Cienfuegos

Am Tag vor der geplanten Omnibustour nach Cienfuegos treffen wir morgens vor unserem Hotel den Taxifahrer mit seinem klapprigen Auto wieder.
Er erkundigt sich, ob wir inzwischen ein Mietauto haben. Als wir verneinen, ruft er Eduardo, seinen Bekannten bei der staatlichen Autovermietung, an und erklärt uns anschließend, dass er uns umgehend dorthin bringen müsse, denn es gäbe einen Wagen für uns – unglaubliche Nachrichten dieses geschäftstüchtigen Taxifahrers, denn nun hat er praktischerweise auch gleich wieder eine Fahrt für sich organisiert …  Und tatsächlich, nach nur einer Stunde Warten unterschreiben wir den Mietvertrag, drücken Eduardo ein paar Scheine in die Hand, die sogleich in seiner Hemdtasche verschwinden, und bekommen ein nagelneues in China produziertes Autochen, bei dem noch nicht einmal die Aufkleber entfernt worden sind.

Die erste Fahrt führt uns zum Busbahnhof. Diesmal stehen wir nur eine knappe halbe Stunde in der Schlange, bevor wir erfahren, dass wir das Busticket natürlich zurückgeben können, nur nicht sonntags, und das ist heute. Alles Bitten und Erklären nützt nichts; die Frau hinter dem Schalter winkt den Nächsten heran – Mist!
Im Hotel werfen wir unsere Klamotten ins Auto und verlassen Havanna Richtung Cienfuegos. Das Fahren über Land ist okay, nur muss Katrin auf Fußgänger, Radfahrer, Mopeds, Ochsen- und Pferdefuhrwerke, umweltverpestende alte Lkw und massenhaft vorhandene Schlaglöcher achten, denn ich habe ja auch meinen Führerschein in Venezuela eingebüßt und darf nicht fahren, was sich grad als ganz angenehm erweist.

Club Cienfuegos

Club Cienfuegos

Cienfuegos ist Kubas sechstgrößte Stadt und liegt an der Südküste. „Perle des Südens“ wird dieser schöne Ort genannt, dessen historisches Zentrum 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde.

Unser BYD

Unser BYD

BYD – ein Aufkleber im Auto sagt „Build your dreams“, was aber nicht so recht zu diesem untermotorisierten Wägelchen passt.

Bei der Suche nach einer Unterkunft ist unsere Unabhängigkeit durch das Auto wirklich gut, denn aufgrund der Hochsaison gestaltet es sich tatsächlich schwierig, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Wir stellen den Wagen mit dem Gepäck darin ab und klappern zu Fuß – ein Einheimischer unterstützt uns unaufgefordert für ein paar Pesos dabei – eine Privatunterkunft nach der anderen ab, und es dauert eine Weile, bis wir ein freies Zimmer finden.

Eingangstür zu unserer Privatunterkunft

Eingangstür zu unserer Privatunterkunft

In den Häusern gibt es keine Fensterscheiben. An Fenster- und Türöffnungen befinden sich hinter der Fliegengaze metallene Lamellen, die man einstellen kann und die gleichzeitig ein Eindringen von außen verhindern.
Auf dem liebevoll gepflegten bunten Bodenfliesen steht ein wild flackernder Plastikweihnachtsbaum, und es hat den Anschein, dass dieser Durchgangsraum nicht genutzt wird, wenn das Gästezimmer des Hauses belegt ist. Gleiches gilt wohl auch für die Küche, in der wir am nächsten Morgen unser Frühstück einnehmen. Es spricht keiner ein Wort Englisch, aber die Verständigung klappt dennoch und die Menschen sind unglaublich freundlich.

Frühstück in der Küche vor einem weiteren Plastikbäumchen

Frühstück in der Küche vor einem weiteren Plastikbäumchen

Auf dem Weg in die Altstadt

Auf dem Weg in die Altstadt

Zuerst suchen wir den Busbahnhof, denn für diesen Tag gilt unser Omnibusticket von Havanna nach Cienfuegos. Es ist Montag, und wir scheinen Glück zu haben. Nach einem nur kurzen Moment Anstehen betreten wir ein kleines Büro und erklären dem Mitarbeiter, dass wir das in Havanna gelöste Ticket gern zurückgeben möchten. Daraufhin schüttelt er beim Herumfummeln an seinem Laptop immer wieder den Kopf, um uns zu zeigen, dass unser Unterfangen wohl aussichtlos ist. Wir bleiben aber beharrlich stehen, und nach offenbar aufwendigem Rechnen zahlt er uns schließlich Dreiviertel des Ticketpreises aus … – geht doch!

