Die ersten zehn Kilometer nach Yuanping sind anstrengend, da nur Steigung, aber dann geht es über 20 Kilometer so steil bergab, dass ich Geschwindigkeiten von mehr als 60 km/h erreiche.
Ich treffe auf eine Mutter mit ihren beiden Töchtern, die gemeinsam auf einem Roller unterwegs sind. Ein Mädchen sitzt vor ihr im Fußraum, das zweite hinter ihr entgegen der Fahrtrichtung, sodass es sich gut an der Sitzlehne festhalten kann. Sie halten an und probieren freundlich lächelnd ihre Englischkenntnisse aus: Hello, my daughters, nice, und damit erschöpft es sich. Drei Gesichter strahlen mich an; das ist einfach ganz nett.
Immer wieder sehe ich gut besetzte Roller, die eigentlich für zwei Personen gedacht sind.
Die Menschen, auf die ich unterwegs treffe, sind vorsichtig in der Begegnung mit Fremden, aber auch sehr neugierig auf mich, möglicherweise weil ich anders reise als andere. Oft muss ich alles Mögliche zum Fahrrad erklären. Die Chinesen kennen keine Beleuchtung am Fahrrad, und auch Nabe und Auflademöglichkeit technischer Geräte wecken ihr Interesse. Und immer bin ich umgeben von einer Traube von zehn bis zwölf Männern. Wir können nicht miteinander reden, aber wenn ich wegfahre, lächeln die Menschen und winken mir nach. Die Kommunikation hier in China ist schwieriger, als ich mir das vorgestellt habe.
Ich sammle zahlreiche Eindrücke … – China, it’s different!
In der Stadt Taiyuan, mit 3.650.000 Einwohnern Hauptstadt der Provinz Shanxi, fahre ich über 25 Kilometer nur durch Stadtgebiet: Einkaufszentren, Bankenviertel, Autowerkstätten und wieder massenhaft unbewohnte neue Hochhäuser.
Wie Taiyuan liegt auch die mehr als 1500 Jahre alte Stadt Qixian am Fluss Fenhe.
Ein mit Holz befeuerter Fahrradbackofen zum Brotbacken findet meine Aufmerksamkeit. An Ort und Stelle esse ich das warme Brot, und prompt entsteht wieder ein Menschenauflauf um mein Fahrrad herum. Man kennt hier keine Gangschaltung, ist interessiert am Navigationsgerät und wundert sich, dass die Kette wegen des Chaingliders nicht zu sehen ist. Kauend Fachgespräche zu führen ginge hier problemlos, denn man versteht mich grad sowieso nicht.
Meine nächste Station ist Pingyao, d.h. heißt auch Schildkrötenstadt, was soviel wie Glück, Langlebigkeit und Festigkeit bedeutet. Die kleine Stadt mit etwa 42.000 Einwohnern ist vor allen Dingen wegen ihres mingzeitlichen Stadtbildes mit einer Vielzahl historischer Hofhäuser bekannt.
Die Stadtmauer wurde zwischen 827 und 782 v. Chr. gebaut. Im Jahr 1370 wurde die Mauer während der Ming-Zeit aus strategischen Gründen erweitert und mit Ziegelsteinen befestigt. Entlang der Mauer sind 72 Wachtürme und 3000 Zinnen angebracht worden.
Als ich in meiner Unterkunft ankomme und schaue, ob mein Fahrrad in diesem Innenhof sicher steht, sagt die Wirtin lächelnd: „No problem. Here is harmony.“ Ich wohne im Harmony Guesthouse mitten in der Altstadt. Mein Zimmer betrete ich direkt von diesem Innenhof aus. Das Haus liegt in der Nan Lu, und wenn ich auf die Straße gehe, stehe ich direkt vor dem Glockenturm.
Lieber Frank,
gerne bin ich wieder mit dir auf Reisen, sehe mir die Bilder von freundlichen Menschen, interessanten Plätzen und schönen Landschaften an. Ich verschlinge deine Berichte über die Begegnungen mit den Menschen aus anderen Kulturen und die Berichte über die Sehenswürdigkeiten die du unterwegs zu sehen bekommst. Ich freue mich immer wenn ich dein freundliche Lächeln auf den Bildern sehe, dann weiß ich das es dir gut geht. Damit das auch weiterhin so bleibt wünsche ich dir nur freundliche Menschen, gute Straßen, ein heiles Fahrrad, trockenes Wetter und eine gute Gesundheit, und mir wünsche ich von dir, noch mehr dieser interessanten Berichte.
Klaus