samtgemeinde Fürstenau im Schloss – wie unspektakulär!
Das Alte Rathaus in Diepholz wurde 1904 errichtet und bis 1985 als solches genutzt.
Von Nienburg sind es noch 70 Kilometer bis Celle, und inzwischen plärrt MMW aus meinem Smartphone sein bekanntes „Ich bin wieder hier“.
Wow, geschafft! Was für ein Feeling am Ende meiner Reise per Rad um unseren Erdball! Ein kurzer Zwischenstopp bei Fahrrad-Brand, um Sascha zu begrüßen und mein Norvid zur Wartung anzumelden …
… und dann bin ich zu Hause – ein gutes Gefühl!