Ein Teil des Hafens

Ein Teil des Hafens

Der Hafen an einer 20 Kilometer langen Bucht und das fruchtbare Hinterland förderten die Entwicklung der Stadt enorm. Durch den Bau einer großen Zuckerverladestation auf Initiative Che Guevaras in den 1960er Jahren, die Ansiedlung von Ölraffinerien und Kunstdüngerfabriken ist Cienfuegos zu einem wichtigen Industriestandort geworden, von dem wir aber in und um die Altstadt herum nichts mitbekommen.

Altstadt von Cienfuegos

Altstadt von Cienfuegos

Teatro Tomás Terry

Teatro Tomás Terry

Das Theater wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Erbe des venezolanischen Zuckerbarons Tomás Terry errichtet; das neoklassizistische Gebäude fasst 900 Zuschauer.

Catedral Nuestra Señora de la Purísima Concepción

Catedral Nuestra Señora de la Purísima Concepción

Rathaus

Rathaus

José Marti Denkmal, im Hintergrund der Triumphbogen

José Marti Denkmal, im Hintergrund der Triumphbogen

José Marti, 1853 in Havanna geborener Journalist und Schriftsteller, wird heute noch als Nationalheld verehrt. Der Text des berühmten Liedes „Guantánamera“ (Frau aus Guantánamo), von Pete Seeger 1963 in der Carnegie-Hall in New York vorgestellt, stammt aus seiner Feder. Marti setzte sich bereits sechszehnjährig für die Unabhängigkeit Kubas ein und kämpfte zeitlebens gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Drei Jahre nach seiner Gründung der Revolutionären Partei Kubas 1892 fiel er im Kampf gegen die Besatzer.

Palacio Ferrer (links) und Triumphbogen (rechts)

Palacio Ferrer (links) und Triumphbogen (rechts)

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein schwerer Sturm große Teile Cienfuegos‘ zerstört hatte, leitete der eingewanderte französische Stadtplaner D’Clouet den Wiederaufbau. Dieser Einfluss ist heute durch den einzigen auf Kuba zu findenden Triumphbogen, den die damaligen Siedler im Gedenken an die ferne Heimat errichtet hatten, noch sichtbar.
Er ist die westliche Begrenzung des Parque José Martí, einem wunderschönen Platz in der Stadt.

Oficina del Conservator de la Ciudad

Oficina del Conservator de la Ciudad

Leerer Kleinlaster, der als Bus genutzt wird

Leerer Kleinlaster, der als Bus genutzt wird

Oldtimer mit "Armschutz"

Oldtimer mit „Armschutz“

Oldtimer haben keine Klimaanlagen und werden demzufolge immer mit offenen Fenstern gefahren; bei manchen fehlen gar einzelne Fenster. Bei dem blauen Wagen hat sich der Fahrer ein bequemes Kissen für seinen linken Unterarm auf den Fensterrahmen gelegt.

Ein originaler Achtzylindermotor, wie der Besitzer mir stolz erklärt

Ein originaler Achtzylindermotor, wie der Besitzer mir stolz erklärt

Taxi  - 1 PS

Taxi – 1 PS

Selbst ist der Kubaner: ein eigenwilliger Umbau

Selbst ist der Kubaner: ein eigenwilliger Umbau

Nichts, was möglicherweise noch irgendeinen Nutzen haben könnte, wird in diesem Land weggeworfen, denn wer weiß schon, wofür man es nicht vielleicht doch noch einmal gebrauchen könnte.

Dieses Schwein wird sicherlich kein Schwein haben, sondern zum Spanferkel zur Jahreswende werden

Dieses Schwein wird sicherlich kein Schwein haben, sondern zum Spanferkel zur Jahreswende werden

Festung von Cienfuegos

Festung von Cienfuegos

Leuchtturm an der Bucht von Cienfuegos

Leuchtturm an der Bucht von Cienfuegos

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